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Gegen LeerstandZukunftsmanager soll Leerstände in Schleiden und Gemünds Innenstädten bekämpfen

Lesezeit 4 Minuten
Zukunftsmanager für die Innenstädte (l.) Christian Semmelrogge und Bürgermeister Ingo Pfennings stehen vor einem Rathaus.

Christian Semmelrogge (l.) hat zunächst ein Jahr Zeit, um die Stadtenwicklung nach der Flut fortzuführen.

Schleiden konnte im Rahmen eines Förderprogramms des Landes NRW seit dem Herbst 2021 die Ansiedlung von 13 Geschäften unterstützen.

„Das ist ein sehr erfolgreiches Projekt“, betont Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Die Stadt konnte im Rahmen des Sofortprogramms des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte und Zentren seit dem Herbst 2021 die Ansiedlung von 13 Geschäften unterstützen. Für sechs Ladenlokale in Gemünd und sieben in Schleiden, die leer standen oder von Leerstand bedroht waren, wurden Folgenutzungen gefunden und gefördert.

Diese positive Entwicklung soll nun von Christian Semmelrogge fortgeführt werden, der seit Jahresbeginn die neue Stabsstelle Zukunftsmanager Innenstädte übernommen hat. „Ich hoffe, dass ich hier schnell etwas bewegen kann“, sagt der 36-Jährige, dessen Stelle erst einmal auf ein Jahr befristet ist.

15 Ladenlokale führen zu förderfähigen Summe von 156.000 Euro

Kurz vor der Flut im Juli 2021 hatte die Stadt den Förderbescheid erhalten. Im Rahmen des Programms des Heimatministeriums NRW können leerstehende Ladenlokale oder Gastronomiebetriebe angemietet und für bis zu zwei Jahre anderen Nutzern für eine reduzierte Miete überlassen werden. Ziel der Maßnahme ist, dass sich neue Betriebe langfristig ansiedeln.

Mit Geld aus dem Programm können Einzelhandels- und Gastronomie-Start-ups, der Verkauf landwirtschaftlicher Produkte, Lieferdienste und auch bürgerschaftliche Nutzungen wie Repair-Cafés oder Räume für Initiativen oder Bildungsangebote gefördert werden.

In ihren Berechnungen für den Projektantrag hatte die Wirtschaftsförderung in Schleiden und Gemünd 15 Ladenlokale angesetzt, die gefördert werden könnten. So ergab sich eine förderfähige Summe von knapp 156.000 Euro. Davon übernimmt das Land gut 140.000 Euro, etwa 16.000 Euro die Stadt.

Programm unterstützt zunächst Bioladen in Schleiden

„Grundbedingung ist, dass der Eigentümer der Immobilie auf 30 Prozent der Miete verzichtet. Er bekommt also beispielsweise nur 700 Euro, wenn er bisher für 1000 Euro vermietet hatte“, erklärt Bianca Renn, die bisher als Wirtschaftsförderin das Projekt bei der Stadt betreut hat. Im Rahmen einer 80-prozentigen Förderung werde das Ladenlokal dann für 200 Euro an den Interessenten weitergegeben: „Es ist ein Unterschied, ob ich für meinen neuen Laden 1000 oder 200 Euro Miete im Monat zahle. Gerade in der Anfangsphase, wenn die Einnahmen noch nicht so hoch sind.“

Das erste Geschäft, dass mit dem Programm unterstützt wurde, war laut Pfennings der Bioladen in Schleiden. Förderungen gebe es aber nur in den Konzentrationsbereichen „Am Plan“ und Dreiborner Straße in Gemünd sowie am Markt und „Am Alten Rathaus“ in Schleiden.

„Gemünd und Schleiden haben wichtige Versorgungsfunktionen und sind deshalb auch für Ansiedlungen von Geschäften interessant.“
Christian Semmelrogge, Zukunftsmanager

Mit Mitteln aus dem Förderprogramm konnte jetzt auch die Stelle für Christian Semmelrogge geschaffen werden. „Er kennt sich im Bereich Wirtschaftsförderung gut aus“, lobte der Bürgermeister. Semmelrogge hatte nach eigenen Angaben zuletzt als Wirtschaftsförderer im Osterzgebirge gearbeitet. Er soll nun das Programm weiter begleiten und Hauseigentümer finden, die noch mitmachen wollen.

„Ich habe die Stelle im Internet gesehen und fand die Ausschreibung interessant“, sagt der 36-Jährige. Man habe aktuell alle Immobilienbesitzer, bei denen es Leerstände gibt, angeschrieben, um sie auf die Fördermöglichkeiten hinzuweisen. „Gemünd und Schleiden haben wichtige Versorgungsfunktionen und sind deshalb auch für Ansiedlungen von Geschäften interessant“, so Semmelrogge.

Der Wirtschaftsförderer liebt die schöne Gegend und die Natur: „Das ist ein angenehmes Wohn- und Arbeitsumfeld.“ Vorher sei er noch nie in der Eifel gewesen. Nun sei er dabei, bei Ausflügen die Region zu erkunden.

Förderung des Heimatministeriums läuft zum Jahresende aus

Doch da gibt es ein Problem: Das Förderprogramm des Heimatministeriums soll zum Jahresende auslaufen. „Wir haben die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach gebeten, dass Programm fortzuführen oder einen Nachfolger aufzulegen“, berichtet der Bürgermeister. Wenn das nicht der Fall sei, müsse man nach anderen Fördermöglichkeiten Ausschau halten, auch um die Stelle von Semmelrogge weiter finanzieren zu können.

„Die gewerblichen Mieter würden es auch begrüßen, wenn sie eine weitere Förderung bekommen könnten“, sagt Pfennings. „Das Programm ist ein wertvolles Instrument, um den Wiederaufbau in der Region in den aktuell schwierigen Zeiten zu fördern“, erklärt Renn. Nach der Flut sei es noch schwieriger geworden, die Innenstädte mit neuen Geschäften zu beleben.

Erst wenn die Förderung auslaufe, werde sich zeigen, ob ein nachhaltiger Effekt erzielt werden kann und die Geschäfte in Schleiden und Gemünd weiter fortgeführt werden. „Das müssen wir abwarten“, sagt Renn. Einen Vorteil habe die Aktion aber auf jeden Fall: „Bei der Vermarktung von leerstehenden Geschäften ist es schon ein großer Vorteil, wenn die Ladenlokale in der Nachbarschaft besetzt sind.“

Geschäfte in Innenstädten sollen mit Ambiete vor Ort punkten

Pfennings und Renn sehen nur eine Möglichkeit, wie die Geschäfte in kleinen Innenstädten der wachsenden Internetkonkurrenz begegnen können. „Die Einzelhändler müssen auf Ambiente, Angebot und persönliche Beratung setzen und dem Kunden einen Mehrwert bieten, den er im Internet nicht bekommt“, meint der Bürgermeister.

Renn ergänzt: „Die Kunden wollen Erlebnisse und Orte mit Aufenthaltsqualität.“ An einem solchen Angebot müssten alle Geschäftsinhaber mitarbeiten, beispielsweise mit einer Abend-Shopping-Aktion, einer Modeshow oder anderen gemeinsamen Aktivitäten.


Zur Person: Christian Semmelrogge ist 36 Jahre alt, in Göttingen geboren und aufgewachsen. Er machte nach eigenen Angaben seinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen und seinen Master in Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung, beides an der Fachhochschule Göttingen.

Der 36-Jährige arbeitete zuletzt als Wirtschaftsförderer für die Städte Glashütte und Altenburg im Osterzgebirge. Sein großes Hobby ist Wandern. (wki)

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