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Rotkreuzler on TourInternationales Peace-Camp in Vogelsang geht zu Ende

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Das DRK-Grundsätze-Denk-Mal bauten die diesjährigen Teilnehmer des Peace-Camp.

Schleiden-Vogelsang – Angenehme Kühle herrscht im Transit, dem Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus des DRK-Kreisverband Euskirchen in Vogelsang. Schummriges Licht dringt durch die Vorhänge, die vor die Fenster gezogen wurden. Dabei brennt draußen, auf dem Gelände der einstigen Ordensburg, die Sonne und färbt die Gesichter von rosig auf krebsrot. „Ich finde das gar nicht heiß, sondern angenehm“, sagt die italienische Rotkreuzlerin Federica Romaniello und schmunzelt über die Hitzehysterie ihrer deutschen Freunde.

Am Wochenende ist das Internationale Peace-Camp in Vogelsang zu Ende gegangen. Junge Leute aus aller Herren Ländern waren unterwegs auf dem Gelände mit Baumaterialien und Werkzeugen. Vierzehn Tage verbrachten sie in Vogelsang. Die Hälfte der Zeit wurde Bauprojekten gewidmet, die andere mit Ausflügen verbracht.

„Dabei hätte Corona uns fast aus der Bahn geworfen“, freute sich Rolf Zimmermann, Spiritus Rector der DRK-Aktivitäten in Vogelsang darüber, dass es doch gelungen war, zum achten Mal die Zusammenkunft zu organisieren. Denn die Besucher aus Asien und Südamerika, die normalerweise als Gäste mit dabei sind, konnten in diesem Jahr die Reise nach Deutschland nicht antreten. „Irland hat komplett abgesagt, als die Nachricht vom Lockdown in Gütersloh verbreitet wurde“, so Zimmermann.

Fast abgesagt

„Wir waren kurz davor, abzusagen“, führte er fort. Erst Anfang Juli entschloss sich das Organisationsteam, die Veranstaltung durchzuführen. Zwei Anmeldungen aus Spanien habe es zu diesem Zeitpunkt erst gegeben. „Wir haben die Kollegen vom italienischen Roten Kreuz angefragt, die uns dann drei junge Leute geschickt haben“, berichtete Zimmermann.

Auch aus Uganda und Zimbabwe kamen Rotkreuzler. Insgesamt 22 Leute aus sieben Nationen konnten anreisen. Aufregungen gab es um die türkische Vertreterin. Sie hatte alle erforderlichen Papiere, Visum und Corona-Test, doch die Fluggesellschaft weigerte sich, sie in das Flugzeug zu lassen. Sie würde in Deutschland zurückgeschickt werden, argumentierte sie. „Wir haben dann eine Bescheinigung der Bundespolizei in Köln/Bonn organisiert, dass sie dort einreisen dürfte“, berichtete Zimmermann.

Quasi als Begrüßungscocktail absolvierte die ganze Gruppe in Mechernich im DRK-Testzentrum einen Corona-Test und begab sich dann im Transit 59 in Quarantäne, bis die negativen Testergebnisse vorlagen. Zum Einstand nach Aufhebung der selbst auferlegten Quarantäne gab es eine Geländeführung in Vogelsang von dem ehemaligen belgischen Soldaten Jean-Marie Malaise. Zudem ging es ins Haus der Geschichte in Bonn. „Nur Malmedy klappte nicht“, so Zimmermann. Weil just an dem Tag in Belgien die Corona-Bestimmungen verschärft wurden und auch noch eine Baustelle den Weg blockierte, wurde kurzerhand umdisponiert und stattdessen die Frittenbude in Sourbrodt angesteuert.

Seit seinen Anfängen gehören Bauprojekte zum Peace-Camp dazu. „Das DRK in Vogelsang wäre nicht, was es ist, wenn es das Peace-Camp nicht gäbe“, verwies Zimmermann auf die vielen Hinterlassenschaften der Veranstaltung. Ob das die Aufräumarbeiten in Kameradschaftshäusern waren oder die Terrasse am Transit. Alljährlich wird das Fluchthaus in Vogelsang umgebaut und mit neuen Herausforderungen für die Besucher versehen. Als sichtbares Zeichen bauten die Peace-Campler in diesem Jahr aus Baumstämmen ein auffälliges Mahnmal: Das „DRK-Grundsätze-Denk-Mal“. Dabei war der eigentliche Ansatz für das Bauprojekt ein Überbleibsel aus Zimmermanns Pfadfindertagen. „Seit dieser Zeit will ich immer Türme bauen“, verriet er augenzwinkernd. Doch als deutlich wurde, dass die Zahl der Baumstämme, die das Fundament bildeten, den Grundsätzen des Roten Kreuzes entsprach, wurde das Bauwerk kurzerhand umgewidmet.

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Am Sonntag verabschiedeten sich die Gäste. Ein Bruch in der Stimmung habe die verheerende Explosion in Beirut bedeutet, berichtete Zimmermann. „Das hat uns umgepolt.“ Daraufhin habe die Gruppe sich damit auseinandergesetzt, wie solche Katastrophen bewältigt werden könnten. „Es kamen auch Fragen von Teilnehmern, was sie tun müssten, um demnächst bei solchen Geschehnissen im Ausland eingesetzt zu werden“, freute sich Zimmermann, der über viel Erfahrung mit derartigen Einsätzen verfügt.

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