Forsthaus WolfgartenBlitzer-Attrappe soll Autofahrer in Schleiden bremsen

Die Blitzer-Attrappe an der Landstraße vor Wolfgarten dürfte noch so manchen Verkehrsteilnehmer zur Reduzierung der Geschwindigkeit bewegen.
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Schleiden-Wolfgarten – Ein heftiger Schreck dürfte derzeit den Verkehrsteilnehmern durch die Glieder fahren, wenn sie auf der L 249 durch den Kermeter in Richtung Heimbach das Forsthaus Wolfgarten II passieren. Eine auffällige, schwarz-weiß bemalte Säule mit eingelassenem Fenster scheint dort am Straßenrand auf die Fahrer mit allzu schneller Fahrweise zu lauern. Doch der vermeintliche Blitzer besteht aus massivem Tannenholz und ist eigentlich nichts als eine besonders auffallende Gartendekoration.
Eine Art Mahnmal
Damit hat die „Waldsäule“ gute Chancen, bereits an diesem Wochenende zur meist beachteten Außenskulptur in der Region zu werden. Aufgestellt hat sie das Nationalparkforstamt, nachdem eine Hemlocktanne, die an dieser Stelle stand, gefällt werden musste. „Der Baum überragte das Haus und musste aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden, da er bei einem Sturm auf das Gebäude hätte fallen könnte“, beschrieb Büroleiter Peter Joerißen vom Nationalparkforstamt den Anlass.
Die Idee, mit der „Waldsäule“ eine Art Mahnmal an die Straße zu stellen, war eine spontane. Ein Teil des Stammes wurde in der Holzwerkstatt des Nationalparks mit Farbe, ein paar Schrauben, Plexiglas und einem Holzdeckel umgestaltet und am Dienstagvormittag aufgestellt.
Der Erfolg sei erstaunlich gewesen, berichteten die Bewohner des Hauses im Gespräch mit dieser Zeitung. Es sei auf einmal nicht nur viel langsamer gefahren worden, sondern wenige Stunden später habe sich ein Streifenwagen der Polizei die Säule angesehen.
Polizei schreitet nicht ein
„Wir haben keine Handhabe, dagegen vorzugehen“, sagte der Sprecher der Polizei Euskirchen, Lothar Willems, auf Anfrage. Denn die Vorgaben, die für eine solche Attrappe bestehen, sind hier erfüllt. Sie muss auf privatem Grund und Boden stehen und darf keinerlei elektrische Installationen beinhalten.
Der Baum sei in der Menschheitskultur ein uraltes Symbol des Lebens; seine Wurzeln reichten tief in die Erde, seine Wipfel berührten den Himmel, hat Joerißen in einer nicht ganz ernst gemeinten Erklärung zum Kunstwerk „Waldsäule“ geschrieben. „Der jetzt tote Teil des Baumes lebt insofern weiter, indem er ständig von sich vorbei bewegenden Menschen wahrgenommen wird“, schreibt er weiter. Die Waldsäule spreche Menschen tief im Inneren direkt an und erinnere sie an ihr Verhalten gegenüber der Natur.
Denn die Blitzattrappe hat einen ernsten Hintergrund. Da das Forsthaus kurz vor einer Kurve stehe, habe man dort eine schwierige Situation. Deshalb habe vor fünf Monaten die Nationalparkverwaltung einen Antrag an den Kreis Euskirchen gestellt, dass an dieser Stelle, an der auch eine Bushaltestelle sei, eine Verkehrsberuhigung eingerichtet werden solle.
Viele Wildunfälle
Doch die Probleme seien noch vielschichtiger. Oft wüssten die Menschen nicht, wenn sie durch den Kermeter fahren, dass sie in einem Nationalpark unterwegs seien, sagte Joerißen. „Es liegt uns aber viel daran, dass das Zusammenspiel Mensch-Natur gut funktioniert.“
Auf den Strecken im Kermeter gebe es viele Wildunfälle. Vor wenigen Wochen sei eine Sozia bei einem Zusammenstoß mit einer Hirschkuh vom Sitz geholt worden. „Wir haben hier auch eine der größten Wildkatzenpopulationen“, so Joerißen. Da es sich dabei um eine geschützte Tierart handele, sei jeder der vielen Totfunde besonders tragisch. „Wir wären froh, wenn die Geschwindigkeit allgemein reduziert werden würde.“
Auch der Lärm, der von Motorrädern mit ausgebauten Schalldämpfern ausgehe, sei erheblich. „Wir mussten in dem Forsthaus deswegen sogar Schallschutzfenster an der Vorderfront einbauen“, sagte Joerißen.