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Wärmender Schmuck und großes ProgrammSchleiden feiert das 500-Jährige der Schlosskirche

Lesezeit 6 Minuten
Einige Menschen stehen vor der Kirche und breiten den langen Wollschal aus.

Sowohl zum Stricken als auch zum Ausbreiten des Schals waren zahlreiche Helferinnen nötig.

Die Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus prägt seit 500 Jahren das Bild Schleidens. Das Jubiläum wird nun mit einem bunten Programm gefeiert.

Eigentlich gehört es sich nicht, Damen älteren Semesters nach dem Alter zu fragen. Doch bei der Schlosskirche in Schleiden erübrigt sich das – es dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Seit 500 Jahren bestimme die Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus das Bild der Stadt an der Olef, sagte Pfarrer Thomas Schlütter zu Beginn des Pontifikalamtes, mit dem die Feierlichkeiten zum Jubiläum begannen. Zu dem Anlass war Bischof Dr. Helmut Dieser aus Aachen nach Schleiden gekommen.

Da war der erste Programmpunkt schon vorbei. Bereits am Samstagabend war eine Gruppe in Sachen Jubiläum an der Schlosskirche. Das altehrwürdige Gemäuer sollte schick in sein Jubiläumsjahr gehen. Und damit es das gut übersteht und sich kein Schnüpfchen holt, wurde nicht der übliche Schmuck gewählt: Ein bunter, handgestrickter Schal wurde ihm umgelegt.

Schleidener Strickrudel fertigte das 25 Meter lange Unikum

Was sich einfacher anhört, als es war. Wie das ganze Projekt, das sich die Frauen vom Schleidener Strickrudel vorgenommen hatten, das sich einmal in der Woche im Alten Jugendheim in der Vorburg trifft. Denn einen 25 Meter langen Wollschal zu stricken, erfordert nicht nur glühende Nadeln, sondern auch viele Hände und jede Menge Wolle. Almuth Bouschery ist die Initiatorin des Strickrudels „Komme, was Wolle“. Sie ist begeisterte Strickerin und gibt ihr Können und Wissen auch in VHS-Kursen weiter. Ein Kreis von 16 Frauen trifft sich regelmäßig zum gemeinsamen Stricken. „Männer sind auch herzlich willkommen, aber da kommt keiner“, sagte Bouschery.

Deshalb oblag es letztendlich den Frauen, den Vorschlag Schlütters aufzugreifen und einen Schal für den Glockenturm zu produzieren. „Ich hatte ein ähnliches Projekt mal in Dülken gesehen“, verriet er seine Inspiration. Dort war 2021 zum Jubiläum der Pfarrkirche ein 66 Meter langer Schal produziert worden.

Der Glockenturm der Schlosskirche hat einen 25 Meter langen umgelegt bekommen.

25 Meter lang ist der Schal, der um den Glockenturm der Schlosskirche anlässlich des 500. Jubiläums gelegt wurde.

Die Turmbläser spielen im Glockenturm der Schlosskirche in Schleiden auf ihren Instrumenten.

An den Turmbläsern war es noch vor dem Glockengeläut, für den stimmungsvollen Auftakt der Feierlichkeiten zu sorgen.

Der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser hält eine Predigt in der Schlosskirche in Schleiden.

Zum Pontifikalamt kam Bischof Dr. Helmut Dieser nach Schleiden.

Im Vergleich dazu waren die Schleidener mit 25 Metern etwas bescheidener. Für den Schal wurden jede Menge einzelne Wolllappen gestrickt, erklärte Bouschery. Das Projekt sei nur möglich gewesen, weil sich zwei Frauen, die nicht in dem Kreis aktiv sind, zur Unterstützung meldeten. Nach dem Festjahr soll der Schal aufgetrennt und die einzelnen Segmente neu zu Decken zusammengestellt werden, die zum Beispiel an Kindergärten im Stadtgebiet weitergegeben werden könnten. „Das ist schließlich beste Wolle“, so Bouschery.

Nach drei Versuchen hängt der Schal an der Schlosskirche in Schleiden

Einen 25 Meter langen Schal mit Schleife und eingearbeiteter „500“ zu produzieren, ist das eine. Den auch noch als festlichen Schmuck um den Turm zu legen, das andere. Dazu trafen sich rund 40 Gäste, um das zu bewerkstelligen, zu sehen – und mit einem Glas Sekt auf den runden Geburtstag anzustoßen. Musikalisch eingeleitet wurde das Treffen von den Turmbläsern Sven Bohnenkamp, Jan-Hendrik Servaty, Julian Eßer und Peter Ronig.

Mit dünnen Schnüren wurde dann das wollene Stück in die Höhe gehoben. Allerdings taten die Schnüre das, was dünne Schnüre schon mal tun: Sie rissen, und der Schal fiel zu Boden.

Denn mittlerweile hatte auch der vorhergesagte Regen eingesetzt, der zu den rund 15 Kilo, die der Schal wiegt, noch einiges hinzufügte. Drei Versuche waren nötig, bevor die Schleife stolz am Turm prangte und die Festwochen von den Glocken eingeläutet wurden.

Die Schlosskirche war mehr als 30 Jahre protestantisches Gotteshaus

Auf die Namenspatrone der Schlosskirche bezog sich Bischof Dieser in seiner Predigt beim Pontifikalamt am Sonntag. Philippus und Jakobus seien Jünger der ersten Stunde gewesen, Kundschafter des größten Übergangs der Menschheitsgeschichte. Die Schleidener Kirche mit ihrer 500-jährigen Geschichte sei Teil der Heimat – und biete Heimat für die Seele. Diese Heimat in der Kirche müsse aber in den aktuellen Umbrüchen immer wieder gesucht werden: „Die Kirche ist nicht alt, sie hat in jeder Generation die Chance, jung zu werden.“

Auch der Schleidener Pfarrer Thomas Schlütter verwies auf die jahrhundertealte Historie. Die Schlosskirche könne vom Auf und Ab der Kirche in der Geschichte erzählen – und auch, dass es schon schlimmer gewesen sei: „Sie würde sagen, es liege an uns, wie sich die Generationen entwickeln werden.“

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Kirchenchor Schleiden unter der Leitung von Klaus Dederichs. Auch Pfarrerin Petra Reitz von der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal steuerte ein Grußwort bei – nicht nur in ökumenischer, sondern auch in historischer Verbundenheit. Denn schließlich war die Schlosskirche im 16. Jahrhundert mehr als 30 Jahre protestantisches Gotteshaus.

Bürgermeister unterstrich die Bedeutung kirchlicher Einrichtungen

Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings wies auf die Bedeutung von kirchlichen Einrichtungen wie der Caritas oder der Clara-Fey-Schule hin, die ohne die Beteiligung der Menschen nicht möglich seien. „Leider überträgt sich die heutige Erwartung des Full-Service-Staates ohne eigenes Engagement auf eine Full-Service-Kirche – und das am liebsten ohne Mitgliedschaft“, sagte er und warnte, dass diese Angebote verschwinden könnten.

Zum 500-Jährigen der Schlosskirche wurde ein umfangreiches Programm ausgearbeitet, das an diesem Wochenende begonnen hat. Am Freitag, 16. Mai, 19 Uhr, wird es mit „Maria neu An(ge)dacht“ über die Mariendarstellungen in der Kirche fortgesetzt. Der Sonntagsgottesdienst am 25. Mai, 11 Uhr, wird unter Mitwirkung des Trios Cappuccino gestaltet.

Vor dem Sonntagsgottesdienst am 29. Juni spielt um 10 Uhr zur Einstimmung das Streicherensemble der Musikschule Schleiden. Ein Chorkonzert mit „Cantemus“ unter der Leitung von Heinz Ströder findet am Freitag, 6. Juli, 17 Uhr, statt. „Marmor, Stein und … neu An(ge)dacht“ befasst sich am 29. August um 19 Uhr mit steinernen Monumenten in der Schlosskirche. Instrumental- und Vokalmusik aus Renaissance und Barock bieten am Sonntag, 14. September, 17 Uhr, Lehrer der Musikschule Schleiden.


Das Programm

Zum 500-Jährigen der Schlosskirche wurde ein umfangreiches Programm ausgearbeitet, das an diesem Wochenende begonnen hat. Am Freitag, 16. Mai, 19 Uhr, wird es mit „Maria neu An(ge)dacht“ über die Mariendarstellungen in der Kirche fortgesetzt. Der Sonntagsgottesdienst am 25. Mai, 11 Uhr, wird unter Mitwirkung des Trios Cappuccino gestaltet.

Vor dem Sonntagsgottesdienst am 29. Juni spielt um 10 Uhr zur Einstimmung das Streicherensemble der Musikschule Schleiden. Ein Chorkonzert mit „Cantemus“ unter der Leitung von Heinz Ströder findet am Freitag, 6. Juli, 17 Uhr, statt. „Marmor, Stein und … neu An(ge)dacht“ befasst sich am 29. August um 19 Uhr mit steinernen Monumenten in der Schlosskirche. Instrumental- und Vokalmusik aus Renaissance und Barock bieten am Sonntag, 14. September, 17 Uhr, Lehrer der Musikschule Schleiden.

Hochklassige Orgelkonzerte mit internationalen Organisten stehen an vier Terminen an: Freitag, 23. Mai, mit Paolo Oreni, Mailand, Italien; Freitag, 13. Juni, mit Heinz-Peter Kortmann, Krefeld; Freitag, 18. Juli, mit dem Organisten des Pastoralen Raumes Schleiden/Hellenthal, Andreas Warler; Freitag, 22. August, mit Aya Yoshida, Nagoya, Japan; Freitag, 19. September, mit Prof. Markus Eichenlaub, Speyer. Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr.

Kirchen- und Orgelführungen werden am 1. Juni, 13. Juli und 3. August, jeweils um 15 Uhr, angeboten. Kindgerechte Kirchenführungen mit einer Rallye stehen am 6. und 13. August, jeweils um 16 Uhr, auf dem Programm. Das Jubiläumspfarrfest findet im Franziskuspark am Sonntag, 31. August, ab 11 Uhr statt.

Schätze der Schlosskirche werden vom 24. bis 31. August im Rahmen einer Ausstellung gezeigt. Der Abschluss der Festwochen wird am Samstag, 20. September, 18 Uhr, bei der Messe zur Eröffnung der Schleidener Kirmes gefeiert. Alle Termine sind in dem Flyer zu finden, der in der Schlosskirche ausliegt oder online abrufbar ist.