Erhalt oder Abriss?Studierende entwickeln Nutzungskonzepte für ehemalige Kaserne in Vogelsang

Lesezeit 3 Minuten
Vogelperspektive auf die ehemalige Kaserne in Vogelsang

Für die ehemalige Kaserne „Van Dooren“ in Vogelsang werden neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht.

Seit der Gründung des Nationalparks 2004 wird nach einer Nutzungsmöglichkeit für den Gebäudekomplex gesucht.

Vollständiger Erhalt, Teilabriss oder Abtragung bis auf die Außenmauer aus der NS-Zeit: Architekturstudenten der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen haben sich jetzt unter der Leitung von Professor Peter Jahnen Gedanken gemacht, wie das riesige ehemalige Kasernengebäude „Van Dooren“ in Vogelsang gestaltet und genutzt werden könnte. Die besten Konzepte sollen nun bis Ende Juni detaillierter ausgearbeitet und dann Vogelsang IP zur Verfügung gestellt werden. Die Belgier hatten die Kaserne 1951 auf den fertiggestellten Sockelmauern des von den Nationalsozialisten geplanten „Hauses des Wissens“ errichtet.

Bis zu 900 Soldaten konnten in dem Gebäude untergebracht werden, das nach dem ersten belgischen Offizier benannt wurde, der im Kampf gegen Nazi-Deutschland gefallen ist. Seit der Gründung des Nationalparks 2004 wurde und wird nach einer Nutzungsmöglichkeit für den Gebäudekomplex gesucht. Das Erdgeschoss wird seit 2006 zum Teil als Lager genutzt. Die befestigte Freifläche vor der ehemaligen Kaserne dient als Parkplatz für Reisebusse. Planungen, „Van Dooren“ zum Krimihotel umzubauen, waren 2010 wegen heftigen Widerständen eingestellt worden.

Es gibt kein Gebäude auf dem Gelände, das wir so stark verändern können“
Thomas Kreyes, Geschäftsführer von Vogelsang IP

In den vergangenen Jahren war immer wieder über einen Abriss des Gebäudes diskutiert worden. Versuche der Bundesanstalt für Immobilien, den Komplex zu verkaufen, waren auch nicht von Erfolg gekrönt. „Wir haben das Gebäude im vergangenen Jahr von der Bundesanstalt übernommen“, sagte Thomas Kreyes, Geschäftsführer von Vogelsang IP. Man habe von der Gesellschafterversammlung den Auftrag erhalten, Gestaltungsideen entwickeln zu lassen, bevor man mit potenziellen Nutzern spreche. „Es gibt kein Gebäude auf dem Gelände, das wir so stark verändern können“, betonte Kreyes und spielte damit darauf an, dass nur die rund 120 Meter lange nördliche Außenwand aus der NS-Zeit unter Denkmalschutz steht.

Zwei Männer stehen in einem Raum, im Hintergrund sind Personen zu erkennen.

Unterstützen die Studenten bei der Entwicklung von Ideen: Peter Jahnen (l.) und Thomas Kreyes.

„Wir brauchen Ideen, wie wir den Denkmalschutz mit modernen Konzepten und Nutzungen kombinieren können“, sagte der Geschäftsführer. Die 28 Studenten waren auf zehn Gruppen verteilt, die jeweils mehrere Konzepte vorstellten. „Wir müssen immer in Alternativen denken“, betonte Professor Jahnen. Es sei wichtig, die Anlage aus dem Blickwinkel junger Menschen zu sehen und Ideen zu entwickeln, wie man Vogelsang auch für ein jüngeres Publikum attraktiver machen könne. In den vorgestellten Konzepten gebe es einige gute Ansätze.

Hauptzielgruppe sind Wanderer, Familien und jüngere Besucher

Hauptzielgruppen sind für die Studenten Wanderer, Familien und jüngere Besucher. „Wir sind bei Nebel hier angekommen und hatten große Mühe uns zu orientieren“, meinten gleich mehrere Studenten. Das Wegesystem müsse dringend verbessert werden. Mehrfach wurde auch eine Verlegung des Besucherparkplatzes an eine zentralere Stelle vorgeschlagen. Für die Gestaltung der ehemaligen Kaserne wurden sehr unterschiedliche Vorschläge gemacht. Nur wenige Entwürfe basieren auf der Idee, das komplette Gebäude stehen zu lassen.

Eine Gruppe schlug vor, die Dächer zu entfernen und durch Flachdächer zu ersetzen. Der parallel zum Adlerhof stehende Trakt solle durch einen Durchbruch in zwei Gebäudeteile gegliedert werden. So eine Lücke hatte es in dem Gebäude auch vor dem Krieg gegeben. Ein weiterer Entwurf sieht vor, dass die Gebäude zum großen Teil abgerissen und durch zwei geschwungene Neubauten ersetzt werden. Einen ähnlich großen Eingriff plant auch eine andere Gruppe, die nur die historische Außenmauer stehen lassen und sie mit einem Gerüst abstützen will.

Entsiegelung weiterer Flächen vorgesehen

Der Bereich dahinter soll unterirdisch angelegt und mit einem Weg begehbar gemacht werden. Bei allen Entwürfen ist die Entsiegelung weiterer Flächen vorgesehen. Das Gebäude könnte nach Einschätzung der Studenten als Vermittlungsstandort, als Ausstellungsfläche und als Archiv genutzt werden. Außerdem könnten dort eine Dokumentation über die belgische Zeit präsentiert und Co-Working-Arbeitsplätze sowie Seminar- und Tagungsräume angeboten werden.

„Die Nationalparkverwaltung wäre ein guter Mieter“, ergänzte Kreyes. Die beiden Gebäude der Nationalparkverwaltung in der Gemünder Urftseestraße waren bei der Flut schwer beschädigt worden. Ein Umzug nach Vogelsang war in der Vergangenheit mehrfach Thema.

KStA abonnieren