Der älteste Teilnehmer der Treffen ist 90 Jahre alt. Einige der Veteranen sind mittlerweile als Gästeführer in Vogelsang aktiv.
Auch nach dem DienstendeVogelsang-Veteranen halten Kontakt und treffen sich regelmäßig

Trotz „Dienstschluss“ sind die Veteranen, René Claeys (v.l.), Luc Bruylandt und Jean-Marie Malaise Vogelsang verbunden.
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Victor Neels ist fast allgegenwärtig. Der frühere Kommandant des belgischen Militärcamps Vogelsang, Anfang des Jahres nur drei Tage nach seinem 100. Geburtstag verstorben, war der Schirmherr dieses Freundeskreises der Vogelsang-Veteranen, der Soldaten und Zivilangestellten. Sie nennen sich selbst „die Vogelsänger“ – und nun fand unter dem Motto „Willkommen, Freunde“ in drei Sprachen das erste Treffen seit Neels Tod statt.
Wie üblich wurde zu dem traditionsreichen Treffen ein Flyer gedruckt, der die Erinnerung an die verstorbenen Ehemaligen wachhalten soll. Darin ist neben anderen Verstorbenen Victor Neels genauso im Foto und mit seinen Lebensdaten gewürdigt – mit der hellen Schiebermütze auf dem Kopf, wie man ihn kannte. Neels habe aus gesundheitlichen Gründen schon vor drei Jahren zum letzten Mal persönlich teilnehmen können, weiß Luc Bruylandt. Wohl allerdings waren dessen drei Nachfolger dabei, die Neels noch persönlich im Dienst erlebt hatten: Oberst Camille Bernard, Oberst Marcel De Tandt und Oberst Albert Maury.
Der ehemalige Offizier Bruylandt ist es, der diese Soldaten- und Zivilistengemeinschaft zusammenhält und die Wiedersehenstreffen organisiert. Bereits gut 20 Jahre sind ins Land gezogen, seit die Kaserne Vogelsang ihre Pforten schloss und das ehrgeizige Projekt der Konversion vorangetrieben wird. Dieser Wandel ist weit vorangeschritten, auch wenn noch einiges zu tun ist und manche einstige Kasernengebäude noch ihrer künftigen Verwendung harren.
1000 Belgier waren früher in Vogelsang stationiert
Mit etwas Melancholie erinnert Bruylandt, dass zum ersten Ehemaligentreffen der „Vogelsänger“ noch rund 160 Teilnehmer gekommen seien. „Jedes Jahr werden es weniger“, bedauert er. Der älteste Teilnehmer ist mittlerweile schon 90 Jahre alt. Oftmals kommen auch Angehörige aus den Familien der früheren Soldaten und Zivilbeschäftigten zu der Begegnung in der Eifel mit dem herrlichen Blick über die Urfttalsperre – auch, weil das Autofahren einigen Veteranen immer schwerer fällt. Jetzt waren es nur noch 40 angemeldete Teilnehmer, dazu die Angehörigen.

Nach Victor Neels, dem einstigen Kommandanten, ist die Fußgängerbrücke über den Urftsee benannt.
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Einstmals waren rund 1000 belgische Soldaten in Vogelsang, dazu etwa 260 Zivilangestellte, die gemeinsam die komplette Infrastruktur dieses Truppenübungsplatzes am Laufen halten mussten. Denn das Kasernengelände war im Laufe der Jahrzehnte auch Tummelplatz von Militärangehörigen aus anderen Nato-Staaten geworden, die zu den Übungen in die Eifel kamen, etwa aus den Niederlanden, Großbritannien und Kanada.
Im Vergleich dazu waren nur wenige deutsche Soldaten dort „eingebucht“, wie die meist 14-tägigen militärischen Gastaufenthalte genannt wurden. Im Durchschnitt seien jeweils rund 2000 Soldaten in Vogelsang präsent gewesen, die mit entsprechendem Material anrückten: 200 Kettenfahrzeuge, 100 Lastwagen und 100 Jeeps, tonnenweise Munition, Sprit und natürlich Verpflegung für die „Küchenschlacht“. Für die Übernachtung wurden Zelte bereitgehalten. Bis zu zwei Jahre im Voraus seien die Buchungen für das militärische Trainingsgelände erfolgt, so Luc Bruylandt.
Ehemalige „Vogelsänger“ planen erneutes Treffen im September 2026
Die letzte Militärübung in Vogelsang wurde im Oktober 2004 absolviert, erinnert sich Bruylandt. Und die theoretischen Schulungen seien mit dem Ende des Jahres 2004 ausgelaufen – es war der Abschluss eines jahrzehntelangen Kapitels der Geschichte der Region.
Mit rund 170 Mitarbeitern habe man danach Kontakt gehalten, die zudem noch ein volles Jahr weiterbezahlt worden seien – mit der Aufgabe, die Kasernengebäude weiter in Schuss zu halten und aufzuräumen. Für die Zivilbeschäftigten sei Ende 2005 in Vogelsang endgültig Feierabend gewesen, so dass sich am 1. Januar 2006 der Schlagbaum hob und die zivile Nutzung begann. Entsprechend sei damals auch zum allerersten Veteranen- und Ehemaligentreffen eingeladen worden. Unter den Teilnehmern sei mittlerweile etwa die Hälfte, die nie in Vogelsang ihren festen Arbeitsplatz hatten, sondern lediglich regelmäßig zu Übungen gekommen seien.
Die ehemaligen „Vogelsänger“ wollen sich Mitte September 2026 wieder auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz treffen. Zwischenzeitlich werden neben dem 70-jährigen Capitaine-Commandant a. D. Luc Bruylandt, der im belgischen Hasselt lebt, auch zwei weitere gleichrangige Kollegen immer wieder auf dem früheren Camp-Gelände zu Besuch sein: Jean-Marie Malaise (67) und René Claeys (79).
Sie haben sich zur Freude von Vogelsang-ip-Geschäftsführer Thomas Kreyes – wie er selbst übrigens regelmäßig auch –, bereiterklärt, für Führungen über das Vogelsang-Gelände zur Verfügung zu stehen. Malaise, der als Technischer Offizier für Transport und Schießstand diente, ist übrigens nach dem Dienstabschied in der Region geblieben, seiner „zweiten Heimat“, wie er sagt, als Bürger der Stadt Schleiden.