700 Besucher begeistertBastian Bielendorfer positioniert sich in Euskirchen gegen Mobbing

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Der Comedian Bastian Bielendorfer bei einem Auftritt im Euskirchener Stadttheater.

Bastian Bielendorfer ist längst kein Außenseiter mehr und seinen Erfolg nutzt er, um sich klar gegen Mobbing zu positionieren. Im Euskirchener Stadttheater gab es dafür viel Applaus.

Comedian Bastian Bielendorfer begeistert 700 Besucher im Euskirchener Stadttheater. „Germany's next Topmodel“ bekommt sein Fett weg.

Als Kind war er das perfekte Mobbingopfer. Das erzählt Comedian Bastian Bielendorfer immer wieder gern. Er war dick, hatte einen Sprachfehler, die Eltern unterrichteten an den Schulen, die er besuchte: die Mutter an der Grundschule, der Vater am Gymnasium.

Mittlerweile ist er nicht mehr übergewichtig und beweist mit ausverkauften Shows, dass er alles andere als unbeliebt ist. So auch im Stadttheater, als er, begleitet von einer umgedichteten Version des Liedes „Mister Bombastic“, die Bühne betrat. 700 Zuschauer bejubelten den Comedian.

Bielendorfer in Euskirchen: Keine Tabus, kein Blatt vor dem Mund

Die Stimmung aufzulockern war zwar nicht notwendig, trotzdem legte Bielendorfer mit ein paar spontanen Witzen los, erfragte die Namen einiger Besucher, um im späteren Verlauf immer wieder mit diesen in Interaktion zu treten. Bielendorfer wurde 2010 bei „Wer wird Millionär“ entdeckt, als er sich mit Witz und Sympathie bis zur 32.000-Euro-Frage hochquizzte. Der Piper-Verlag bot ihm damals an, sein Buch „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“ zu verlegen.

Alles zum Thema Let's Dance

Seitdem hat Bielendorfer mehrere Bücher geschrieben und in TV-Formaten mitgemacht. Er tourt regelmäßig durch Deutschland. Einen Sprachfehler hat er immer noch – viele Jahre logopädische Arbeit haben an seinem Lispeln nichts geändert. Heute geht er humorvoll damit um – wenn Bielendorfer eins kann, dann ist es über sich selbst zu lachen.

Im Programm „Boombasti“ erzählt er unter anderem von seiner Teilnahme bei „Let's Dance“, der Fernsehshow, in der TV-Stars mit professionellen Tänzerinnen und Tänzern antreten. Irgendwie habe er es geschafft, sich bis zum Halbfinale durchzumogeln, trotz eines vernichtenden Urteils von Jury-Mitglied Joachim Llambi.

Zuschauerfrage mit Potenzial für ein Comedy-Programm

Überhaupt nahm der 38-jährige Komiker kein Blatt vor den Mund und hatte mit Tabus nicht viel am Hut. Er schweifte immer wieder ab, baute spontane Witze ein, erzählte Anekdoten aus seiner Kindheit, bezog das Publikum ein. Womit er jedoch nicht gerechnet haben dürfte, war die Geschichte einer Zuschauerin, die er eigentlich nur fragen wollte, ob sie die Sendung „Germany's next Topmodel“ anschaue. Denn die harmlose Frage nach dem Beruf der jungen Frau entspann sich zu einer Story, die Potenzial hat, in ein Comedy-Programm aufgenommen zu werden.

Die Besucherin ist nämlich Krankenschwester, und Bielendorfer wollte wissen, welches ihre verrückteste Geschichte aus der Notaufnahme sei. Er vermutete so etwas wie eine Colaflasche im Anus eines Patienten. Was ein Scherz sein sollte, brachte das Stadttheater endgültig zum Brüllen, als die Befragte nickte: Es sei zwar keine Flasche gewesen, sondern ein Spielzeugauto des Sohnes, das in einer Operation entfernt werden musste.

Spielzeugauto steht nun im Schwesternzimmer

Nachdem das Publikum sich einigermaßen beruhigt hatte, fragte Bielendorfer – wieder in der Annahme, einen Scherz zu machen – ob das besagte Spielzeugauto nun in einer Vitrine im Schwesternzimmer stünde. Woraufhin die Zuschauerin wieder nickte und das Gelächter im Saal erneut auf ein Maximum anschwoll.

Bielendorfer beweist aber ein geschicktes Händchen dafür, trotz humoristischer Abzweigungen immer wieder auf sein eigentliches Thema zurückzukommen: Mobbing. So auch hier, wo alles mit der Frage nach „Germany's next Topmodel“ angefangen hatte.

Diese Show nämlich geht für Bielendorfer so niederträchtig mit dem Selbstbewusstsein junger Mädchen um, dass sie eigentlich verboten werden müsse. Er setzt klare Zeichen gegen Mobbing und erntet auch hierfür tosenden Applaus. Immer wieder schafft es der Wahlkölner, verpackt in lustige Geschichten, dieses ernste Thema aufzugreifen und zu sensibilisieren. 

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