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Justiz7000 Euro aus Socke gestohlen – Angeklagter gesteht Tat vor Amtsgericht Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Außenansicht des Gerichtsgebäudes in Euskirchen.

Vor dem Euskirchener Amtsgericht musste sich ein 36-Jähriger wegen Einbruchsdiebstahls verantworten. 

Der Richter in Euskirchen sprach von einem „reisenden Täter“, der Angeklagte hatte schon ähnliche Taten verübt. Auch das Opfer kam zu Wort. 

Edi M. (Name geändert) hat schon in mehreren Ländern als Einbrecher seine Spuren hinterlassen: in Frankreich, Dänemark, der Schweiz und gleich mehrfach in Deutschland. Als er sich jetzt vor dem Euskirchener Schöffengericht verantworten musste, bezeichnete der Vorsitzende Richter Dr. Wolfgang Schmitz-Jansen ihn als „reisenden Täter“.

M. ist 36 Jahre alt und albanischer Staatsbürger. In seiner Heimat baute er nach Angaben seines Verteidigers Trauben an, um Wein und Schnaps zu produzieren. Doch die Geschäfte liefen nicht wie gewünscht. So versuchte er, andere Einnahmequellen zu erschließen, die freilich illegaler Art waren.

Angeklagter wurde schon in Darmstadt und Lingen verurteilt

In Darmstadt und in Lingen wurde M. wegen Wohnungseinbruchsdiebstahls schuldig gesprochen. Wegen dieses Delikts saß er auch in Euskirchen auf der Anklagebank.

Obwohl er über seinen Anwalt ein Geständnis ablegte, wurde er nicht verurteilt. Vielmehr stellte das Gericht das Verfahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft nach Paragraf 154, Absatz 2, der Strafprozessordnung vorläufig ein. In Lingen hatte er für die dort und in Darmstadt begangenen Taten eine Gesamtstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten kassiert. Das Urteil könnte allerdings noch härter ausfallen, denn die Staatsanwaltschaft hat Revision beantragt. Sie fordert drei Jahre und neun Monate.

Egal, wie das Verfahren endet: Edi M. wird auf jeden Fall so lange im Gefängnis sitzen müssen, dass eine Erhöhung der Strafe wegen der Tat in Euskirchen nach Ansicht der Anklagebehörde und des Gerichts nicht ins Gewicht fallen würde – deshalb die vorläufige Einstellung.

Über Regentonne in ein Haus in der Euskirchener Südstadt eingedrungen

Der Albaner war am 15. April 2024 in der Euskirchener Südstadt in ein Wohnhaus eingedrungen, indem er über eine Regentonne auf das Dach eines Wintergartens und von dort auf einen Balkon kletterte. Er zertrümmerte die Glasscheibe einer Tür, sodass er sie öffnen konnte, und durchsuchte die Räume des Hauses, dessen Bewohner zum Tatzeitpunkt nicht daheim waren.

Wie es in einem Polizeivermerk heißt, stahl er Schmuck, eine Handkreissäge, weitere Elektrogeräte und Geld – zum einen rund 1000 Euro in Münzen aus einem Karton, zum anderen Banknoten im Wert von 7000 Euro. Sie waren in einer Socke versteckt. Der Gesamtwert der Beute betrug 13.325 Euro.

Opfer brauchte Zeit, um die Tat zu verarbeiten

Das meiste davon habe die Versicherung ersetzt, erklärte der Geschädigte, ein 34 Jahre alter Handwerker, als Zeuge. „Am Anfang war es hart zu wissen, dass jemand in unseren persönlichen Bereich eingedrungen ist“, sagte er, als der Staatsanwalt fragte, was die Tat in der Familie ausgelöst habe. „Wir haben uns eine Alarmanlage gekauft und sind aufmerksamer als früher. Alles war verwüstet, wir haben uns sehr unwohl gefühlt.“ Mittlerweile habe er das Geschehen verarbeitet.

Der Täter hatte Schränke, Schubladen und andere Behälter durchwühlt. Was er nicht mitnahm, landete auf dem Boden. Die Polizei stellte an der Balkontür eine DNA-Spur sicher, durch die sie dem Einbrecher auf die Schliche kam, denn er ist nach Straftaten in Frankreich und Dänemark in entsprechenden Datenbanken registriert.

Wenn er seine Strafe in Deutschland abgesessen hat, soll Edi M. in die Schweiz überstellt werden. Sie hat nach Angaben der Verteidigung seine Auslieferung beantragt – offenbar ist er dort ebenfalls mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Besagte 13.325 Euro werden laut Gerichtsbeschluss als Wert des Tatertrages eingezogen. Dass M. diesen Betrag jemals zahlen kann, gilt aber als unwahrscheinlich.