An der Zülpicher Straße in Euskirchen ist nicht nur ein Klimapark, sondern auch ein Miniwald entstanden. Und für die Anwohner gibt es Beeren zu ernten.
ProjektIn Euskirchen gibt es nun einen Miniwald mitten in der Stadt – Nachbarn profitieren

Einige Anwohner der Zülpicher Straße waren bei der Eröffnung des Miniwalds und des Klimaparks in Euskirchen dabei.
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Noch macht er seinem Namen alle Ehre: der Miniwald an der Zülpicher Straße in Euskirchen. Die Bäume sind als solche kaum auszumachen. Doch schon in zehn Jahren sollen die rund 1200 Bäume und Sträucher auf den 370 Quadratmetern in der Innenstadt zu einem richtigen und großen Miniwald angewachsen sein.
Zwischen dem Hofpfad und der Malmedyer Straße und zwischen den Mehrfamilienhäusern an der Zülpicher Straße hat der Kreis Euskirchen mit der Wohnungsbaugesellschaft Eugebau ein Pionierprojekt realisiert. Eines, das Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, als „Vorzeigeprojekt“ bezeichnet. „Der Miniwald spielt eine zentrale Rolle für Luftqualität, Temperaturregulation und Wasserrückhalt – und damit für das lokale Klima und die Gesundheit aller“, so Blindert.
Miniwald und Klimaparks in Euskirchen werden von der EU finanziert
Die naturnahe Bepflanzung in städtischen Bereichen ist Teil einer Reihe naturbasierter Klimawandelanpassungsmaßnahmen, die im Rahmen des Projekts „Land4climate“ von der Europäischen Union komplett finanziert werden. Der Kreis Euskirchen nimmt an diesem Projekt als eine von insgesamt sechs europäischen Regionen teil.
„In all diesen Regionen geht es darum, Vorsorgemaßnahmen auf Privatflächen im Siedlungsbereich und in der offenen Landschaft gegen Klimarisiken wie Starkregen, Hitzeinseln, Bodenerosion und Biodiversitätsverlusten umzusetzen und die daraus gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse an andere Regionen weiterzugeben“ erläutert Jonathan Schulze von der Abteilung „Kreisentwicklung und Planung“.
Beim Miniwald sind mehr als 45 heimische Gehölzarten gepflanzt worden
Im Miniwald sind laut Saskia Gall-Röhrig, Klimawandelanpassungsmanagerin beim Kreis Euskirchen, mehr als 45 verschiedene heimische Gehölzarten wie Buche, Eiche, Erle, Ulme, Ahorn, Birke, Weide, Schlehe, Holunder, Haselstrauch und Sanddorn gepflanzt worden.
Dabei wurde laut der Expertin das Prinzip einer besonders dichten Bepflanzung mit drei Exemplaren derselben Art pro Quadratmeter, kombiniert mit einer sorgfältigen Bodenvorbereitung, angewandt. „Dadurch ist der Miniwald so angelegt, dass er bereits nach drei Jahren keine Pflege mehr benötigt“, so Gall-Röhrig.
Der Miniwald diene nicht nur als wichtiges Habitat für zahlreiche Vogelarten und Insekten, sondern leiste auch einen wertvollen Beitrag zum lokalen Mikroklima. Er biete natürlichen Schutz gegen Hitze, speichere Wasser und könne Starkregenereignisse besser abpuffern.
Die Maßnahmen sind in der Summe ein starkes Zeichen für das Engagement der Kreisverwaltung, unsere Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor den Folgen der Erderhitzung zu schützen.
Doch der Miniwald ist nicht das einzige Projekt, das der Kreis und die Eugebau in den vergangenen Monaten umgesetzt haben. Direkt angrenzend, befindet sich an der Zülpicher Straße der Klimapark, der auf demselben Grundstück eine Vielzahl an ökologisch gestalteten Pflanzbereichen umfasst. Dort sind für die kleinen und großen Anwohner auch Beeren zu entdecken, die laut Gall-Röhrig auch gerne geerntet und gegessen werden dürfen.
Einen weiteren Klimapark hat die Kreisverwaltung im Bereich der Mehrfamilienhäuser am Jülicher Ring angelegt – dort allerdings ohne Miniwald.

Schaut sich die kleinen Bäume im Miniwald genau an: Saskia Gall-Röhrig, Klimawandelanpassungsmanagerin beim Kreis Euskirchen.
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Mit einem Scherenschnitt wurde der Miniwald in Euskirchen eröffnet.
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„Die Maßnahmen sind in der Summe ein starkes Zeichen für das Engagement der Kreisverwaltung, unsere Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor den Folgen der Erderhitzung zu schützen“, so Achim Blindert.
Doch die Maßnahmen wurden von den Anwohnern zunächst genau beäugt. „Die eine oder andere kritische Nachfrage nach dem Motto ,Was machen sie denn nun schon wieder?' kam schon“, so Blindert. Doch letztlich sei das Projekt positiv aufgenommen worden. Das berichtet auch eine Anwohnerin, die mit ihren Kindern bei der offiziellen Eröffnung dabei war. „Das tut hier allen gut. Wir freuen uns auf die neuen Möglichkeiten“, sagte sie.
Das Projekt wird nicht nur von den Anwohnern genau beobachtet werden, sondern auch von der Technischen Universität Dortmund. Die Studenten haben laut Klimaexpertin Gall-Röhrig bereits eine Simulation durch den Computer laufen lassen. Demnach werde der Wald in ein paar Jahren spürbar die Temperatur rund um die Häuser an der Zülpicher Straße und am Jülicher Ring sinken lassen.
Bis dahin haben sich wohl auch Insekten und Vögel dort niedergelassen. Die Eugebau hat nämlich in den bereits vorhandenen Bäumen zahlreiche Nisthilfen aufgehängt.
Entsiegelungsprojekt
Neben dem Klimapark und dem Miniwald haben Kreisbürger auch weiterhin die Möglichkeit, sich bei der Kreisverwaltung für sogenannte Entsiegelungspatenschaften zu melden. Die Kosten für die Entsiegelung und die Umwandlung in eine naturnahe Fläche übernimmt die Kreisverwaltung, die wiederum auf Fördermittel zurückgreift. Insgesamt stehen der Verwaltung nach eigenen Angaben mehr als eine Million Euro zur Verfügung.