Der Hausgerätehersteller Miele hat sein Werk in Euskirchen modernisiert und erweitert. Und hat dabei die Zukunft immer im Blick.
Logistikhalle und GeothermieMiele hat ins Werk in Euskirchen 15 Millionen Euro investiert

In den Standort in Euskirchen hat Miele rund 15 Millionen Euro investiert – unter anderem in eine Logistikhalle.
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Das ist ein Bekenntnis zum Standort in Euskirchen. Der Hausgerätehersteller Miele hat in den vergangenen 15 Monaten sein Werk in Euskirchen modernisiert und es erweitert. Dabei setzt man konsequent auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit.
Insgesamt werden in Euskirchen nach Angaben des Unternehmens rund 15 Millionen Euro in eine neue Logistikhalle, eine Geothermie- und eine Photovoltaikanlage sowie ein neues Beleuchtungskonzept investiert. Ziel der Maßnahmen sei es, die Lieferkettenstabilität zu erhöhen, die CO₂-Emissionen zu reduzieren und die Versorgungssicherheit am Standort zu verbessern.
Mit Erweiterung der Lagerkapazitäten und Modernisierung der Energieversorgung setzen wir ein klares Zukunftszeichen für unser Werk in Euskirchen.
„Mit Erweiterung der Lagerkapazitäten und Modernisierung der Energieversorgung setzen wir ein klares Zukunftszeichen für unser Werk in Euskirchen“, sagt Standortleiter Hendrik Krämer. Auch Lars Peter Dierke, Leiter der Miele-Bauabteilung, betont: „Die Investitionen sind ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung und zur Sicherung unserer Innovations- und Qualitätsführerschaft im Bereich der Antriebssysteme für Hausgeräte.“
In 15 Monaten Bauzeit ist eine Logistikhalle mit 3500 Quadratmetern Fläche und 7500 Palettenstellplätzen entstanden. „Die Halle erfüllt sämtliche Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und ist mit LED-Beleuchtung samt Bewegungsmeldern sowie einer digitalen Lagerverwaltung ausgestattet“, so Krämer: „Unser Lager platzte vorher aus allen Nähten.“
100 Erdwärmesonden liefern Wärme und Kälte für neue Logistikhalle
Die Photovoltaikanlage mit rund 900 Modulen erreiche eine Leistung von 394 Kilowattpeak – vergleichbar mit dem Jahresbedarf von etwa 40 Privathaushalten – und spare jährlich rund 158 Tonnen CO₂ ein.
Ein zentraler Baustein des Projekts sei, so Krämer, die neue Geothermieanlage. Rund 100 Erdwärmesonden versorgen künftig nicht nur das neue Lager, sondern auch die angrenzenden Produktionsflächen, insgesamt 16.000 Quadratmeter, ganzjährig mit Wärme und Kälte. „Das ist nicht nur die Maschinen im Sommer gut, sondern vor allem für die Mitarbeitenden. Im Sommer werden es schon mal gerne 35 Grad in den Hallen“, so Krämer.

Über den Dächern von Euskirchen, auf dem Dach der neuen Lagerhalle bei Miele. 900 PV-Module sind dort verbaut worden.
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Neben der Logistikhalle ist ein Löschwasserturm errichtet worden. Darin finden 900 Kubikmeter Wasser Platz.
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Die Geothermieanlage erzeugt laut Miele 1145 Megawattstunden Wärme pro Jahr – genug für rund 110 durchschnittliche Haushalte. Die CO2-Einsparung gegenüber einer konventionellen Gasheizung liegt laut Krämer bei etwa 285 Tonnen pro Jahr. In Summe vermeidet Miele nach eigenen Angaben mit den neuen Energiesystemen jährlich 443 Tonnen Kohlenstoffdioxid – das entspricht dem CO₂-Fußabdruck von rund 44 Haushalten.
Das Werk in Euskirchen ist laut Krämer ein zentrales Kompetenzzentrum für Antriebssysteme innerhalb der Miele-Gruppe. Rund 420 Mitarbeiter, darunter 45 Entwicklungs- und Konstruktionsingenieure, produzieren jährlich etwa sechs Millionen Antriebe für Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner, Staubsauger, Geschirrspüler und Dunstabzugshauben.
Jeder Antrieb sei auf eine Lebensdauer von 20 Jahren ausgelegt, heißt es vom Unternehmen. Dabei setzt das Werk auf eine hohe Fertigungstiefe, moderne Prüfstände, automatisierte Montage und stetige Innovation – etwa bei der Entwicklung geräuscharmer Motoren oder energieeffizienter Gebläse für Akkustaubsauger.
Viele Miele-Mitarbeiter haben im Unternehmen ihre Ausbildung gemacht
Miele bildet am Standort Euskirchen seit Jahrzehnten aus. Ein Drittel der heutigen Belegschaft hat die Ausbildung laut Krämer bei Miele absolviert. Darüber hinaus kooperiert das Unternehmen eng mit den Nordeifelwerkstätten (NEW), deren Mitarbeiter die Vormontagen für Miele übernehmen und seit einem Monat zudem auch die Werkskantine betreiben.
Und dann hat Euskirchen auch noch eine Art Weltwunder. Zumindest, wenn man Krämer glaubt, der den großen Wasserturm auf dem Firmengelände bereits als den Koloss von Rhodos bezeichnet hat. Der Behälter fasst laut Krämer 900 Kubikmeter Löschwasser.
Die nun getätigten Investitionen könnten nach Informationen dieser Zeitung nicht die letzten gewesen sein. Platz ist auf dem Areal, das allein eine Produktions- und Lagerfläche von rund 20.000 Quadratmeter hat, noch reichlich vorhanden. Denkbar sei, so hört man aus dem Unternehmensumfeld, dass auf einem Teil der Rasenfläche zwischen Verwaltungsgebäude und Lagerhallen eine weitere PV-Anlage installiert wird.
Mit der könnte das Werk seinen Strom selbst produzieren. Strom, der unter anderem benötigt wird, um die 47 verschiedenen Antriebsmodelle, die in Euskirchen produziert werden, herzustellen. Allein deshalb spiele Euskirchen in der Produktionsstrategie von Miele eine große Rolle, so Krämer.
Seit 1951 ist Miele in Euskirchen
Seit 1951 ist Miele in Euskirchen. In den ersten vier Jahren war das Werk an der Straße „Im Kahlenturm“ in der Innenstadt. Vier Jahre später zog das Werk zum Standort an der Philipp-Reis-Straße. Das damalige Verwaltungsgebäude ist außer Betrieb genommen, die Verwaltung ist nun an der Roitzheimer Straße. Miele selbst gibt es seit 125 Jahren. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 23.500 Mitarbeiter.