Unternehmen aus der Gesundheitsbranche informierten Jugendliche in Euskirchen über Ausbildungsgänge. Blickfang war ein Roboter.
Messe für GesundheitsberufeRoboter Pepper begeistert junge Leute in Euskirchen

Der Hilfsroboter Pepper erfreut sich bereits in zahlreichen Pflegeeinrichtungen großer Beliebtheit beim Personal und den Bewohnern.
Copyright: Cedric Arndt
Für viele Schülerinnen und Schüler zählte der kleine Pepper am Dienstag zu den beliebtesten Fotomotiven während der Gesundheitsberufemesse des Kreises Euskirchen. Zum achten Mal hatten sich rund 30 Unternehmen zu der Gesundheitsmesse im „Wohnraum“ in der Alten Tuchfabrik eingefunden, um die Jugendlichen über theorie- und praxisbezogene Möglichkeiten einer Berufsausbildung zu informieren.
Da auch in der Pflege die voranschreitende technische Entwicklung und Digitalisierung mittlerweile eine wichtige Rolle spielt, konnten die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit einem besonderen Blickfang aufwarten. „Ich war zuerst auch sehr skeptisch, als ich gehört habe, dass Roboter im Pflegebereich eingesetzt werden sollen, aber Pepper ist bei den älteren Menschen sehr beliebt“, berichtete Awo-Mitarbeiterin Sabine Liebe lachend. „Sobald er sich bewegt und auf bestimmte Aktionen reagiert, ist meistens sofort das Interesse geweckt, und alle wollen wissen, was Pepper sonst noch kann.“
Auch bei Senioren kommt der Roboter gut an
Von Memory spielen über gemeinsame Fotos schießen könne der rund 1,20 Meter große, elektronische Gehilfe unterstützende Arbeit leisten, die auch Sabine Liebe inzwischen zu schätzen gelernt hat. „Der Roboter soll die Mitarbeiter natürlich nicht ersetzen, und dazu ist er auch gar nicht in der Lage. Aber er ist eine tolle Ergänzung, die beim Personal und den Senioren deutlich besser ankommt, als ich es erwartet hätte.“
Auch bei den rund 500 Schülerinnen und Schülern, die sich am Dienstagvormittag an der Gesundheitsberufemesse beteiligten, fand Pepper großen Anklang. Einer von zahlreichen gelungenen „Eisbrechern“, mit denen die Veranstalter der Messe Hemmschwellen und Vorurteile bei den Jugendlichen abbauen wollen.

Blutdruckmessen gehörte für Nicole (l.) und Annika zu den Übungen auf dem Praxisparcours.
Copyright: Cedric Arndt

Mithilfe von Hähnchenknochen konnten die Schülerinnen und Schüler eine Knochenmarkpunktion vornehmen.
Copyright: Cedric Arndt
„Der Gesundheitsbereich wird häufig nur auf die Altenpflege reduziert, dabei bietet er so viel mehr“, betonte Christina Marx vom Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz) des Kreises Euskirchen. „Auch Hörakustiker, Optiker, Logopäden oder Friseure zählen dazu, und diese Berufe werden heute auch hier vorgestellt.“
Die Messe sei ein erster Berührungspunkt mit der Berufswelt und diene insbesondere der Orientierung, fügte Veranstalterin Bilge Yalçınkaya hinzu. „Hier können die Jugendlichen herausfinden, ob ein bestimmter Beruf sie überhaupt interessiert, und dann direkt mit den Unternehmen in Kontakt kommen.“ Und all dies, ohne im Vorfeld ein Bewerbungsschreiben anfertigen zu müssen.
Ich finde es sehr spannend, sich alles angucken und auch selbst ein paar Dinge ausprobieren zu können.
Von dieser Möglichkeit machten am Dienstag auch Annika, Domenik und Nicole vom Berufskolleg Eifel in Kall Gebrauch. „Ich finde es sehr spannend, sich alles angucken und auch selbst ein paar Dinge ausprobieren zu können“, freute sich Nicole. Von einer Fahrt mit dem Rollstuhl durch die Menschenmenge über das Anlegen einer Blutdruckmanschette bis hin zu Gleichgewichtsübungen, wie sie in der Physiotherapie zum Einsatz kommen – die Schülerinnen und Schüler gewannen so bereits erste Eindrücke der unterschiedlichen Aufgabenbereiche.
Am Stand des DRK durften sie mithilfe von Hühnerknochen sogar eine Knochenmarkpunktion durchführen. „Ich dachte bisher, dass Spritzen immer nur über die Venen angesetzt werden. Es ist ganz neu für mich, dass das auch über die Knochen funktioniert“, staunte Annika.
Berufemesse in Euskirchen half den jungen Leuten bei der Orientierung
Zur Gewinnung von diagnostischem Material sei eine solche Vorgehensweise oftmals sogar einfacher, erklärte Alex Schiffmann, Leiter der Rettungsdienstakademie des DRK. „Bei einigen Erkrankungen sind die Venen oft nicht einfach zu erkennen. Den Knochen trifft man aber immer, und das Knochenmark, in dem unsere Blutzellen gebildet werden, liefert uns auch alle Informationen, die wir brauchen.“
Während Domeniks Berufsentscheidung noch nicht gefallen ist und Annika sich lieber in anderen Bereichen umschauen will, kann sich Nicole eine Arbeit in der Altenpflege sehr gut vorstellen. „Mir macht die Arbeit mit Menschen viel Spaß, und was ich heute hier gesehen habe, war schon richtig interessant.“ Geholfen habe die Orientierungsmöglichkeit aber allen dreien, stimmte Annika zu.
„Auch wenn ich wahrscheinlich später etwas anderes machen werde, finde ich es sehr gut, möglichst viel vorher kennenzulernen.“ Ein ähnliches Fazit zog auch Diana Vicente López, Lehrerin am Emil-Fischer-Gymnasium Euskirchen: „Ich habe schon oft festgestellt, dass Berufsorientierung an einigen Schulen leider nicht immer ausreichend gefördert wird.“
Die Lehrerin weiter: „Einige Schüler wissen nach ihrem Abi noch nicht, in welche Richtung es einmal gehen soll, und entscheiden sich dann für einen Studiengang, von dem sie selbst gar nicht richtig überzeugt sind.“ Darum sei es wichtig, die zahlreichen Möglichkeiten vorzustellen, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen. „Auch für Gymnasiasten kann eine Ausbildung eine richtig tolle Chance sein, die eigenen Stärken und Interessen zu entdecken und einzubringen.“