Im Stadtmuseum wurde nun der Begleitband zur Ausstellung „Neubeginn im Frieden. Euskirchen 1945-1961“ vorgestellt.
StadtmuseumEuskirchens Nachkriegsgeschichte gibt es jetzt in Buchform

Mit großformatigen Bildern dokumentiert die Ausstellung unter anderem die Kriegszerstörungen.
Copyright: Johannes Bühl
Gottfried Tillmann ist erst drei Wochen Soldat, als er in Stolberg an der Westfront stirbt. Dort sind US-Truppen am 12. September 1944 durch die deutschen Verteidigungslinien gebrochen. Wie Tillmann, ein 18-jähriger Euskirchener, kommen sehr viele junge Männer in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs um. Die durchschnittliche Lebenserwartung an der Front beträgt im Jahr 1945 gerade einmal eine Woche.
Gottfried Tillmanns Soldbuch, mit Einschussloch und der nachträglichen Notiz „killed 9/15/44“ (getötet am 15.9.1944), ist gegenwärtig im Stadtmuseum zu sehen. Es gehört zu den zahlreichen Objekten der Sonderausstellung „Neubeginn im Frieden. Euskirchen 1945-1961“, die seit dem vergangenen Mai läuft.
Sie zieht so viel Publikum an, dass das Museum beschlossen hat, die Ausstellungsdauer über das zunächst geplante Ende am 8. Februar hinaus bis zum 24. Mai 2026 zu verlängern. Wer es auch bis dahin nicht ins Museum schafft oder nicht genug Zeit für einen vollständigen Rundgang hat, kann auf einen Katalog zurückgreifen, den das Stadtmuseum frisch herausgegeben hat.
Die Ausstellung kann man sich nun mit nach Hause nehmen
Das 180 Seiten starke Buch bündelt alle Texte, Bilder sowie Fotos von den Exponaten, die das Museum für die Schau zusammengestellt hat. Leiterin Dr. Heike Lützenkirchen, ihre Mitarbeiterin Maja Kützemeier und Bürgermeister Sacha Reichelt stellten den Katalog jetzt dieser Zeitung vor.
„Nun kann man sich die Ausstellung mit nach Hause nehmen“, sagte Lützenkirchen, die zu der Präsentation mehrere Gäste begrüßte. Kurt Lingscheidt vertrat als Vorsitzender den Förderverein des Stadtmuseums, der durch seine finanzielle Unterstützung die Herstellung des Katalogs erst möglich gemacht hat. „Das Buch passt gut unter den Weihnachtsbaum“, formulierte Lingscheidt spontan einen Geschenktipp. Mit von der Partie waren außerdem Anke Asfur vom Aachener Unternehmen Zeitkontext, die mit Lützenkirchen und Kützemeier die Ausstellungs- und Katalogtexte verfasst hat, sowie Suna Niemetz (Niemetz Konzepte und Design, Aachen). Sie war vom Museum für die jeweilige Gestaltung engagiert worden.
Eigentlich gehört der Katalog in den Wohnzimmerschrank eines jeden gut sortierten Euskirchener Haushalts.
Es sei ja das Wesensmerkmal von Wechselausstellungen, dass sie nach einer gewissen Zeit zu Ende gingen, sagte Heike Lützenkirchen. Umso erfreulicher sei es, dass im aktuellen Fall der Inhalt in Form des Katalogs erhalten bleibe. Er beschreibe einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte.
Greifbar gemacht, so die Museumsleiterin, werde diese Geschichte unter anderem mit Exponaten, die auf den ersten Blick unscheinbar seien, aber starke Aussagen transportierten. Ausstellung und Begleitband beleuchten die Entwicklung Euskirchens in den 16 Jahren nach dem Kriegsende aus lokaler Perspektive, wie Lützenkirchen und Kützemeier im Vorwort des Katalogs schreiben. Diese kurze Zeitspanne – mit Tod und Zerstörung, Chaos und Unsicherheit, Demokratisierung und Wiederaufbau – steckte „voller Herausforderungen und Schwierigkeiten, aber auch voller prägender Errungenschaften und Entwicklungen“.

Den Katalog präsentierten Anke Asfur (v.l.), Suna Niemetz, Maja Kützemeier, Heike Lützenkirchen, Kurt Lingscheidt und Sacha Reichelt.
Copyright: Johannes Bühl
Viele der Objekte, die zum Teil aus der Sammlung des Museums stammen, seien mit emotionalen und persönlichen Geschichten verbunden. Das Schicksal des jungen Soldaten Gottfried Tillmann, den die Wehrmacht in den sicheren Tod schickte, ist dafür nur eines von zahlreichen Beispielen. Sehr aussagekräftig sind auch die Zeitzeugenberichte, die man sich im Museum an Medienstationen anhören kann. Für das Begleitbuch wurden sie verschriftlicht.
Der Zeitraum, dem sich die Ausstellung widmet, endet 1961. Euskirchen und Charleville schlossen damals ihre Städtepartnerschaft – noch vor Abschluss des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags, wie die Ausstellungsmacherinnen betonen. Die Verschwisterung stehe symbolhaft für die Versöhnung mit den europäischen Nachbarn und ein geeintes Europa.
Die Nachkriegszeit sei so bedeutend für die Stadtgeschichte und die Ausstellung sei so interessant, „dass man sie eigentlich im Museum belassen müsste“, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt. Weil dies aus Platzgründen nicht möglich sei, habe man den Katalog gemacht. „Er ist fast schon ein Lehrbuch darüber, was nach dem Krieg in der Stadt passiert ist. Eigentlich gehört er in den Wohnzimmerschrank eines jeden gut sortierten Euskirchener Haushalts.“
Der Katalog kostet 20 Euro. Er ist im Stadtmuseum (Wilhelmstraße 32-34, nur Barzahlung) und in der Euskirchener Buchhandlung Thalia erhältlich.

