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Kapellenstraße in EuskirchenHohe Kosten, herbe Kritik

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Die Pläne für die Umgestaltung der Kapellenstraße trifft nicht auf die Zustimmung der Anwohner.

Euskirchen – Es ging um Pflastersteine und Kanalbau, um Verkehrsströme und Parkplätze. Es ging aber auch um das Publikum, das der Kapellenstraße in Euskirchen seinen Stempel aufdrückt. In der Bürgerversammlung am Donnerstag zeigte sich wieder einmal, dass man im Viehplätzchenviertel städtebauliche und soziale Aspekte stets zusammen betrachten muss.

Die Stadtverwaltung hatte eingeladen, um die Pläne für die Umgestaltung der Kapellenstraße vorzustellen. Rund zwei Dutzend Anlieger und Immobilieneigentümer kamen ins Rathaus – andere waren verhindert, weil sie Urlaub gebucht hatten. Dass der Termin in den Ferien nicht glücklich gewählt war, klang aber nur am Rande an. Offen und kritisch angesprochen wurden dagegen die Kosten, die auf die Anrainer zukommen.

Die Arbeiten sollen Ende Oktober oder Anfang November beginnen, wie Ralf Sebastian vom Ingenieurbüro Franz Fischer (Erftstadt) sagte. Die Hauptziele bestehen darin, die Verkehrssituation und die Gestaltung des öffentlichen Raums zu verbessern. Eine Verkehrszählung hatte ergeben, dass die meisten Autos, die durch die Kapellenstraße fahren, aus der Wolfsgasse kommen. „Die Fahrer nutzen diese Strecke als Abkürzung zur Kommerner Straße“, erklärte Sebastian. Um den Durchgangsverkehr zu reduzieren, will man die Einbahnrichtung der Wolfsgasse ändern.

Die Kapellenstraße wird als niveaugleiche Mischfläche ausgebaut, also ohne erhöhte Gehwege. Als Hauptbelag ist Pflaster vorgesehen. Nur an den Einmündungen Wolfsgasse und Hochstraße – wo die Belastung durch Fahrzeuge höher ist – wird die Fahrbahn asphaltiert. Die Zahl der Stellplätze, derzeit rund 20, bleibt fast gleich.

Der Straßenumbau wird mit der Erneuerung des Abwasserkanals kombiniert. Dies gilt allerdings nicht für ein Stück zwischen Blei- und Wolfsgasse, wo die Leitung bereits vor einigen Jahren erneuert worden war. Diplom-Ingenieur Sebastian kündigte an, die Arbeiten würden abschnittsweise ausgeführt, damit immer nur jeweils ein Teil der Straße nicht befahrbar sei. Er geht von acht Monaten Bauzeit aus. Für den Straßenbau veranschlagt er 520 000 Euro, für die Kanalerneuerung 260 000 Euro, für die Beleuchtung 60 000 Euro. Die Anlieger müssen Beiträge für die Straßenbaumaßnahme zahlen, wie Stadtkämmerer Klaus Schmitz erläuterte. „Nach heutigem Stand gehen wir von einem Anteil in Höhe von 65 Prozent aus“, sagte er, um im gleichen Atemzug zu betonen, dass es momentan unmöglich zu ermitteln sei, was dies für jedes einzelne Grundstück bedeute.

Komplexes Rechtsgebiet

„Wir haben es mit einem komplexen Rechtsgebiet zu tun“, in dem man eine Reihe von Faktoren berücksichtigen müsse – neben Grundstücksgröße und Geschosszahl auch Ausnutzbarkeit und tatsächliche Nutzung der Gebäude, so der Finanzexperte. Genaue Zahlen könne er erst nennen, wenn die Schlussrechnung vorliege.

Im Ratssaal machten Beiträge pro Grundstück in der Größenordnung von 12 000 bis 15 000 Euro die Runde – flankiert von Kritik. Die Art des Pflasters, hieß es, sei zu teuer und treibe die Anliegerbeiträge unnötig in die Höhe, was der Technische Beigeordnete Oliver Knaup zurückwies. Ein Bürger beklagte, ein neuer Straßenbelag reiche nicht, um die Kapellenstraße attraktiver zu machen. Er plädierte für die Umwandlung in eine Fußgängerzone, stieß damit aber nicht nur auf Gegenliebe.

Ein anderer Anlieger sagte, die Stadt hätte die Bürger vorher zu dem Projekt befragen sollen, nicht erst nach der Beschlussfassung im Bauausschuss. Schließlich brandete sogar Applaus auf. Er galt einem Mann, der gesagt hatte: „Es ist ein Unding, dass wir so hohe Beiträge zahlen sollen. Einer meiner Mieter hat gekündigt, weil ständig jede Menge Drogenabhängige auf der Kapellenstraße unterwegs sind. Die Leute haben Angst und meiden das Viertel. Irgendwann haben wir gar keine Mieter mehr und müssen unsere Häuser unter Wert verkaufen.“