Erstmals ein DreigestirnDom-Esch bestritt Sitzung nahezu komplett mit eigenen Kräften

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Prinz Hubertus Bollig, Bauer Paul Esser und Jungfrau Tobias Kohlenbaum stehen mit weiteren Karnevalisten vor dem Bühnenbild.

Zum ersten Mal mit Dreigestirn: Prinz Hubertus Bollig, Bauer Paul Esser und Jungfrau Sofie (Tobias Kohlenbaum) geben in Dom-Esch eine exzellente Figur ab.

In Dom-Esch regiert erstmals ein Dreigestirn, und das schwang in der Sitzung souverän das närrische Zepter. 

Auch in einem Dorf von rund 850 Einwohnern mit langer Karnevalstradition gibt es immer mal wieder Veränderungen. So hat der Karnevalsverein Gemütlichkeit aus Dom-Esch, 1890 gegründet, kein Prinzenpaar, sondern zum ersten Mal ein Dreigestirn zur herrschaftlichen Kontrolle der Ausgelassenheit zu berufen. „Alte Tradition – Neue Wege“ ist der leitende Gedanke für die Session.

Das kam gut an. Prinz Hubertus Bollig hatte von der ersten Minute an das Zepter des Vergnügens in der Hand. Minutenlang spazierte er auf dem Weg zur Bühne durch die Reihen, bützte, ließ sich auf die Schulter nehmen, begeisterte mit seiner guten Laune. Genauso stellt man sich einen Prinzen im Karneval vor. Begleitet vom ebenfalls bestens gelaunten Bauern Paul Esser und Jungfrau Tobias Kohlenbaum, konnte der Start in den Abend nicht besser sein.

Dom-Escher Jecke zeigen klare Kante gegen die AfD

Klare Kante zeigte der Präsident der KG, Ronny Effen: Er sprach sich für einen Karneval für jeden aus und nahm pointiert Stellung gegen das Gedankengut der AfD.

„Das Besondere an Dom-Escher Karnevalssitzungen ist, dass das Dorf die ganze Veranstaltung mit eigenen Kräften stemmt,“ erzählte Daniel Pöthmann, Geschäftsführer des Karnevalsvereins. Nur die Band „Kölsch Ton“, die für die passenden Livemusikeinlagen sorgte, war eingekauft. Und wie üblich unterstützt auch das Nachbardorf Straßfeld das Treiben, obwohl es schon zum Rhein-Sieg-Kreis gehört.

Die Jungkarnevalisten Carlo Wienand (l.) und Simon Böhmer stehen an einem Rednerpult.

Als Hein und Schäng haben sich die Jungkarnevalisten Carlo Wienand (l.) und Simon Böhmer sehr gekonnt eingebracht.

Diesen Umstand sprach auch Ehrengast und Bürgermeister Sacha Reichelt an. „Straßfeld nehmen wir noch nach Euskirchen“, wiederholte er sein Angebot vom vergangenen Jahr: „Da hinten habe ich dazu eine Liste ausgelegt. Die ersten 700 Unterschriften habe ich schon mal selber ausgefüllt. Jetzt müsst ihr noch alle unterschreiben.“ Anschließend überreichte er symbolisch den Schlüssel der Stadt an die Karnevalisten.

Verdiente Karnevalisten erhielten Medaillen und Orden 

Einer der weiteren Ehrengäste, Landrat Markus Ramers, nahm die Gelegenheit wahr und schmückte den Präsidenten des Karnevalsvereins, Ronny Effen, mit der Ehrenamtsmedaille als „Gesicht des Ehrenamtes“ im Februar 2024. „Alle im Saal hätten es vermutlich verdient“, lobte er den Einsatz der Dorfgemeinschaft. Effen nahm sichtbar gerührt die Medaille stellvertretend für sein Dorf entgegen.

Michaela Böhmer erhielt für 20 Jahre Verdienste um den Kinder- und Jugendkarneval ebenfalls eine Ehrung. „Ohne dich wäre unser Karneval nicht das, was er heute ist“, adelte Effen ihr außerordentliches Engagement. Je länger er lobte, desto schwerer fiel es Böhmer, die Tränen der Rührung zurückzuhalten. Am Ende wurde sie, dekoriert mit dem Goldenen Verdienstorden vom Bund Deutscher Karneval durch einen Vertreter vom Regionalverband Rheinischer Karneval in den Ruhestand entlassen.

Nachwuchsredner präsentieren sich herrlich frech und ohne Respekt

Dass sich ihre Arbeit gelohnt hat, zeigten die beiden Jungtalente Carlo Wienand und Simon Böhmer in den Rollen von „Hein und Schäng“ gekonnt, mit scharfer Zunge und ohne Respekt. Auch der Elferrat wurde auf die Schippe genommen: „Ich dachte, da sitzt eine Abordnung von Körperwelten“, sagte der junge Scheng in Richtung der Herrschaften.

Zum ersten Mal war auch Pfarrer Tobias Hopmann Teil des Rates. Als geübter Karnevalist nahm er dies gelassen und lachend entgegen. Zu den Jüngeren zählt sicher auch noch das Duo „Tatüü Tataa“, Daniel Pöthmann und Jens Schreiber. Als Feuerwehrleute verkleidet, werden sie ihre frechen Anspielungen im Hinblick auf die Frauen hoffentlich im häuslichen Umfeld unbeschadet überleben.

Die verschiedenen Tanzgruppen sorgten für die optische Ergänzung der gelungenen Sitzung. Über 300 Akteure sind in Dom-Esch am Karneval beteiligt, weiß Hans-Josef Arenz, Mitglied des Elferrates. Er verkündete stolz: „Man nennt uns auch die Hochburg des Karnevals in Euskirchen.“ Bei so viel Einsatz für die fünfte Jahreszeit in einem Dorf hat er wahrscheinlich recht. Mit „Dom-Eisch Alaaf“ hat diese Sitzung auf jeden Fall der närrischen Zeit einen würdigen Höhepunkt beschert. Die starke Beteiligung der jungen Generation verheißt noch eine lange Zukunft.

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