Lernhilfe per InstagramMathematiker hilft mit seinem Account beim Homeschooling

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Eltern und Lehrer finden kostenloses Übungsmaterial zum Download.

Eltern und Lehrer finden kostenloses Übungsmaterial zum Download.

Weilerswist-Klein-Vernich – Die gute Nachricht zu Beginn: Mathe ist lernbar, Mathe ist vermittelbar, und zwar auch dann, wenn man den Zahlen gegenüber keine naturgegebene Zuneigung empfindet.

Das jedenfalls behauptet einer, der es wissen muss: Dr. Hendrik Simon, Diplom-Mathematiker, Schulbuchautor, Lehrerausbilder und Dyskalkulie-Forscher und -Therapeut. Der 42-Jährige, der mit seiner Frau in Klein-Vernich lebt, promovierte seinerzeit über seinen eigenen kognitionswissenschaftlich fundierten Ansatz zur Therapie von Rechenschwäche, die er in eigener Praxis seit über 20 Jahren bei Schülerinnen und Schülern anwendet.

Sein Instagram-Account hilft derzeit vielen beim Homeschooling: Hendrik Simon, promovierter Mathematiker aus Klein-Vernich.

Sein Instagram-Account hilft derzeit vielen beim Homeschooling: Hendrik Simon, promovierter Mathematiker aus Klein-Vernich.

Account soll Eltern und Lehrern helfen

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Praxis von Hendrik Simon geschlossen. Die angehenden Grundschullehrkräfte an der Bergischen Universität Wuppertal unterrichtet er online. „Der echte Kontakt mit den Kindern, Eltern und Studierenden fehlt mir sehr“, daraus macht Simon keinen Hehl. Als kleiner Ersatz hat sich in den letzten Monaten sein Instagram-Account erwiesen, auf dem er mehrmals wöchentlich Beiträge zu mathematisch-didaktischen Themen postet. „Damit wende ich mich vor allem an Eltern, Lehrkräfte und Lehramtsstudierende“, so der Klein-Vernicher, der betont, dass seine Beiträge auch gerade in Zeiten von Homeschooling von Nutzen sein dürften.

Download

Auf der Instagram-Seite @Hendriks_Mathewerkstatt, aber auch der Homepage von Hendrik Simon finden Interessierte jede Menge Ideen, Erklärungen, Übungsmaterialien und Spiele, die auch gerade jetzt in Zeiten von Homeschooling von großem Nutzen sein können.

Unter anderem kann man dort das Hausaufgabenspiel entdecken, das helfen soll, den Stress rund um die Erledigung der Mathe-Aufgaben zu minimieren. „Es ist besser, wenn das Kind motiviert 60 Prozent der Aufgaben selbst rechnet, als zwei Stunden lang daran zu arbeiten, dass das Kind endlich losrechnet“, sagt der 52-Jährige.

Das Hausaufgabenspiel ist eine gute Basis für diese Eltern-Kind-Zusammenarbeit. Auf der Startseite im Unterpunkt „Übungsmaterial zum Download“ sind das Spiel (das auf unterschiedliche Klassenstufen anpassbar ist) und weitere Materialien als pdf-Datei hinterlegt. Die Dateien können einfach ausgedruckt und bei Bedarf laminiert werden.

Was man noch braucht? Einen Würfel, einen Taschenrechner und eine Ladung Süßes. Und schon kann das Hausaufgabenerledigen auch Spaß machen!

www.hendrik-simon-dyskalkulie.de

Was direkt auffällt: Hendrik Simons Ansatz in der Vermittlung der Materie ist spielerisch und dem Kind zugewandt. Zahlreiche Lernspiele für Zuhause und die Schule, leicht selbstgebastelte Arbeitsmittel sowie interessante didaktische Fragen machen den Account zu einer wahren Fundgrube für alle, die freiwillig (Lehrkräfte) oder derzeit unfreiwillig (Eltern) mathematische Inhalte vermitteln müssen.

Nur Lehrer allein reicht nicht

Von Übungen gegen Zahlendreher, Lockdown-Übungsmaterialien für Zuhause, Kurzzeitgedächtnistraining und selbstgebastelten Einmaleins-Rechenstreifen über Spiele zum räumlichen Denken, zu geraden und ungeraden Zahlen oder zum Mengenbegriff sowie magische Schablonen, spannende Rechentricks und Experimente zu Statistik reicht die Spanne.

Angereichert ist der Account des Wissenschaftlers, dessen größte Leidenschaft neben den Zahlen das Einradfahren ist, mit interessanten lern-und entwicklungspsychologischen Fakten zum Thema Mathelernen und Dyskalkulie. Immer wieder weist er gut nachvollziehbar auf die häufigsten Fehler hin, die man bei rechenschwachen Kindern machen kann, und erklärt, wie man sie vermeidet. Als für ihn „kolossal faszinierend“ beschreibt Hendrik Simon die besonderen Denk- und Lernprozesse eben jener Kinder, die kein echtes Zahlverständnis haben, und mit Plus, Mal und Minus eher aufs Kriegsfuß stehen. Nur Lehren allein reiche nicht, vielmehr müssten Lernprozesse, davon ist er als Didaktiker überzeugt, entsprechend gelenkt werden.

Übung zur Zahlzerlegung für schwächere Kinder: Simon gibt viele simple Anregungen.

Übung zur Zahlzerlegung für schwächere Kinder: Simon gibt viele simple Anregungen.

Dass dies nicht immer kompliziert, sondern ganz im Gegenteil oftmals sehr simpel sein kann, beweist er mit einer bunten Vielzahl an Lernspielen, die er sich alle selber ausdenkt. „Manchmal auch auf Anfrage“, wie er sagt. Für eine Lehrerin, die ihm kürzlich einen Unterrichtsentwurf zugesandt habe mit der Bitte, ihr Tipps für die weitere Differenzierung zu geben, dachte er sich kurzerhand ein eigenes Spiel aus. „Königin der Elf“ hat er es getauft. Und auch gleich auf seinem Account eingestellt.

Überhaupt ist ihm der Kontakt und Austausch mit den über 7200 Followern sehr wichtig. „Man kann mich jederzeit gerne mit Fragen und Anregungen kontaktieren, entweder antworte ich dann persönlich oder mache kurze Zeit später ein Thema für alle Abonnenten daraus“, verspricht er. Auf diese Weise können seine Follower Einfluss nehmen auf die Inhalte, denen er sich widmet.

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Mit seiner pädagogischen Grundhaltung, dass man das Kind mit seinem individuellen Lernprozess in den Mittelpunkt stellen muss und keinesfalls nur zum stumpfen Üben und Auswendiglernen anhalten soll, läuft Hendrik Simon nicht bei jedem offene Türen ein. Das aber stört ihn nicht. Er ist überzeugt von dem, was und wie er es tut. Und freut sich, wenn er sein Wissen an Eltern und Lehrkräfte weitergeben kann, „nicht oberflächlich oder plakativ, sondern inhaltlich korrekt und greifbar“, wie er sagt.

Fehler sind erlaubt

Wer Lernmotivation fördern und dröges Schulwissen spannender gestalten will, wird bei Hendrik Simon schnell fündig werden. „Es geht eben nicht nur um Verständnis, sondern auch um Motivation“, so der Fachmann, und die entstehe nicht durch einförmiges Üben, sondern vielmehr durch spielerische, vielfältige Übungsformate.

Und dann sagt der promovierte Mathematiker noch etwas, was gut tut in einer Welt, in der alles nach Optimierung schreit: „Fehler sind nicht schlimm. Sie sind das Produkt eines funktionierenden Gedankenprozesses, der auf anderen Voraussetzungen basiert, als ich sie habe.“ Wenn einem Kind gesagt werde, falsche Ergebnisse seien das Ergebnis von Faulheit oder gar Dummheit, so verliere es verständlicherweise sowohl die Neugier als auch das Interesse.

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