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Solidaritätspreis 2025ASB-Wünschewagen NRW und Lebenshilfe-Chor Weilerswist geehrt

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Eine Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung stehen und sitzen beieinander und singen.

Der Chor der Lebenshilfe-Wohnstätte Weilerswist brachte den Gästen ein Ständchen.

Der Solidaritätspreis der Stiftung Soziale Arbeit ging an zwei Initiativen: Die einen schenken Schwerkranken kostbare Augenblicke, die anderen begeistern mit Gesang und gelebter Inklusion.

„Heute sind auch viele Menschen mit Beeinträchtigungen hier im Saal. Darum spreche ich bewusst in einfachen Sätzen. Ich möchte, dass alle gut folgen können. Denn dieser Abend gehört Ihnen. Dies ist Ihr Preis.“ Mit dieser würdigen Geste des Respekts eröffnete Landrat Markus Ramers am Montagabend die Feier zur Verleihung des Solidaritätspreises der Stiftung Soziale Arbeit, deren Präsidentschaft er innehat.

Viele waren in die Weilerswister Awo-Begegnungsstätte gekommen, um mit den beiden Preisträgern zu feiern: der ASB-Wünschewagen Rheinland sowie der Chor der Lebenshilfe-Wohnstätte Weilerswist. „Mit diesem Preis zeichnen wir Menschen und Organisationen aus, die sich in besonderer Weise für andere einsetzen – freiwillig, mit viel Herz und mit viel Zeit“, so Ramers. Warum so ein Preis wichtig sei, fragte er die Gäste. Und gab sogleich die Antwort: „Weil Solidarität heute nicht mehr selbstverständlich ist.“ Dass es aber auch anders gehen kann, zeigten die Menschen im Saal. Ramers erklärte, wie ehrenamtlicher Einsatz wirken kann, auch wenn die Einsätze anstrengend und manchmal schwer auszuhalten seien.

Ein letztes Mal die Tür des eigenen Hauses hinter sich abschließen

Bei den Einsätzen des ASB-Wünschewagens beispielsweise liegen Glücksgefühl und Trauer sehr nah beieinander. Das ausschließlich durch Spenden finanzierte Projekt erfüllt seit 2014 schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch. Seit 2018 ist der Wünschewagen Rheinland unterwegs, der zum ASB-Regionalverband Rhein-Erft/Düren gehört.

87 ehrenamtliche Wunscherfüllerinnen und -erfüller zwischen 20 und 80 Jahren engagieren sich in dem Projekt. „Mit dem Wünschewagen wurden schon 96.766 Kilometer zurückgelegt. Das sind viele Wege, letzte Wege – und vor allem sehr viele besondere Begegnungen“, so Ramers in seiner Laudatio. Die Wünsche seien dabei höchst unterschiedlich: noch einmal das Meer sehen, noch einmal mit der Tochter shoppen, ins Fußballstadion oder in den Zoo gehen. Oder das eigene Haus besuchen, wie es sich ein 84-jähriger Fahrgast gewünscht hatte: ein letztes Mal durch die Räume zu gehen, Abschied zu nehmen und die Tür hinter sich abzuschließen.

Mitglieder des Wünschewagen-Teams freuen sich über den symbolischen Riesen-Scheck, den sie überreicht bekamen. Zwei halten ein Schild mit den Worten „Vielen Dank“ in den Händen.

Erfüllt letzte Wünsche: Das Team des Wünschewagens NRW nahm den Preis stellvertretend für alle Mitarbeitenden entgegen.

Der Landrat steht am Rednerpult, in dem Raum sitzen viele Menschen und hören ihm zu.

Hielt seine Laudatio in leichter Sprache: Landrat Markus Ramers, der auch Präsident der Stiftung Soziale Arbeit ist.

In solchen Momenten seien die Wunscherfüllerinnen und -erfüller da, hielten eine Hand, schafften Ruhe und Würde. So schenkten sie den Fahrgästen nicht einfach nur eine Fahrt, sondern „Aufmerksamkeit und das Gefühl: Du bist wichtig – bis zum letzten Tag.“ Für die „vielen Kilometer voller Menschlichkeit und für die kostbaren Augenblicke von Freude und Frieden, die Sie Schwerkranken und ihren Familien schenken, verleiht Ihnen die Stiftung den Solidaritätspreis 2025“, sagte Ramers, bevor er feierlich Urkunde und Blumen überreichte.

Weg zur Preisverleihung war für den Lebenshilfe-Chor ein Katzensprung

Die Mitglieder des Lebenshilfe-Chors der Wohnstätte Weilerswist hatten keine weite Anreise zur Preisverleihung, sind sie doch Nachbarn der Awo-Begegnungsstätte. Der Chor, initiiert und geleitet von Albert Burghof, Organist in St. Lambertus in Bliesheim, und Michael Bernsen, selbst Laienchor-Sänger, hat das Ziel, Menschen über ihre Freude am Singen zusammenzubringen. „Hier zählen nicht Notenpunkte oder Perfektion. Hier zählen Freude, Gemeinschaft und Mut“, so Ramers in seiner Laudatio.

Ihr zeigt uns allen: Inklusion kann fröhlich, laut und bunt sein.
Der Euskirchener Landrat Markus Ramers über den Lebenshilfe-Chor

Jeden Montagabend treffen sich die Sängerinnen und Sänger zur Probe. Strenge musikalische Maßstäbe gebe es da weniger, dafür aber „Gemeinschaft, Selbstvertrauen, Rituale und Anerkennung“. Im Lebenshilfe-Chor Weilerswist singen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, Junge und Ältere. Bei Auftritten – und derer gab es schon einige – sei die Nervosität zwar hoch, aber „ihr zieht euch extra schick an und freut euch, dass ihr mit euren Liedern anderen eine Freude machen könnt“, so Ramers zu den Geehrten.

Für das Publikum sei die Musik ein echtes Geschenk: Man erlebe „Freude, Mut und Lebenslust“. Auch ermögliche der Lebenshilfe-Chor Gemeinschaftserlebnisse, bei denen alle dazugehören. So könne man bei den Auftritten sehen, dass da Menschen strahlten, die sonst vielleicht schnell übersehen würden. Ramers: „Ihr zeigt uns allen: Inklusion kann fröhlich, laut und bunt sein.“ Für dieses starke Zeichen von Teilhabe überreichte er dem Lebenshilfe-Chor den Solidaritätspreis 2025.

Natürlich kamen die Gäste der Preisverleihung auch in den Genuss eines Vortrags: Der Chor schmetterte den Kanon „Singen macht Spaß!“ und legte als Zugabe noch den Bläck-Fööss-Song „Kutt jot heim“ nach. Die Gästeschar folgte dem musikalischen Rat erst zu späterer Stunde, denn beim Umtrunk wurde noch gebührend gefeiert.


1000 Euro Preisgeld für beide Gewinner des Solidaritätspreises 2025

Mit dem Solidaritätspreis zeichnet die Stiftung Soziale Arbeit seit 2007 Organisationen und Einzelpersonen aus, die sich nach Meinung des Stiftungspräsidiums „in besonderer und herausragender Weise durch Aktionen oder Aktivitäten in solidarischer Weise verdient gemacht haben“ und die „beispielhaft Akzente für Menschlichkeit und Gemeinsinn setzen“.

Traditionell wird der Solidaritätspreis rund um den Jahrestag der Gründung der Arbeiterwohlfahrt (13. Dezember 1919) vergeben. „Das passt gut, denn die Awo steht seit über 100 Jahren für ein klares Ziel: Niemand soll allein gelassen werden“, so der Präsident der Stiftung Soziale Arbeit, Landrat Markus Ramers. Die Auszeichnung wird mittlerweile nur noch alle zwei Jahre vergeben, dafür aber dann an zwei Preisträger, die sich jeweils über 1000 Euro Preisgeld freuen dürfen.

Die diesjährigen Preisträger erfüllen die Bedingungen in ganz besonderem Maße: Der ASB-Wünschewagen Rheinland sowie der Chor der Lebenshilfe-Wohnstätte Weilerswist seien zwei Initiativen, „die für gelebte Solidarität, gesellschaftlichen Zusammenhalt und beeindruckendes Engagement stehen“, wie es in der Begründung der Stiftung Soziale Arbeit zu lesen ist.