Der Weilerswister Hans Peter Nußbaum verabschiedet sich aus der Kommunalpolitik, will aber weiterhin von sich hören lassen.
AbschiedHans Peter Nußbaum mischte fast 40 Jahre den Gemeinderat in Weilerswist auf

Über Jahrzehnte hat Hans Peter Nußbaum in der Weilerswister Kommunalpolitik maßgeblich mitgearbeitet.
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Knapp 40 Jahre hat Hans Peter Nußbaum in der Kommunalpolitik mitgewirkt – 36 davon als Mitglied der CDU. Zum Ende seiner Karriere, nach dem Bruch mit einigen Christdemokraten, wollte er als Parteiloser Bürgermeister in Weilerswist werden. Er kandidierte für die FDP. Aus gesundheitlichen Gründen fühlte er sich dem Amt aber nicht mehr gewachsen, während eines Krankenhausaufenthalts machte er vor der Wahl öffentlich, nicht mehr als Bürgermeister bereitzustehen. Die Kandidatur zurückzuziehen war zu dem Zeitpunkt gesetzlich nicht mehr möglich, so dass er weiterhin auf dem Wahlzettel stand und 303 Stimmen erhielt.
Der 70-Jährige nahm und nimmt kein Blatt vor den Mund, zeigt sich nicht selten angriffslustig. Es liegt in der Natur der Sache, dass Reibereien so nicht ausbleiben. „Mein alter Mentor Hans-Josef Engels hatte immer die Divise: kurz, knapp und manchmal verletzend“, erläutert Nußbaum: „Da geh' ich mit.“
Parteiaustritt und Laptop-Affäre hängen Hans Peter Nußbaum nach
Für manche Menschen sind vernünftige Argumente nach Einschätzung des Weilerswisters nicht überzeugend, da müsse man zu anderen Mitteln greifen. „Wenn Grenzen überschritten werden, sage ich meine Meinung auch lauter und energischer“, stellt Nußbaum klar. Er sei kein Fan der ideologischen Extreme, sondern ein Pragmatiker: „Das habe ich im Rat auch so gehandhabt.“

In der Kommunalpolitik war Hans Peter Nußbaum (vorne, 3 v.l.) zur Zeit dieser Aufnahme im Heft „50 Jahre CDU Weilerswist“ 1996 bereits zehn Jahre aktiv, es sollten beinahe 30 Jahre folgen.
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Und dieser Gemeinderat hat sich Nußbaum zufolge über vier Jahrzehnte geändert. Personell, aber auch hinsichtlich der Debattenkultur. „Vor 40 Jahren gab es kein Facebook, da wurden Themen auf Festen ausdiskutiert oder in der Kneipe. Es war weniger anonym.“ Er wolle aber keineswegs behaupten, dass früher alles besser gewesen sei. Vergleichsweise mehr Frauen in der Politik hebt der ehemalige Bankkaufmann als positiven Wandel hervor.
In der Rückschau auf seine politische Karriere kommen zwei Punkte auf, die ihm nachhängen. Erstens: Die Umstände seines Austritts aus der CDU. Nußbaum spricht von einem abgekarteten Spiel, Neid und fehlendem Respekt, die ihn enttäuscht hätten.
Ich bin damals angeguckt worden, als hätte ich ein Kind aus der Wiege geklaut.
Zweitens: Die Affäre um einen Gemeinde-Laptop im Jahr 2012. Das Gerät, das Nußbaum benutzte, wurde von einem Virus befallen, nachdem dort pornografische Inhalte abgerufen worden waren. Der Laptop musste anschließend repariert werden. Der damalige Bürgermeister Peter Schlösser (SPD) schaltete einen Anwalt ein, Nußbaum tat es ihm gleich. „Ich weiß nicht, wie die Filme darauf gekommen sind“, sagt Nußbaum weiterhin. In den Medien sei es so dargestellt worden, als habe er die Pornos konsumiert. „Ich bin damals angeguckt worden, als hätte ich ein Kind aus der Wiege geklaut“, sagt Nußbaum: „Die meisten hätten das Handtuch geschmissen. Ich hab's trotzdem überlebt.“
In der Thematik habe es Kritik aus den eigenen Reihen, also der damaligen CDU gegeben, sagt Nußbaum. Aber: „Auch nach dem Bruch mit gewissen Personen bei der CDU habe ich die Partei immer noch im Kopf und im Herzen. Die CDU in Weilerswist hat viel bewegt.“
Ein politisch Unbeteiligter will der Weilerswister nicht werden
Zu den größten Errungenschaften seiner politischen Karriere zählt der Weilerswister die Ratsentscheidungen, das Gewerbegebiet der Gemeinde umzuwidmen. „Discounter wollten nach Weilerswist, aber es gab keine Fläche“, erläutert er. Nach der Umwidmung habe sich das Gewerbegebiet entsprechend entwickeln können. Auch den Bau des Busbahnhofs an einer Stelle, an der mehr als 2000 Weltkriegsgeschosse im Boden aufgetaucht seien, habe der Gemeinderat stemmen können.
„Und wir haben Sportanlagen in alle Ortsteile geholt“, berichtet Nußbaum stolz. Nachdem einige Anlagen durch die Flut zerstört worden waren, habe man sich im Rat über Parteigrenzen hinweg verständigt und dafür gesorgt, dass sie wiederaufgebaut wurden: „Nicht nur reden, sondern was tun.“
Anderseits sei es für ihn enttäuschend, dass gewisse Projekte nicht umgesetzt werden, kritisiert der Weilerswister: etwa Straßensanierungen wie die der Kölner Straße.
Als politisch Unbeteiligten sieht sich der Rentner nicht: „Ich bin stark motiviert, was politische Dinge angeht.“ Das treibe ihn weiter um. Mit Argusaugen wolle er die Weilerswister Politik beobachten. Nach dem Ende seiner politischen Karriere könne er freier agieren, möchte sich unter anderem mit Leserbriefen bei Zeitungen einbringen. Und: „Ich werde mich auch in der Einwohnerfragestunde blicken lassen.“
Seit 1986 in der Politik
Geboren wurde Hans Peter Nußbaum 1955 in Weilerswist. In den 1970er-Jahren machte er seine Ausbildung zum Bankkaufmann und absolvierte den Wehrdienst. 1978 fing er als Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Euskirchen an, wo er bis zum Ruhestand blieb.
In die Politik stieg Nußbaum 1986 als Sachkundiger Bürger ein. Mitglied im Weilerswister Gemeinderat war er seit 1993. Von 1993 bis 2020 vertrat er die Gemeinde in verschiedenen Aufsichtsgremien. In den Jahren 1999 bis 2014 war er Mitglied des Euskirchener Kreistags.
Abschied aus der Politik – Die Serie
Sie haben teils Jahrzehnte die Geschicke des Kreises Euskirchen und die ihrer jeweiligen Stadt und Gemeinde mitbestimmt. Eine Reihe von langgedienten Volksvertretern zieht sich nun aus der Lokalpolitik zurück. Sie werden dem künftigen Kreistag beziehungsweise Rat nicht mehr angehören.
In Gesprächen mit der Redaktion ziehen sie Bilanz und plaudern auch ein bisschen aus dem „Maschinenraum“ der Kommunalpolitik.