Michael Meierhof will mit seinem Notlademobil leeren E-Autos aus der Patsche helfen und Gebäude versorgen. Noch ist das Fahrzeug ein Prototyp.
PrototypSo will ein Weilerswister bei Stromausfall helfen – Lademöglichkeit für E-Autos

Eine Wallbox für alle (Not-)Fälle: Michael Meierhof kann mit seiner Konstruktion unter anderem liegengebliebene E-Autos laden.
Copyright: Tom Steinicke
Michael Meierhof will helfen – vor allem dann, wenn kein Strom da ist. Dafür hat der 55-Jährige ein Notlademobil gebaut. Das ist Marke Eigenbau: Ein Sprinter ist mit einem Generator ausgestattet, mit dessen Strom beispielsweise zwei Elektroautos gleichzeitig geladen werden können. Eingesetzt werden kann das Mobil nahezu überall: auf der Autobahn, in der Tiefgarage, vor dem Rathaus.
Darüber hinaus können auch Gebäude mithilfe des Notlademobils mit Strom versorgt werden, ein Rathaus ebenso wie eine Senioreneinrichtung. Die Gründe für einen Stromausfall können nach Angaben des Neukircheners vielfältig sein. Es müsse nicht immer ein Worst-Case-Szenario sein wie der Blackout eines ganzen Landes oder eine Naturkatastrophe wie die Flut im Juli 2021. Es reicht, wenn ein Landwirt mit seinem Traktor gegen eine Hochspannungsleitung fährt und der Mast umstürzt. Genau das ist in der Gemeinde Weilerswist im August 2022 passiert.
Vieles am Notlademobil aus Weilerswist ist Marke Eigenbau
Drei Monate hat der Notstromtechniker an seinem Notlademobil herumgeschraubt. „Immer, wenn ich etwas Neues eingebaut und den Generator wieder angeworfen habe, hat es irgendwo anders geklappert“, berichtet Meierhof. Mittlerweile klappere nichts mehr, der Sprinter ist isoliert und einsatzbereit. Hinter der seitlichen Schiebetür befindet sich eine weitere Tür. Die schützt den Generator, der laut Meierhof mit einer Diesel-Füllung zwei Tage betrieben werden kann.
Auch im Heck ist der Generator gesichert. Ein großer Batteriespeicher im Sprinter, der die Aufgabe des Generators übernehmen könnte, sei zu teuer und zu schwer. „Und vor allem ist Diesel immer verfügbar. Wenn der Speicher leer ist und wir einen Blackout haben, kann ich keinem mehr helfen“, so Meierhof.

Auf der Ladefläche des Sprinters ist ein Generator verbaut. Michael Meierhof hat die Tür geöffnet.
Copyright: Tom Steinicke
Vor dem Generator befindet sich ein Flaschenzug der Marke Eigenbau, der hilft, die Wallbox aus dem Sprinter auf die Straße zu heben. Diese Wallbox sieht nicht anders aus als die Exemplare, die an der Hauswand verbaut werden. Meierhof hat sie auf eine Metallplatte geschraubt, die wiederum an einer handelsüblichen Sackkarre befestigt ist. Bei Bedarf könne man mithilfe von Kabeln eine 200 Meter lange Leitung vom Notlademobil zum Notfallobjekt legen. „So ist es beispielsweise problemlos möglich, E-Autos in Tiefgaragen zu laden, die keinen Strom mehr haben“, erklärt Meierhof.
Oder Urlaubern aus den Niederlanden helfen, die in Weilerswist stehen und keinen Strom mehr im Akku ihres E-Autos haben. „Die stranden tatsächlich ziemlich oft hier in der Gemeinde. Anscheinend sind das so 350 Kilometer, die sie mit einer Akkuladung schaffen“, berichtet Meierhof. Und da E-Autos nicht abgeschleppt, sondern nur mithilfe eines Krans auf einen Abschlepper gehievt werden dürfen, könnte das Notlademobil auch auf der Autobahn zum Einsatz kommen.
Viele Fahrzeuge in den Verwaltungen sind mittlerweile E-Autos. Im Falle eines Blackouts sind die nicht mehr einsatzfähig.
Doch für gestrandete Urlauber hat Meierhof das Mobil nicht konzipiert – zumindest nicht vorrangig. Im Notfall sollen vor allem Behörden mit Strom aus dem umgebauten Sprinter versorgt werden. „Viele Fahrzeuge in den Verwaltungen sind mittlerweile E-Autos. Im Falle eines Blackouts sind die nicht mehr einsatzfähig“, sagt Meierhof.
Er möchte sein Mobil in Werkstätten und Autohäusern im Kreis vorstellen, damit diese im Notfall seine Telefonnummer weitergeben können. Gleiches wolle er bei Behörden machen. Denn seines Wissens nach gebe es ein solches Mobil im Kreis Euskirchen oder in NRW bislang kein zweites Mal.
180 Euro sind für die erste Stunde Dienstleistung angesetzt
Und dann hat der „elektrische Daniel Düsentrieb“ noch ein anderes Anliegen. „Ich rate jedem, am besten sofort, zu prüfen, ob sein Betrieb mit Notstrom gespeist werden kann“, sagt Meierhof: „Noch kann man vor die Lage kommen. Wenn wir erstmal in einer Krisensituation sind, werden keine Materialien verfügbar sein.“
„Ich habe das Bauen und Tüfteln für das Fahrzeug gebraucht“, sagt der 55-Jährige. Die vergangenen Jahre seien kräftezehrend gewesen, da seit Corona das Geschäft mit seinem Film- und TV-Produktionsservice schwieriger geworden sei. Und so ist ein Fahrzeug, das in den vergangenen zwei Jahren vor allem in der Scheune in Neukirchen gestanden hat, eben nun filmreif umgebaut worden.
So ganz fertig ist Meierhof mit dem Prototyp aber noch nicht. Als Nächstes will er noch einen Lichtmast anfertigen, der auf den Sprinter gesetzt werden kann, damit das Notlademobil auch im Dunkeln besser einsetzbar ist. Derzeit befinden sich im Bereich des Flaschenzugs zwei LED-Lampen.
Obwohl der Prototyp des Notlademobils noch nachgebessert wird, hat sich Meierhof schon Gedanken über die Kosten gemacht, wenn sein Mobil im Einsatz ist. Wie er berichtet, soll die erste Stunde für Kommunen 180 Euro kosten, jede weitere 120. Inklusive Diesel und Personal. Für den Einsatz bei Privatkunden habe er noch keine Preisvorstellung. Von der Idee ist Meierhof überzeugt: „Damit werden wir bundesweit Erfolg haben – vielleicht sogar international.“ Eine Auftragsanfrage aus Schweden liege bereits vor.
Das Unternehmen Multi-Rent
Das Unternehmen Multi-Rent wurde 1992 als Fachbetrieb in Köln-Sülz von Michael Meierhof gegründet. Für ihn und seine französische Frau Gwénaelle Meierhof-Duclos liegt seitdem der Fokus auf der Entwicklung spezieller Fahrzeuge für den Show-, TV-, Kino- und Fernsehmarkt.
Ebenfalls im Angebot des Familienbetriebes sind sogenannte wasserabhängige Spezialeffekte. „Wir sind Regenmacher“, übersetzt Meierhof den Fachbegriff. Ob es ein fieser Nieselregen sein soll oder ein kräftiger Gewitterschauer – mithilfe spezieller Stative kann es der Neukirchener überall und in der gewünschten Menge regnen lassen.
In seiner Halle steht auch noch ein spezielles Kamera- und Filmboot. Das war unter anderem bei Produktionen für „Alarm für Cobra 11“ und dem „Tatort“ im Einsatz. Laut Meierhof kann das Boot auch eingesetzt werden, um Trinkwasser zu transportieren – beispielsweise, wenn Binnenschifffahrer auf der Mosel nicht weiterfahren dürfen, weil eine Schleuse gesperrt ist.