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DigitalisierungBei Marienborn in Zülpich ist die mobile Pflege komplett papierlos

4 min
Katrin Konrad, Teamleiterin mobile Pflege bei der Marienborn in Zülpich, sitzt an einem Schreibtisch und zeigt das Display eines Smartphones.

Sieht in der App eine Bereicherung: Katrin Konrad, Teamleiterin mobile Pflege bei der Marienborn gGmbH.

Die Marienborn gGmbH setzt in Zeiten des Fachkräftemangels auf Digitalisierung, um Ressourcen zu schonen.

Wenn Katrin Konrad ihren Arbeitstag in der mobilen Pflege beginnt, schaut sie als Erstes auf ihr Diensthandy. Nach einem Klick auf die entsprechende App sieht sie auf einen Blick, was heute ansteht: „Katrins Tag“ steht über der Ansicht, und darunter sind Termine und andere Dinge aufgelistet, die für sie heute wichtig werden. Übergabeinformationen zum Beispiel.

Die 33-Jährige arbeitet als Teamleiterin in der mobilen Pflege der Marienborn gGmbH. Die App bewertet sie so: „Ich finde es sehr praktisch, weil man auf einen Blick alles hat.“ Und einfacher als die Zettelwirtschaft von früher sei es allemal. Dank der App könne sie sich stets gut auf ihre Klienten vorbereiten. Sogar ein Navigationssystem stehe zur Verfügung, um die Adressen neuer Klienten zielsicher zu finden.

Konrad beschreibt genau die Effekte, die die Marienborn gGmbH nach Angaben der beiden Sprecherinnen Janina Klinkhammer und Andrea Hamacher mit der Einführung der App 2019 erzielen wollten. „Wir versuchen, die Arbeitsbedingungen durch Digitalisierung zu verbessern“, formuliert es Klinkhammer.

Unternehmen aus Zülpich und Mechernich sind für Preis nominiert

Und dafür wurde die Marienborn gGmbH nun für den Digital Pioneers Award 2025 der Fokusgruppe Region Aachen nominiert. Mit dem Preis will die Fokusgruppe nach eigener Aussage Best Practice Beispiele in Sachen Digitalisierung aus der Städteregion Aachen und den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg würdigen und bekannt machen. Neben der Marienborn gGmbH ist noch ein weiteres Unternehmen aus dem Kreis nominiert: die Seniorenheim Stiftung Carl Kreuser jr. aus Mechernich.

Mit der Bewerbung sei man sich zunächst unsicher gewesen, berichtet Hamacher. Schließlich habe die Marienborn gGmbH keine eigene App entwickelt, sondern nutze vorhandene Tools, um den Arbeitsalltag digitaler und damit transparenter und effizienter zu gestalten. Doch die Nominierung gibt ihnen recht.

Der Blick geht auf das Display eines Smartphones, das eine Frau in den Händen hält.

Alles auf einen Blick: Die App soll die mobile Pflege transparenter und effizienter machen.

Antrieb für die Digitalisierung der Dokumentationsprozesse sei auch der Fachkräftemangel gewesen, berichtet Hamacher. „Wir wollen keine Stellen einsparen, sondern Ressourcen schaffen, um noch mehr Zeit für unsere Patienten, Klienten und Bewohner zu haben.“

Denn vor der App mussten Katrin Konrad und ihre Kolleginnen und Kollegen für jeden Termin bei einem Klienten einen Handzettel ausfüllen. Diese Zettel wurden dann in einer Mappe gesammelt und einmal im Monat von der Verwaltung digitalisiert. Neben dem hohen Arbeitsaufwand sei dieses System auch intransparenter und fehleranfälliger gewesen, berichtet Klinkhammer. Denn nicht immer seien die Handzettel kontinuierlich ausgefüllt worden.

Die Spracherkennung der App hilft Pflegekräften aus dem Ausland

In der App muss Konrad nun mit ein paar schnellen Klicks dokumentieren, welche Leistungen beim Klienten erbracht wurden. Auch Auffälligkeiten und Vitalwerte werden dort notiert. Erst wenn Konrad einen Klienten in der App fertig dokumentiert hat, kann sie sich ausloggen und beim nächsten Klienten wieder einloggen.

Muss Konrad vertretungsweise zu einem Klienten, den sie nicht kennt, kann sie mit einem Blick in die App alles Wichtige über diesen Menschen erfahren und muss nicht erst eine Mappe suchen und dann die Handschrift der Kollegen entziffern. Und so ein Fall sei keine Seltenheit, sagt Klinkhammer. Bei einer Teilzeitquote von 64 Prozent gebe es bei Marienborn einen hohen Kommunikationsbedarf.

Und noch etwas kann die App: Spracherkennung. Durch Auslandsrecruiting und Einwanderung arbeiten bei der Marienborn gGmbH laut Klinkhammer auch immer mehr Menschen mit Migrationsgeschichte. Einige davon könnten Deutsch zwar sprechen, aber nicht so gut schreiben. Sie können laut Hamacher die Dokumentation in der App in ihrer Muttersprache durchführen, die Spracherkennung übersetze dies dann ins Deutsche.

Auch Künstliche Intelligenz wird bei Marienborn eine Rolle spielen

Aktuell wird die App in der mobilen Pflege und bei den Ärztinnen und Ärzten in der Fachklinik eingesetzt. Grundsätzlich soll sie aber in allen Bereichen des Unternehmens eingeführt werden. Als nächstes sei dies in der Langzeitpflege geplant. Auch eine Dienstplan-App soll noch angeschafft werden, um Bürokratie abzubauen. Darüber hinaus hat die Marienborn gGmbH einen Webshop eingeführt, über den die verschiedenen Bereiche bestimmte Produkte wie beispielsweise Windeln bestellen und den Verlauf ihrer Bestellung beobachten können. Auch das sei früher deutlich umständlicher abgelaufen, so Klinkhammer. „Wir setzen an unterschiedlichen Stellen verschiedene digitale Lösungen ein.“

Dabei werde künftig sicher auch Künstliche Intelligenz eine Rolle spielen, fügt Kollegin Hamacher hinzu. Aktuell werde diese lediglich im Bewerbermanagement eingesetzt, um beispielsweise eine Stellenausschreibung so an die Algorithmen anzupassen, dass sie möglichst viel Reichweite erlangt.

Die Umstellung aufs Digitale ist dabei nicht umsonst: Neben den Kosten für die Software entstehen laut Hamacher Ausgaben für mobile Endgeräte wie Dienstsmartphones und Schulungen. Zudem habe die Marienborn gGmbH einen Datenschutzbeauftragten einer Fachfirma engagiert, der die Verträge mit den Softwarefirmen genau überprüfe. „Das ist schon recht kostspielig“, fasst Hamacher den finanziellen Aspekt der Digitalisierung zusammen. Doch dem Unternehmen sei es wichtig, darin zu investieren, um zukunftsfähig zu bleiben.

Ob all diese Ansätze und Entwicklungen reichen, um als Digital Pioneer ausgezeichnet zu werden, erfährt die Marienborn gGmbH am 4. September. Dann werden beim Digital Summit von den zehn bisher Nominierten fünf Pioniere ausgezeichnet.