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Knapp ein Jahr VerzögerungRealschüler aus Zülpich können aus Containern ausziehen

Lesezeit 3 Minuten
Einige Menschen stehen in einem mit Blumen und Luftballons geschmückten Foyer und hören einem Redner zu.

Eröffnungsfeier im neuen Foyer: Zahlreiche Vertreter von Schule, Verwaltung, Architekturbüro und Kirche haben sich den Erweiterungsbau angeschaut.

Der Erweiterungsbau auf dem Schulcampus in Zülpich ist nach dreieinhalb Jahren Bauzeit fertiggestellt.

Amina Bilanović, Henrik und Maik Schneider sind erleichtert. Nach dreieinhalb Jahren Container-Unterricht können sie nun den frisch eingeweihten Erweiterungsbau auf dem Schulcampus in Zülpich beziehen. „Wir wollen da endlich weg“, betont Schneider. In den Containern sei es im Sommer schon morgens unerträglich warm und im Winter müsse man mit Jacken im Unterricht sitzen, um nicht zu frieren.

Bilanović, Jansen und Schneider sind die Schülervertretung der Karl von Lutzenberger Realschule. Letztere hat seit Jahren ein Platzproblem. Schon als sie Anfang 2019 an die Schule gekommen sei, sei über Erweiterungsmöglichkeiten gesprochen worden, berichtet Schulleiterin Raphaela Kehren. Schon damals sei die Realschule vierzügig gewesen, aber in einem Gebäude untergebracht, das für Dreizügigkeit ausgelegt war.

Fachräume mussten zu Klassenräumen umfunktioniert werden

Jahrelang mussten deshalb Fachräume in Klassenzimmer umfunktioniert werden und Unterricht in Containern stattfinden. Eine Klasse wich ins benachbarte Franken-Gymnasium aus. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir sechseinhalb Jahre warten müssen“, sagt Kehren. Doch Corona habe einiges verzögert.

Hinter grünen Ästen sieht man ein modernes Schulgebäude mit rot-brauner Verkleidung.

Gehen ineinander über: der Erweiterungsbau (links) und das Bestandsgebäude der Karl von Lutzenberger Realschule.

Ursprünglich sollte der Erweiterungsbau schon im Sommer 2024 fertig sein, doch daraus wurde nichts. Auch ein danach angekündigter Eröffnungstermin zum zweiten Halbjahr des Schuljahres 2024/2025 konnte nicht eingehalten werden. Warum? „Das Übliche bei diesen Bauprojekten“, sagt Joachim Franzen, Geschäftsbereichsleiter Hoch- und Tiefbau bei der Stadt Zülpich.

Es habe immer wieder Lieferprobleme gegeben, zuletzt mit der Technik. Dann seien auch einige Sachen zunächst falsch umgesetzt worden und mussten berichtigt werden und schon ganz zu Beginn hätten aufwendige Gründungsarbeiten den gesamten Bau um mindestens drei Monate verzögert. „Das sind alles Sachen, die man im Vorhinein nicht ganz gut vorhersehen kann.“

Gut neun Millionen für Neubau komplett selbst gezahlt

Der Bau hat nicht nur länger gedauert, er ist auch deutlich teurer geworden. 1,9 Millionen Euro habe die Stadt nachfinanzieren müssen, berichtet Bürgermeister Ulf Hürtgen. Immerhin: Seine Befürchtung zu Beginn der Arbeiten, dass die Kosten für den Bau am Ende zweistellig werden, bewahrheiteten sich nicht. Insgesamt kostete der zweigeschossige Erweiterungsbau mit Wärmepumpe und PV-Anlage 9,05 Millionen Euro. Und die hat die Stadt Zülpich komplett selbst bezahlt.

Blaue Stühle stehen auf  Schultischen in einem frisch gebauten Klassenzimmer.

Blaue Stühle vor Sichtbeton: So sehen die neuen Räume aus.

Ein passendes Förderprogramm habe man nicht finden können, so Hürtgen. Er kritisiert, bezogen auf die Finanzierung, das Schulgesetz in NRW. Dieses verhindere eine Beteiligung von Nachbarkommunen an solchen Projekten, obwohl auch Kinder aus diesen Kommunen die Schulen in Zülpich besuchten. „Das muss ganz dringend angepackt werden.“

Platz an Zülpicher Schulen wird trotz Erweiterungsbau knapp

In den neuen Erweiterungsbau zieht nicht nur die Realschule, drei Räume sind für das Franken-Gymnasium vorgesehen. Denn auch dort wird angesichts der Rückkehr zu G9 der Raum knapp. Schon jetzt gibt es Befürchtungen, dass der Erweiterungsbau angesichts der steigenden Bevölkerungszahlen nicht reichen wird. Deshalb beobachte die Stadt die Schülerzahlen genau, so Hürtgen. Mit den hier geschaffenen 16 Klassenräumen sei aber schon ein wichtiger Schritt getan.

Amina Bilanović, Henrik Jansen und Maik Schneider jedenfalls sind sehr froh. Nur ein Manko sehen sie: die Wände aus Sichtbeton. Tatsächlich machen die grauen Flächen keinen besonders einladenden Eindruck. Sie sei schon häufiger darauf angesprochen worden, sagt Schulleiterin Kehren. Doch sie kann dem Sichtbeton etwas abgewinnen: „Die Wände laden dazu ein, gestaltet zu werden.“ Sie sei sich ganz sicher, dass die Schülerinnen und Schüler die so noch etwas kalt wirkenden Räume bald mit Leben füllen werden.