Gaucho aus SinzenichTorwart Leroy Zeller steht im Fokus von Profi-Klubs in den USA

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Will es in die MLS schaffen: der Torhüter Leroy Zeller aus Sinzenich.

Zülpich – Auch im Kreis Euskirchen gibt es Talente, die das geschafft haben, von dem viele Jungen und Mädchen träumen: Fußballprofi zu werden. Bundesligaspieler wie Lukas Klünter, Ismail Jakobs und Noah Katterbach sind mittlerweile etabliert. Laura Sieger hat es sogar von Nöthen bis zur Stammtorhüterin beim SV Meppen geschafft.

Dass viele Wege in die höchste Spielklasse eines Landes führen, will auch Leroy Zeller zeigen. Der gebürtige Mechernicher ist Torwart und hat zum 1. August innerhalb der USA das College gewechselt – von Newberry in South Carolina nach Santa Barbara in Kalifornien – und läuft jetzt für die Santa Barbara Gauchos auf. Zeller wurde auf Anhieb Stammspieler und musste in fünf Spielen nur viermal hinter sich greifen. Mit zahlreichen Glanzparaden rettete er seinem Team sogar oft Punkte.

MLS soll nur Durchgangsstation sein

Der 20-Jährige will den Schritt in die Profiliga der USA, die Major League Soccer (MLS), schaffen. Sein großes Ziel hat er fest im Blick: „Ich möchte Profi in Amerika werden und dann zwei Jahre später in die Premier League nach England oder in die Bundesliga wechseln.“ Für einen deutschen Torwart wäre der Sprung von der MLS in eine europäische Top-Liga ein Novum.

Seit zwei Jahren wohnt Leroy Zeller in den USA. Mit 18 Jahren sah er diesen Schritt und das Leben am College in Newberry als sicheren Weg an, um seine Ziele, professionell Fußball zu spielen und mit einer guten Bildung abgesichert zu sein, zu vereinen. Von zu Hause weg zu sein, ist für den Sinzenicher nichts Neues. Doch die Entfernung ist nun um einiges größer als damals, als er mit 15 Jahren die Voreifel verließ und sich der U19 der Spielvereinigung Greuther Fürth im Süden Deutschlands anschloss.

Partnerin in Amerika gibt Rückhalt

Umso erleichterter war er, als er, nach einem Jahr Trennung von seiner Familie, nach Sinzenich zurückkehrte: „Es tat einfach noch mal gut, zu meinen Wurzeln zurückzukehren. Ich habe mich an all den Orten, wo ich schon gelebt habe, immer wohlgefühlt, aber zu Hause bin ich nirgendwo richtig.“

Eine große Unterstützung sei aber seine Partnerin in Amerika. Vor dem Schritt zu Greuther Fürth hatte Leroy, der seit seinem siebten Lebensjahr Fußball spielt – zunächst als Feldspieler –, bei Viktoria Köln aufhorchen lassen, als er mit gerade einmal zwölf Jahren bei der U17 mittrainierte. Bei fünf bis sechs Trainingstagen die Woche und der Fahrt von Köln nach Sinzenich bedeutete das einen enormen Zeitaufwand für Leroy Zeller und seinen Vater.

Alles begann beim SV 1920 Sinzenich

Mit dem Fußball angefangen hat Zeller, weil er so Zeit mit seinen Freunden verbringen konnte. Doch auch Stadionbesuche beim 1. FC Köln entfachten im Sinzenicher die große Leidenschaft für die Sportart. Angefangen hat die Karriere vor Ort beim SV 1920 Sinzenich.

Danach ging es über den TuS Chlodwig Zülpich zum Euskirchener TSC, bei dem Leroy zwar nur ein Jahr blieb, aber eine herausragende Saison im Tor des ETSC spielte, die mit der Meisterschaft gekrönt wurde und in der der Keeper nicht einmal hinter sich greifen musste. Anschließend folgte der logische Schritt mit dem Wechsel zum Verein 1. Jugend-Fußball-Schule Köln.

Nächster Halt: Viktoria Köln

In den zahlreichen Duellen konnte sich die Viktoria ein gutes Bild von Leroy Zeller machen und lud ihn deshalb zum erfolgreichen Probetraining ein. Fortan sollte der damals Zwölfjährige also die Bälle von größtenteils vier bis fünf Jahre älteren Mitspielern um die Ohren geschossen bekommen. „Früh von zu Hause weg zu sein und regelmäßig mit und gegen Ältere zu spielen, hat mir für meine Entwicklung sehr geholfen“, stellt Zeller rückblickend fest.

Nach insgesamt drei Jahren bei der Kölner Viktoria begann für ihn eine spannende Phase. Bevor er sich mit seiner Familie für den Wechsel nach Fürth entschied, hatte er Angebote für Probetrainings vom Hamburger SV und von den zwei Londoner Vereinen Arsenal und Chelsea auf dem Tisch liegen. Auch weil vor allem sein Vater großen Wert auf die Schulbildung seines Sohnes legte, wechselte der Torhüter schließlich aber nach Süddeutschland.

Zwangspause statt Profivertrag

Bei der SpVgg Greuther Fürth, die zu dem Zeitpunkt in der zweiten Bundesliga gemeldet war, war die Situation ähnlich wie bei Viktoria Köln. Mit 15 Jahren spielte er in der U19 des Vereins, umringt von Älteren. Als er 17 Jahre alt war, trainierte er mehr als ein halbes Jahr bei den Profis und sollte einen Profivertrag für die kommende Saison angeboten bekommen. Doch kurz vor der Unterschrift platzte unglücklicherweise erst der Blinddarm und damit der Vertrag.

Nach der Zwangspause musste er sich auf die Suche nach einem neuen Verein machen, um den Traum vom Profifußball zu verwirklichen. Das hätte beinahe beim Traditionsverein FC Barnsley geklappt, der in der EFL Championship, der zweithöchsten englischen Liga, spielt. Nach einer viermonatigen Probephase unterbreitete der Verein Leroy Zeller ein Angebot als dritter Torwart. Doch seine Familie, die ihn auch heute noch offiziell berät, riet ihm, geprägt durch Erfahrungen nach der Verletzung, aufgrund des zu hohen Risikos vom Schritt nach England ab.

Sprungbrett South Carolina

Es folgte der Wechsel abseits der regulären Transferperiode an das Newberry College in South Carolina. Hier erhielt er im Alter von 18 Jahren ein Vollstipendium und die für ihn wichtige Sicherheit. Zeller betrachtete den Verein des Colleges, die Newberry Wolves, von Anfang an als Sprungbrett zu einem der besser gestellten Colleges, um von dort aus in die erste US-Liga zu gelangen. Der erste Schritt ist ihm mit dem Wechsel nach Santa Barbara nun, zwei Jahre später, geglückt.

Doch während der Corona-Pause, in der der Fußballspielbetrieb auch in den USA ruhte, öffnete sich für Leroy Zeller sogar eine andere Tür. Aus ihm wäre fast ein American-Football-Spieler mit der Aussicht auf einen Profivertrag in der NFL geworden. Denn das Newberry College ist hauptsächlich auf Football spezialisiert – und dieser Trainingsbetrieb stand während der Pandemie nicht still.

Alternative Football

War er, der Fußballprofi werden will, nicht genervt von der Corona-Unterbrechung? „Football zu spielen, hat mir unglaublich Spaß gemacht, und ich wurde als zweiter Receiver schnell ein Teil der Mannschaft. Wären Angebote von anderen Colleges ausgeblieben, hätte ich auch Footballspieler werden können“, lässt er die Monate Revue passieren. Diese Aussage unterstreichen auch seine Werte bei den traditionellen Leistungstests im American Football. Mit 100 Metern in 10,5 Sekunden und 4,48 Sekunden beim berühmten 40-Yard-Dash (etwa 36,5 Meter) lief der 1,95 Meter große und 95 Kilogramm schwere Sinzenicher ganz vorne mit.

Ohnehin ist er offenbar ein Mann für Rekorde. Nach seinen zwei Jahren bei den Wolves in South Carolina erhielt Leroy Zeller auch wegen persönlicher Auszeichnungen (er war zweimal Spieler des Monats, bester Nachwuchsspieler sowie bester Freshman, also Student im ersten Studienjahr des Colleges) von nahezu allen Top-20-Unis in Amerika Angebote.

Angebote aus Los Angeles, New York und Miami

Trotz Offerten aus Los Angeles, New York und Miami hat er sich für das im Süden Kaliforniens liegende Santa Barbara College entschieden. Als Gründe nennt der 20-Jährige die professionellen Strukturen und den Fakt, dass die Gauchos zu den besten zehn College-Vereinen Amerikas zählen. Ebenfalls eine Rolle hat das mit 18 000 Plätzen ausgestattete und damit größte College-Stadion der USA für ihn gespielt.

Seit August wohnt der neue Torhüter der Gauchos, ausgestattet mit einem Vollstipendium, in Santa Barbara am Strand und trainiert für seinen großen Traum. Angesprochen auf mögliche Herausforderungen abseits des Sportlichen, antwortet Zeller: „Es ist durchaus schwierig, am College mit den ganzen Partys fokussiert zu bleiben. Statt zu feiern, gehe ich dann lieber ins Gym oder auf den Fußballplatz.“

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Ein Lebensstil, der sich schon bald auszeichnen könnte. Laut eigenen Angaben ist ein baldiger Wechsel zu einem Profiverein der MLS in nicht allzu weiter Ferne: „Ich habe schon Kontakte geknüpft, und viele Vereine sind schon auf mich aufmerksam geworden.“ Mit Los Angeles FC und Inter Miami haben zwei absolute Top-Vereine der Major League Soccer bereits ihre Fühler nach dem Deutschen ausgestreckt und ein Probetraining angeboten.

Neben seiner Reife, seiner Arbeitseinstellung und dem allgemeinen fußballerischen Können hat Leroy Zeller als Torhüter seiner Konkurrenz etwas sehr Entscheidendes voraus. Spezialisiert sich das Fußballspiel in Amerika sehr auf die Athletik der Spieler, über die Leroy ohnehin schon verfügt, bringt der Sinzenicher insbesondere große taktische und technische Fertigkeiten mit: „In Sachen Torwartspiel verfügen Deutschland und England nun mal über die beste Schule, und davon kann ich profitieren.“ Vielleicht schreiben wir also bald die nächste Erfolgsgeschichte eines Talents aus der Eifel, das den großen Schritt in die höchste Spielklasse des Fußballs geschafft hat.

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