Gericht stellt Drach Laptop zur Verfügung

Lesezeit 2 Minuten

Köln – Reemtsma-Entführer Thomas Drach bekommt im Prozess wegen Raubes und versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht einen eigenen Laptop. Wie eine Gerichtssprecherin auf Anfrage sagte, handele es sich um ein „Lesegerät” ohne Zugang zum Internet. Auf dem Laptop, den das Gericht dem Angeklagten zur Verfügung stellt, befinde sich Drachs Verfahrensakte.

Der Angeklagte dürfe sich damit in seiner Zelle auf den Prozess vorbereiten. Auch im Gerichtssaal hat Drach den Computer dabei. Es handelt sich laut Landgericht um ein „abgeschirmtes Gerät”, das wie ein E-Reader funktioniere. Ohne den Laptop, so Verteidiger Andreas Kerkhof, „müsste Herr Drach ja 50 Aktenordner auf seiner Zelle haben”.

Die Papierakte in dem sogenannten „Umfangsverfahren” füllt tatsächlich einen ganzen Aktenwagen, der hinter der Richterbank steht. Nach jedem Verhandlungstag wird der Wagen von zwei Wachtmeistern aus dem Saal gerollt und weggeschlossen.

Laut Landgericht gibt es an dem Laptop nur eine funktionsfähige Schnittstelle. Über die könne die beständig wachsende Prozess-Akte aktualisiert werden. „Ich könnte Herrn Drach nicht einfach was von einem USB-Stick auf den Rechner spielen”, so Kerkhof. „Die entsprechenden Anschlüsse sind verplombt”, ergänzte Drachs zweiter Verteidiger, Dirk Kruse.

Drach werden in dem Verfahren vor dem Kölner Landgericht vier Raubüberfälle auf Geldtransporter zur Last gelegt. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord aus Habgier und zur Verdeckung eines Verbrechens sowie besonders schweren Raub. Er soll bei zwei Überfällen auf Wertboten geschossen und sie lebensgefährlich verletzt haben. Auch ein mutmaßlicher Komplize ist in dem Prozess angeklagt. Auch dem 53-Jährigen wurde von der Justiz ein „Lesegerät” zur Verfügung gestellt.

1996 hatte Drach den Erben der Hamburger Tabak-Dynastie Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und ihn später gegen Lösegeld wieder freigelassen. Für die Tat wurde er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Anfang 2021 war er wegen des Verdachts auf die Überfälle in den Niederlanden festgenommen worden.

© dpa-infocom, dpa:220409-99-857330/2 (dpa/lnw)

KStA abonnieren