Isolationshaft für RadikaleWie NRW-Gefängnisse mit IS-Anhängern umgehen

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Fouad Laamari ist JVA-Integrationsbeauftragter.

Fouad Laamari ist JVA-Integrationsbeauftragter.

Düsseldorf – Fouad Laamari steht an der Info-Wand im Hafthaus 6 der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf. Er zeigt auf ein Plakat, das Gefangene auf ein Aussteiger-Programm aus dem Islamismus hinweisen soll. „Wir versuche jede Chance zu nutzen, um an die religiösen Fanatiker heranzukommen“, sagt der Integrationsbeauftragte. In Düsseldorf sind die IS-Anhänger in einem verstärkt gesicherten Anstaltsbereich untergebracht. Sie haben keinen Kontakt zu ihren Mitgefangenen. Die Isolationshaft soll verhindern, dass sie andere Gefangene mit dem Virus ihrer radikalen Ideologie infizieren.

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Die Sicherheitsbehörden bereiten sich darauf vor, dass mehrere Hundert IS-Kämpfer aus den dschihadistischen Kriegsgebieten nach Deutschland zurückkehren. Insgesamt waren nachweislich 1050 Salafisten in den „Heiligen Krieg“ aufgebrochen. In der JVA Düsseldorf trafen am Donnerstag Experten zusammen, um das Risiko des Islamismus für den Strafvollzug in NRW zu bewerten.

Traumatische Störungen

Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick warnt, derzeit könne niemand einschätzen, welche Folgen die posttraumatischen Störungen und die Gewalterfahrungen der Rückkehrer mit sich brächten. In NRW sei die Zahl der islamistischen Häftlinge höher als anderswo. „Das liegt daran, dass es hier in vielen Städten seit Jahren verfestigte salafistische Milieus gibt“, so der Professor. Die Zahl der Strafverfahren gegen religiöse Fanatiker habe extrem zugenommen. Das spiegele sich auch in den Haftanstalten wieder. Im Gegensatz etwa zu Belgien oder Frankreich gebe es allerdings keine Erkenntnisse darüber, dass sich Islamisten erst im Gefängnis radikalisiert hätten.

In NRW kümmern sich seit 2016 Islamwissenschaftler in den 36 Gefängnissen darum, den Islamismus zu bekämpfen. Mustafa Doymus ist einer von ihnen. Er kennt die Warnsignale der Radikalisierung. Wenn Häftlinge anfingen, sich zurückzuziehen und für die Bediensteten nicht mehr ansprechbar seien, müssten diese genau hinsehen. Ein Gefangener habe sich plötzlich nicht mehr in sein Bett legen wollen, um sich durch diesen Komfortverzicht auf die Bedingungen im „Heiligen Krieg“ vorzubereiten. Bedienstete würden mit den Worten empfangen: „Dich hat der Teufel geschickt“.

Sven Lau bleibt im Visier

In NRW sind derzeit rund 15.880 Gefangene inhaftiert. Jeder fünfte Häftling ist Muslim. Zum harten Kern der Dschihadisten werden allerdings nur 32 Häftlinge gerechnet. Zu ihnen zählte bis zu seiner vorzeitigen Haftentlassung vor wenigen Wochen auch der als Hassprediger bekanntgewordene Konvertit Sven Lau. Er befindet sich in einem Aussteigerprogramm.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach versicherte, die Sicherheitsbehörden würden im Blick halten, ob Lau „wirklich geläutert“ sei. Wenn dies zutreffe, sei sein Fall ein gutes Beispiel zur Nachahmung. Der CDU-Politiker kündigte an, die Präventionsarbeit weiter auszubauen. Konfliktforscher Zick bot Hilfe an: Sein Team hat ein „Radar“ entwickelt, das die Anfälligkeit von Straftätern für islamistische Beeinflussungen vorhersagen kann.

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