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„Jagd und Hund“-MesseTierschützer fordern Ausschluss von Vogelabschuss-Anbietern

Lesezeit 4 Minuten
Taube

In Südeuropa und auf dem Balkan werden jedes Jahr mindestens 1,45 Millionen Turteltauben auf dem Zug in ihre Winterquartier abgeschossen. 

Dortmund – Es sind Jagd-Reisen der besonderen Art, die auf der Dortmunder Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen angeboten werden. Wer beispielsweise im Herbst in Frankreich auf Amseln oder Drosseln oder in Rumänien auf Turteltauben schießen möchte, kann das pauschal bei acht Unternehmen buchen, die auf Europas größter Jagdmesse vertreten sind.

Neu ist das nicht. Safaris zum Abschuss seltener Tiere im Ausland gehörten schon immer zum Programm der Messe, die am heutigen Dienstag beginnt und bis 2. Februar geöffnet ist. Neu ist diesmal nur, dass Biologen des Komitees gegen den Vogelmord (CABS) das Messe-Verzeichnis vorab ausgewertet haben, um die Aussteller herauszufiltern, die das Töten europäischer Zugvögel gegen Bezahlung zum Geschäftsmodell gemacht haben.

Dabei sind sie bei acht Ausstellern fündig geworden. So bieten zum Beispiel die Veranstalter „Absolute Hunting & Wingshooting“, „Diana Hunting Tours“ und „Merle Jagdreisen“ Abschüsse von ziehenden Turteltauben – dem Vogel des Jahres 2020 – in Rumänien und Serbien an. Das französische Unternehmen „Séjour Chasse“ wirbt mit Touren, um im Herbst in Frankreich auf Amseln und Drosseln oder in Russland auf seltene Doppelschnepfen zu schießen. „ICC Hunting“ hat sich auf den Abschuss durchziehender Singvögel in der Nähe von Madrid oder auf Uferschnepfen in Armenien spezialisiert.

Jagd auf Wachteln und Papageientaucher

Mit der Jagd auf wilde Wachteln auf dem Balkan werben gleich mehrerer Aussteller, darunter die deutschen Firmen „K&K Premium Jagdreisen“ sowie „Merle Jagdreisen“. Das letztgenannte Unternehmen verlangt 1150 Euro für ein viertägiges „Jagdarrangement Wachteljagd“ in Rumänien und wirbt damit, dass Jäger mit dem Abschuss von 40 wilden Wachteln pro Tag und Jäger rechnen können. Für Jäger, die in Island seltene Meeresvögel töten möchten, hat die niedersächsische Firma „Malepartus Jagdreisen“ ein Angebot im Programm. Für 1040 Euro kann man bei eigener Anreise zwei Tage lang vom Boot aus auf Papageientaucher, Eissturmvögel und Lummen schießen. Ebenfalls angeboten wird die Jagd auf Bekassinen in Irland und Schottland, die zum Beispiel in den Katalogen der Firmen „Blaser Safaris“ oder „Diana Hunting Tours“ beworben werden.

Turteltauben, Wachteln und Bekassinen haben in den letzten Jahren in weiten Teilen der EU stark abgenommen und werden in Deutschland und den Nachbarländern mit großem Aufwand geschützt, so das Komitee. „Der Abschuss gefährdeter Zugvögel macht Schutzprojekte in den Brutgebieten zunichte, beschleunigt den Rückgang dieser Arten und kann niemals nachhaltig sein“, sagt Komitee-Geschäftsführer Alexander Heyd.

Rundgang mit unabhängigen Artenschutz-Experten

Das Komitee hat der Messe Dortmund empfohlen, sich von allen Ausstellern zu trennen, die solche Reisen anbieten. Auch der Landesjagdverband NRW, der auf der Homepage der Messe als „ideeller Träger“ fungiert, wurde aufgefordert, sich von der Jagd auf gefährdete Zugvögel zu distanzieren und die Forderung nach Ausschluss der Aussteller zu unterstützen.„Artenschutzwidrige Geschäfte auf der Messe sind seit Jahren verboten“, sagt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbands. „Wir schauen da sehr genau hin.“ Am Abend vor der Eröffnung der Messe gebe es grundsätzlich einen Rundgang mit unabhängigen Artenschutz-Experten. „Die überprüfen, ob auf der Messe alles artenschutzkonform stattfindet“, sagt Schneide. Er spreche damit auch für die Messe Dortmund. In den Aussteller-Bedingungen sei klar geregelt, dass Verstöße nicht geduldet werden und zum Ausschluss führen können. Man werde den Hinweisen des „Komitees gegen den Vogelmord“ „mit der gebotenen Sorgfalt nachgehen“ und bedanke sich dafür.

Es sei aber „zweierlei, was das Komitee auf der Internetseite eines Anbieters gefunden haben will und was hier auf der Messe feilgeboten wird“, so Schneider weiter. „Wir können nur gegen das vorgehen, was auf der Messe Jagd angeboten wird.“

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Die Artenschützer seien an allen Messe-Tagen unterwegs. „Wir prüfen die Auslagen, ob es dort Angebote gibt, die sittenwidrig sind“, sagt Schneider. „Derlei Sachen werden ausgeschlossen.“ Die Messe „Jagd und Hund“ sei beim Artenschutz vorbildlich. In Paragraf 6 der Geschäftsbedingungen ist geregelt, „dass keine Exponate und Angebote gegen gültige Gesetze der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union oder des Washingtoner Artenschutzübereinkommens verstoßen“ dürfen.

Das klingt eindeutig. Ob Angebote von Jagdreisen ins Ausland aber darunter fallen, wird von den Vogelschützern bezweifelt. (mit dpa)