Kommentar zum Staatskanzlei-UmzugRaus aus dem Elfenbeinturm
Köln – Abgehoben im Glaspalast. Eine Ministerpräsidentin, die sich im Stadttor verschanzt und aus dem Elfenbeinturm heraus regiert. Vorwürfe, die gegen Hannelore Kraft in den letzten Monaten ihrer Amtszeit hinter vorgehaltener Hand immer lauter wurden. Ihr Nachfolger Armin Laschet macht es nun anders: Er verlegt den Regierungssitz zurück ins historisch-ehrwürdige Landeshaus, direkt am Düsseldorfer Rheinufer. Der Umzug ist ein Coup mit doppelter Botschaft: Regiert werden soll auf Augenhöhe mit den Bürgern. Aber bitte schön selbstbewusst und mit Sinn fürs Repräsentative.
Armin Laschet ist noch keine vier Wochen Ministerpräsident. Bislang agiert er mit einer kühlen Souveränität, die ihm vor seinem Wahlerfolg kaum jemand zugetraut hätte. Mit dem Umzugsplan für die Staatskanzlei setzt er nach der Vorstellung seines Kabinetts mit einigen Überraschungen nun das zweite Ausrufezeichen.
Laschet nutzt die Chance
Die Rückkehr ins Landeshaus ist ein ebenso geschicktes wie geschichtsbewusstes Manöver. Der frühere Landesvater Johannes Rau hatte seinem Nachfolger Wolfgang Clement die Entscheidung, ins gläserne Stadttor zu ziehen, nie verziehen. Dort residiert der Ministerpräsident zusammen mit Zahnarztpraxen, Bankfilialen und Unternehmensberatungen. Modern, aber austauschbar. Bürger verirrten sich nicht mehr dorthin.
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Laschet nutzt die Chance zum Ringtausch im Regierungsviertel – und schlägt den Bogen zu Rau, der mit Blick auf die Staatskanzlei am Horionplatz sagte: „Traditionsbewusst und solide – ich finde, das Haus ist so wie unser Land.“
Laschet setzt überraschend schnell Akzente und sorgt für bleibende Bilder des Politikwechsels. Er tut dies wohl auch in der Hoffnung, dass diese die erste Mini-Krise von Schwarz-Gelb, die ihm die Tierschutzverstöße auf dem Hof von Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking eingebrockt haben, übertünchen. Ein Fehlstart sieht jedenfalls anders aus.