Anschlagsziel Weihnachtsmarkt15-Jähriger wollte Benzin für Explosion in Leverkusen besorgen

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Eingangssituation am Weihnachtsmarkt Opladen. Foto: Ralf Krieger

Der Weihnachtsmarkt in Leverkusen-Opladen

Der österreichische Geheimdienst gab zwei Wochen vor der Festnahme den deutschen Ermittlern den entscheidenden Hinweis.

Die Ermittlungen zu dem geplanten Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen durch zwei Jugendliche aus Burscheid und Wittstock (Brandenburg) haben neue Beweise zutage gefördert. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus NRW-Sicherheitskreisen erfuhr, soll sich der 15-jährige Mahmut D. aus Burscheid zumindest bei einem Schüler erkundigt haben, wie er sich große Mengen Benzin beschaffen könne. Dies hat der Klassenkamerad in einer Vernehmung zu Protokoll gegeben.

Derzeit versuchen die Ermittler durch Befragungen bei anderen Mitschülern herauszufinden, ob der Tatverdächtige weitere Andeutungen über seine geplante Terrorattacke gemacht hat.

Anschlagsziel Leverkusener Weihnachtsmarkt – Handy-Chats ausgelesen

Inzwischen konnten die Staatsschützer auf dem Handy seines 16-jährigen mutmaßlichen Komplizen Urslan M. (beide Namen geändert) aus Brandenburg brisante Chats auslesen. Demnach spielten die beiden Sympathisanten der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) unterschiedliche Anschlagsformen durch, ehe sich darauf einigten, am 1. Dezember mit einem Kleinlaster auf den Weihnachtsmarkt im Stadtteil Opladen zu fahren. Dort wollten sie den mit einer großen Menge Benzin beladenen Lkw explodieren zu lassen.

Durch akribische digitale Auswertungsarbeit in Brandenburg gelang es den Strafverfolgern, auch größere Teile der Chats auf dem Mobiltelefon von Mahmut D. in NRW zu rekonstruieren. Der Schüler aus Burscheid hatte vorsorglich den kompromittierenden Nachrichtenaustausch gelöscht.

Zudem entdeckten die Terrorfahnder auf den sichergestellten Datenträgern des Jugendlichen interessante Google-Abfragen: So suchte der Beschuldigte nach Informationen, ob und wie Jugendliche Benzin erwerben können. Generell besteht zwar keine Altersgrenze, dennoch weisen etliche Tankstellen-Konzerne ihre Pächter an, den Kraftstoff nicht an Minderjährige ohne Fahrzeug auszugeben.

Keine Hinweise auf geplantes Selbstmordattentat in Leverkusen

Ferner surfte Mahmut D. auf Seiten, um sich in das Steuern von Kleinlastern einweisen zu lassen. Auf welche Weise der Teenager einen derartigen Lkw beschaffen wollte, ist noch unklar. Genauso bleibt es ein Rätsel, wie die beiden Verdächtigen den Lkw in die Luft sprengen wollten. Ob per Zünder oder durch eine andere Methode? Hinweise auf ein geplantes Selbstmordattentat sind bisher nicht aktenkundig.

Fakt ist, dass Urslan M. aus Ostdeutschland kurz vor dem Anschlagstermin ins Bergische anreisen wollte. Seit geraumer Zeit hatten sich die beiden Jugendlichen gegenseitig hochgeschaukelt, teilten IS-Gräuelvideos, um ihren Gewaltfantasien freien Lauf zu lassen. Anfangs dachten die beiden Anschlagsplaner noch an den Bau von Molotowcocktails, dann wollten sie offenbar ihrem Vorbild, dem tunesischen IS-Terroristen Anis Amri, nacheifern und mit dem Laster in eine Menschenmenge am Weihnachtsmarkt rasen und so viele Ungläubige wie möglich töten. Zuletzt aber sollen sie das Explosionsszenario ins Auge gefasst haben.

Derzeit klopfen die Ermittler das weitere Umfeld der Beschuldigten auf Mitwisser ab. So war Urslan M. aus Brandenburg wegen der Verbreitung islamistischer Propaganda bereits auf dem Radar der Terrorabwehr.

Hinweis zu Anschlagsplänen in Leverkusen kam über Nachrichtendienst aus Österreich

Wie diese Zeitung weiter erfuhr, erfolgte der Hinweis auf den Terrorplot der Jugendlichen durch den Nachrichtendienst aus Österreich. Zwei Wochen lang observierten die hiesigen Behörden die Verdächtigen, ehe beide Ende November in Untersuchungshaft wanderten.

Holger Heming, Sprecher der zuständigen Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft, wollte sich auf Anfrage mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu den neuen Erkenntnissen äußern.

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