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In nur zwei JahrenBurscheider Paar tanzt sich in die höchste Amateurklasse

4 min
Ein Tanzpaar demonstriert sein Können auf einer Terrasse.

Standard-Tanz ist mehr als ihr Hobby: Silke und Norbert Kolodziej trainieren sechsmal die Woche. 

In nur zwei Jahren haben Silke und Norbert Kolodziej aus Burscheid den Sprung in die höchste Amateurklasse des Tanzsports geschafft.

Wenn Silke (54) und Norbert Kolodziej (55) die Tanzfläche betreten, scheint die Welt für einen Moment stillzustehen: Die Musik setzt ein, ihre Schritte sind synchron, und der Zuschauer spürt: Hier tanzen zwei, die mehr verbindet als Technik und Taktgefühl. Das Ehepaar aus Burscheid hat es jetzt in die Master 3 S-Klasse, die höchste Amateurklasse im Tanzsport für Paare zwischen 55 und 64 Jahren, geschafft. Ein Aufstieg, für den andere fünf bis acht Jahre benötigen, gelang ihnen in gerade einmal zwei.

Vom Hochzeitstanz zum Turniersport

Kennengelernt haben die beiden den Sport zunächst ganz klassisch: „Vor unserer Hochzeit haben wir einen Kurs besucht und danach noch ein Jahr weitergemacht – bis das erste Kind kam“, erinnert sich Silke. Drei Kinder großzuziehen bedeutete, das Hobby zunächst einmal hintanzustellen. Doch die Leidenschaft blieb.

Über die Tanzschule Mavius in Burscheid fanden sie zurück aufs Parkett – und schließlich in die Formationstanzszene. Dort treten acht Paare gemeinsam an, tanzen streng synchron und stellen mit Walzer, Tango oder Quickstep „Bilder“ dar. Fünf Jahre lang tanzten die Kolodziejs in der 2. Bundesliga im Formationstanz und waren lange das älteste Paar der Gruppe. „Das hat aber keine Rolle gespielt“, so die blonde Burscheiderin, die hauptberuflich als Assistentin arbeitet. 

Als sich ihre Formation 2023 auflöste, stand das Paar plötzlich ohne Ziel da. „Es hat uns gefehlt, uns zu messen“, sagt Norbert Kolodziej, der als angestellter Controller arbeitet. Ein neuer Trainer, Oliver Kästle von der TSG Leverkusen, ermutigte sie zum Schritt in den Turniersport als Einzelpaar.

Blitzaufstieg in Rekordzeit

Die Erfolgsgeschichte begann im Herbst 2023 in der untersten D-Klasse. Innerhalb von nur 20 Monaten folgten Aufstiege in die C-, B- und A-Klasse – und schließlich in die S-Klasse, das „Haifischbecken“ der besten Paare. Zum Vergleich: Der Weg nach ganz oben dauert bei den meisten Paaren fünf bis acht Jahre, viele erreichen die S-Klasse nie.

Doch was bedeutet das eigentlich? In den unteren Klassen reicht es, Turniere zu tanzen und Punkte zu sammeln. Ab der B-Klasse müssen Paare regelmäßig Platzierungen auf dem Siegerpodest erreichen, um aufzusteigen. „Wir haben uns alles ertanzt“, sagt Silke Kolodziej stolz. „Manchmal entscheidet nicht nur die Technik, sondern auch, wer am Ende noch genug Kondition hat.“

Wenn die Musik beginnt und ich stehe meinem Mann gegenüber, dann schalte ich ab. Ich bin nur noch im Tanz
Amateur-Tänzerin Silke Kolodziej

Das Training dafür ist hart: Sechs Einheiten pro Woche, dazu Yoga, Pilates und Ausdauer. Auch Ernährung spielt eine Rolle. „Ein paar Kilo mussten runter“, sagt Norbert Kolodziej. „Mein Trainer meinte: Der Bauch muss weg.“

Was sich nach viel Disziplin und Aufopferung anhört, ist dem Ehepaar kaum anzumerken. Silke Kolodziej das Gefühl auf der Tanzfläche so: „Wenn die Musik beginnt und ich stehe meinem Mann gegenüber, dann schalte ich ab. Ich bin nur noch im Tanz, im Moment, in der Musik. Und wenn das Publikum mitgeht, ist das pure Freude.“ Ihr Ehemann ergänzt: „Wir mögen einfach die Musik. Sie trägt uns. Dann tanzt man wie auf einer Welle.“

Der bislang größte Erfolg: der Sieg bei der Landesmeisterschaft in der Master-I-C-Klasse. Auch gegen deutlich jüngere Konkurrenz behaupteten sie sich. Erst kürzlich starteten sie bei den Deutschen Meisterschaften und belegten Platz 84 von 108 – da sei noch Luft nach oben. „Unser Ziel ist es, auf diesem Niveau so lange wie möglich mitzuhalten“, sagt Silke.

Wer im Turniersport tanzt, weiß: Günstig ist dieses Hobby nicht. Ein glitzerndes Tanzkleid kostet bis zu 3000 Euro, ein Frack zwischen 1200 und 2500 Euro. Dazu kommen Startgebühren, private Trainerstunden und Reisekosten. Das alles sei es ihnen aber wert, betonen die Kolodziejs. Vor allem Freundschaften zu anderen Tanzpaaren und das gemeinsame Erlebnis stehe bei ihnen im Vordergrund. „Wir sind weit weg von perfekt“, sagt Norbert Kolodziej. Ehefrau Silke ergänzt: „Für uns ist es das schönste Hobby auf der Welt. Wir lieben tanzen!“


Turniere auf Instagram zu sehen

Silke Kolodziej dokumentiert die Turniere auf Instagram: Silke.ohliger.Die beiden starten für die Tanzsportgemeinschaft Leverkusen.