Nur noch 14 Grad in der WohnungMieter in Burscheid haben seit zehn Tagen keine Heizung

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Ein Häuserkomplex mit mehreren Stockwerken und dunkler Fassade in Burscheid.

Der Wohnkomplex in der Burbachstraße 2-10 in Burscheid.

Seit zehn Tagen ist die Heizung im ganzen Wohnkomplex ausgefallen. Die Hausverwaltung reagiere nicht.

Es ist kalt. In den ersten Januartagen des neuen Jahres sinken die Temperaturen in Burscheid nachts teilweise bis an die minus 10 Grad. Das lässt sich aushalten, wenn es in der Wohnung schön warm ist. Das ist jedoch für die Anwohnerinnen und Anwohner des Gebäudekomplexes in Sauers Weiden an der Burbachstraße nicht möglich. Die Heizung ist ausgefallen – und zwar schon seit mehr als zehn Tagen.

Ahmet Cetin ist dort Mieter und erklärte dem „Leverkusener Anzeiger“ verzweifelt seine Lage. Schon seit dem 9. Januar sei die Heizung in den Hausnummern 2,4,6,8 und 10 an der Burbachstraße defekt. „Ich habe 71-mal bei der Verwaltung angerufen und 20 E-Mails geschrieben, keine Antwort erhalten.“ Das teilte er unserer Redaktion am 12. Januar mit. Am 17. Januar sei immer noch keine Reparatur erfolgt. Inzwischen hatte der 51-Jährige nach eigener Aussage 141 Anrufe an die Verwaltung getätigt und mehr als 100 E-Mails geschrieben.

Hausverwaltung will am 15. Januar eine Reparatur beauftragt haben

Der Redaktion liegen seine Anruflisten vor: 26 Anrufe an die Hausverwaltung am 9. Januar zeigen sie. 20 sind es am 10. Januar und 25 am 11. Januar. Danach jeden weiteren Tag 10 bis 25 Anrufe. Cetin fühlt sich alleingelassen. Inzwischen seien es in seiner Wohnung nur noch 16 Grad. Er mache sich auch Sorgen um die Nachbarn. „Mein Nachbar hat zwei kleine Kinder, die sind krank.“

Auf eine E-Mail vom 15. Januar bekam Cetin am 17. Januar – sechs Werktage nach seiner ersten Meldung – eine Antwort der zuständigen Verwaltung „Zentral Boden Vermietung und Verwaltung“ (ZBVV) mit Sitz in Erlangen. Die E-Mail liegt der Redaktion ebenfalls vor: Darin heißt es, am 15. Januar sei eine Firma wegen des Heizungsausfalls beauftragt worden.

Wir sehen den Vermieter in der Pflicht, bei Heizungsausfall unverzüglich tätig zu werden.
Manuela Küpper, Geschäftsführerin des Mietervereins Leverkusen

Manuela Küpper, Geschäftsführerin des Mietervereins Leverkusen, erklärte auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“, dass eine solche Verzögerung bei der Auftragserteilung schlicht unangemessen sei. „Wir sehen den Vermieter in der Pflicht, bei Heizungsausfall während der Heizperiode unverzüglich tätig zu werden und die Reparatur zu beauftragen. Das heißt, an dem Tag, an dem der Heizungsausfall gemeldet wird“, so die Rechtsanwältin.  

Die Probleme in Sauers Weiden seien dem Mieterverein bekannt. Einige Mitglieder wohnten dort. Sie wollen nicht namentlich genannt werden, schildern Manuela Küpper jedoch, dass die Heizkörper in ihren Wohnungen schon seit dem 5. Januar nur noch lauwarm geworden seien. Seit dem 7. Januar sei die Heizung dann komplett ausgefallen. Zwar seien zwischendurch Handwerker vor Ort gewesen, konnten die Anlage jedoch nicht reparieren.

Sie versuchen täglich, Informationen zu bekommen, leider erfolglos.
Manuela Küpper, Mieterverein Leverkusen

Auch ihre Mitglieder hätten laut Manuela Küpper sofort Meldung bei der Verwaltung gemacht. „Sie versuchen täglich, Informationen zu bekommen, leider erfolglos. Unsere Mitglieder haben teilweise nur noch 14 Grad in der Wohnung. In der Familie eines Mitglieds sind beide Kinder erkrankt“, sagt Manuela Küpper. Für den Zeitraum des Ausfalls hätten die Mieter Anspruch auf Mietminderung, teilt sie mit, und zwar in Höhe von 40 Prozent, wenn die Temperaturen nur noch bei 14 Grad oder darunter liegen.

Auch Stromkosten für Radiatoren oder Heizöfen müssten vom Vermieter erstattet werden, so die Anwältin. Die Mieter sollten jedoch darauf achten, den Stromverbrauch festzuhalten. „Ein Anspruch auf Instandsetzung der Heizung kann man in Fällen wie hier auch vor Gericht geltend machen. Das Gericht kann den Vermieter aufgrund der Dringlichkeit in einem Eilverfahren zur Instandsetzung der Heizung verurteilen.“

Hausverwaltung ZBVV: „Grundversorgung mit Wärme“ sei hergestellt

Auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ äußert sich ein Sprecher der Verwaltung folgendermaßen: Der Mangel sei der ZBVV bekannt. „Der großflächige Ausfall wurde uns am 11. Januar seitens der Stadt Burscheid gemeldet. Zuvor waren einzelne Meldungen zu Heizungsausfällen durch Mieter eingegangen.“  Dienstleister der Hausverwaltung seien vor Ort gewesen, erläutert der Sprecher weiter. Seit dem 17. Januar sei eine „Grundversorgung mit Wärme“ hergestellt worden, darüber seien die Mieter jeweils telefonisch informiert worden.

Das kann Ahmet Cetin nicht bestätigen: „Es gab keine Antwort zur Heizung. Von ZBVV nicht und auch von der Reparaturfirma nicht.“ Auch die Mitglieder des Mietervereins betonten, dass es keine Kommunikation seitens der Verwaltung gegeben habe, sagt Manuela Küpper.

Stadt Burscheid lässt sich über Maßnahmen der Verwaltung informieren

Das stellte auch die Stadt Burscheid fest, die sich inzwischen ebenfalls eingeschaltet hat. Auf Anfrage bestätigte eine Sprecherin, dass ein Ehrenamtler der Geflüchtetenarbeit die Stadt über die prekäre Lage informiert habe.  Die Stadt habe ZBVV daraufhin aufgefordert, „kurzfristig Maßnahmen zu ergreifen, um die Heizprobleme zu beheben“. Über alle veranlassten Schritte werde die Stadt nun informiert. Der Außendienst sei am Donnerstag, 18. Januar, in Sauers Weiden gewesen.

Die ZBVV habe mitgeteilt, dass die Mieter Heizlüfter über die Dienstleisterfirma geliefert bekommen könnten. „Nach Befragung der Mieter durch unseren Außendienst sind diese Informationen allerdings nicht weitergegeben worden“, so die Verwaltung.

Im Telefonat mit der Redaktion erzählte Ahmet Cetin, dass ihm am späten Donnerstagabend, 18. Januar, gegen 22.30 Uhr von dem Dienstleister plötzlich und unangekündigt kleine mobile Heizlüfter gegeben wurden. Die Heizlüfter reichten allerdings bei weitem nicht aus, seine Wohnung warmzuhalten und seien teilweise bereits nach zwei Stunden Nutzung wieder ausgefallen.

Laut Auskunft des ZBVV-Sprechers sei inzwischen ein Ersatzteil für den ausgefallenen Heizkessel der Anlage bestellt worden. Die Wärmeversorgung solle voraussichtlich am Montag, 22. Januar, wieder „vollumfänglich“ hergestellt werden. Bis dahin werden seit dem vollständigen Heizungsausfall in Sauers Weiden 15 Tage vergangen sein.  

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