Feuerwehrübung in LeichlingenWie man einen Verletzten aus einer Ackermaschine rettet

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Verletztendarsteller wird aus einer landwirtschaftlichen Maschine gerettet.

Bei der Übung wurde unter andere ein durch einen Darsteller gemimter Verletzter aus einer landwirtschaftlichen Maschine gerettet.

Bei einer Feuerwehrübung in Leichlingen wird – unter Einsatz von viel Kunstblut – eine Explosion in der Werkshalle der Landmaschinenfirma Rosmünder nachgestellt. 

„Hilfe“-Rufe schallen aus allen Richtungen. Und: „Ich verliere meine Hand!“ Dazwischen liegt eine beängstigende Stille in der Luft, als das Szenario eines zerborstenen Druckbehälters in der Werkshalle der Landmaschinenfirma Rosmünder die Kulisse für die diesjährige Großübung der Feuerwehren in Leichlingen bildet. Die drückende Hitze an diesem Sonntag macht die Übung für die Beteiligten ganz sicher nicht einfacher – die schweren Jacken und Helmen machen den Feuerwehrleuten zu schaffen.

Zwölf Verletztendarsteller mit Kunstblut

Damit das Ganze echt wirkt, sind mehrere Düsseldorfer Verletztendarsteller über das Gelände verteilt im Schauspiel-Einsatz. Einer von ihnen ist verschüttet, gefangen in einer Grube unter einem Mähdrescher. „Eben ein Szenario, das so realistisch wie möglich konstruiert wurde“, erklärt Einsatzleiter David Gooßens, während er seinen Blick über das angerichtete Chaos schweifen lässt. „Die Herausforderung für uns besteht darin, zunächst einmal einen Überblick über die Lage zu gewinnen. Wir wollen alle Verletztendarsteller finden“, erklärt ein 21-jähriger Auszubildender der Feuerwehr, der auf dem Hilfeleistungsfahrzeug mitfährt. Um die Übung möglichst realitätsnah zu gestalten, wurde reichlich Kunstblut verwendet. Viele der Verletztendarsteller sind in dem Szenario taub von der Explosion, weshalb sie extrem laut sprechen. Auf die Feuerwehrkräfte prasseln also zahlreiche Eindrücke ein, als sie am Einsatzort eintreffen.

Gemeinsam auf den Ernstfall vorbereiten

Neben der Feuerwehr Leichlingen sind auch die Feuerwehr Bergisch Gladbach, die Feuerwehr Wermelskirchen, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter an der Großübung beteiligt. Mehr als dreißig Einsatzfahrzeuge fahren eilig mit Blaulicht und Martinshorn zur Firma Rosmünder – zeitlich gestaffelt, um die im wirklichen Ernstfall unterschiedlichen Anfahrtszeiten entsprechend zu simulieren. „Damit wir den regulären Betrieb in der Feuerwehrleitstelle nicht beeinträchtigen“, berichtet Wolfgang Heinke vom Führungsdienst beim Deutschen Roten Kreuz, „wird die gesamte Koordination von einer mobilen Leitstelle aus durchgeführt. Hier behalten wir den Überblick.“

Eine Verletztendarstellerin liegt unter einer zwei Tonnen schweren Last eingeklemmt.

Eine Verletztendarstellerin liegt eingeklemmt unter einer zwei Tonnen schweren Last.

Eine Neuheit dieser Übung ist die Teilnahme aller Auszubildenden aus verschiedenen Fachbereichen und Lehrjahren – ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, die jungen Kräfte frühzeitig in die Praxis einzubinden. Zahlreiche Ausbildende und Beobachtende in orangefarbenen Westen verfolgen aufmerksam das Geschehen. Sie dokumentieren alles mit Filmkameras und Drohnen, um die Übung später optimal analysieren und verbessern zu können. 

Darsteller in Leichlingen unter zwei Tonnen Last eingeklemmt

Auch Thomas Engel, zuständig für den Rettungsdienst in der Kreisverwaltung des Rheinisch-Bergischen-Kreises, verfolgt aufmerksam das Zusammenspiel der Einsatzkräfte. „Die Feuerwehr macht viel mehr als nur Brände zu löschen“, betont Engel. „In dieser Großübung stehen vor allem technische Rettungen und medizinische Themen im Mittelpunkt.“

Eine Verletztendarstellerin liegt beispielsweise eingeklemmt unter einer zwei Tonnen schweren Last. Mit Hebekissen und so genannten Büffelwinden wird die Last angehoben, dann mit Holzblöcken unterbaut, um die Verletzte zu bergen. Einsatzleiter Gooßens koordiniert die Kräfte zu den verschiedenen Untereinsatzstellen. Auf dem Hof befindet sich ein weiterer Verletzter, dessen Hand in einer Ackerbaumaschine eingeklemmt ist.

„Hydraulikschneider oder Akkuflex?“, fragen sich die Feuerwehrleute untereinander ruhig, während sie über passende Rettungsgeräte diskutieren. Alle Verletzten bekommen eine Karte um den Hals, auf der wichtige Informationen für die beiden Notärzte vermerkt sind, die später eintreffen. Hierbei werden die Patienten in die Farben Grün, Gelb, Rot, Blau und Schwarz kategorisiert. Wobei es bei dieser Übung keine blauen oder schwarzen Patienten gibt. Diese stehen nämlich für Menschen, die definitiv sterben werden oder bereits tot sind. Thomas Engel zieht schließlich ein erstes Fazit: „Gemeinsam üben kann nur ein Erfolg sein“, sagt er und lobt das logische und effiziente Handeln der Einsatzkräfte. Eine detaillierte interne Auswertung folge definitiv in den nächsten Tagen.

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