Viele NichtschwimmerLeichlinger Schulen bekommen Hilfe für den Schwimmunterricht

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Mädchen halten ihre Seepferdchen-Abzeichen in den Händen

Alle Kinder sollten in der Grundschule zumindest ein Seepferdchenabzeichen ablegen.

Bis zum Jahresende wird der Unterricht über ein Förderprogramm mit Schwimmassistenzen im Wasser unterstützt.

„Einige Kinder in unserer Klasse können nicht schwimmen“, sagt Zoi, Klassensprecherin einer vierten Klasse der KGS Kirchstraße in Leichlingen. „Aber jedes Kind sollte schwimmen lernen.“ Deswegen waren Zoi, ihre Mitschülerinnen Maya und Noemi und Klassenkamerad Bastian sofort mit im Boot, als ihre Schulleiterin Gabriele Berger sie um Mithilfe bat. Das Ergebnis: Alle Leichlinger Grundschulen sowie die Eingangsklassen der weiterführenden Schulen in der Stadt bekommen jetzt im Schwimmunterricht Hilfe durch eine sogenannte „Schwimmassistenz“. 

Initiiert wurde das Ganze von Doris Weiske, die nicht nur in der Leichlinger CDU aktiv ist, sondern auch als Schwimmlehrerin in Solingen. „Dort wird bereits seit drei Jahren mit Schwimmassistenzen gearbeitet und das ist ein ganz tolles System“, berichtet Weiske. Im Schulschwimmen müssen die Lehrer am Beckenrand bleiben, sie dürfen nicht mit ins Wasser. Schwimmassistenten werden zusätzlich eingesetzt, um vor allem ängstliche oder beeinträchtigte Kinder aktiv im Wasser zu unterstützen und zu begleiten. 

Fast alle Kinder bekommen das Seepferdchen

„Damit haben wir in Solingen jetzt eine Erfolgsquote von 98 Prozent erreicht“, erzählt Weiske stolz. Das heißt, dass fast jedes Kind den Schwimmunterricht mindestens mit einem Seepferdchenabzeichen verlässt. Davon waren Solinger Schulen zuvor weit entfernt – und auch in Leichlingen sieht es nicht anders aus.

„Es ist sehr unterschiedlich“, berichtet Schulleiterin Berger. „Wir haben Klassen, in denen es kaum Nichtschwimmer gibt und andere, in denen es sehr viele gibt.“ Und dann wird es in den wenigen Stunden Schwimmunterricht, die der Stundenplan erlaubt, schwierig. „Wir können wirklich jede Unterstützung gebrauchen, die wir kriegen können.“ 

Doris Weiske  und Schulleiterin Gariele Berger mit den Kindern Zoi, Maya und Bastian (v.l.)

Freuen sich über Schwimmassistenzen: Doris Weiske und Schulleiterin Gabriele Berger mit Zoi, Maya und Bastian (v.l.)

Dass immer weniger Kinder schwimmen können, ist ein Problem, vor dem Experten seit langer Zeit warnen. Eine Studie der DLRG ergab kürzlich, dass jedes fünfte Grundschulkind gar nicht schwimmen kann und nur die Hälfte aller Grundschüler sicher schwimmen (das heißt, das Schwimmabzeichen in Bronze abgelegt haben). Verschärft wurde die Situation durch die Corona-Pandemie, in der Schwimmbäder geschlossen blieben.

In Leichlingen kam noch die Flut hinzu, die das Schwimmbad so schwer beschädigte, dass es neu gebaut wurde und erst im Februar dieses Jahres wiedereröffnet werden konnte. Auch Plätze in Schwimmkursen sind rar und hart umkämpft. „Definitiv können Kinder heute schlechter schwimmen, als vor Corona“, sagt Weiske aus ihrer Erfahrung als Schwimmlehrerin.

Kinder stellen Antrag selbst

Deswegen hat das Schulschwimmen eine große Bedeutung. Mit ihrer Idee, das System der Schwimmassistenzen auch nach Leichlingen zu bringen, rannte Weiske an der Kirchstraße offene Türen ein. Als Geldgeber machten die Frauen das „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ aus, ein Förderprogramm des Bundes. Über die Verteilung des Geldes bestimmen in Leichlingen die Kinder und Jugendlichen selbst, im eigens eingerichteten Zukunftsausschuss.

Und hier kommen Zoi, Maya, Noemi und Bastian ins Spiel. Denn auch die Vorschläge für Förderprojekte müssen von Kindern kommen. „Wir sind dann da hingegangen und haben erzählt, warum wir das wichtig finden“, sagt Viertklässler Bastian. „Zuerst haben die Älteren gesagt: Nee, das geht nicht.“ Denn sie hatten auch ihre eigenen Projekte von Bogenschießen bis Fußballcamp, die sie durchsetzen wollten. „Aber letztendlich haben sich auch die Älteren darauf eingelassen und dafür gestimmt“, berichtet Gabriele Berger. 

Dann musste noch ein Träger gefunden werden, der den Förderantrag stellt. Das übernahm Erhard Kühn vom Leichlinger Schwimmverein, vonseiten der Stadt half Sven Konnertz als Amtsleiter für Bildung und Sport tatkräftig mit. „Die Zusammenarbeit hat wirklich hervorragend geklappt“, lobt Weiske. Und so kommt es, dass alle Kinder, die ab dieser Woche in das Schulschwimmen starten, einen von drei Schwimmassistenten im Wasser antreffen werden.

Allerdings läuft die Finanzierung durch das Zukuftspaket zum Jahresende aus. „Ich bin aber schon in Kontakt mit verschiedenen anderen Förderstellen“, verrät Weiske. 

KStA abonnieren