Kirschbäume werden gefälltLeichlingens neueste Gießkanne wird per Joystick gesteuert

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Bauhofwagen Gießen

Ferngesteuert können die Stadtgärtner mit dem neuen Bewässerungsfahrzeug Bäume gießen.

Leichlingen – Wenn Lars Elsner Blumen gießen muss, nimmt er keine Gießkanne in die Hand, sondern einen Joystick. Der Mitarbeiter des Bauhofs ist Fahrer des Multi-Cars Fiedler Fumo im Fuhrpark der Stadt Leichlingen und muss dafür aus seinem orangefarbenen Dienstwagen jetzt nicht mehr aussteigen. Mit seiner Fernsteuerung dirigiert er vom Fahrersitz aus einen hydraulisch ausfahrbaren Wasserschlauch und kann die Brause mit einem Knopfdruck neben dem Armaturenbrett in Gang setzen.

Sogar die Wassermenge kann er per Computer programmieren: 80 bis 100 Liter spendiert er jedem Baum wöchentlich. 1500 Liter hat er im Tank auf der Ladefläche, den er unterwegs aus Hydranten auffüllt. Das kostbare Nass ist eine Überlebenshilfe für jüngere Bäume im Alter bis zu fünf Jahren.

Bauhofwagen Lars Elsner

Bauhof-Mitarbeiter Lars Elsner steuert die Wasserspritze mit dem Joystick vom Cockpit seines Wagens aus.

Die Automation ist ein Segen in Dürrezeiten wie diesen. Denn durch die Arbeitserleichterung schafft es Elsner jetzt, täglich doppelt so viele Bäume zu gießen wie vorher, als er an jedem Stamm aus seinem Mini-Lkw klettern und von Hand einen Wasserschlauch ausrollen musste. Ungefähr 250 noch junge und deshalb besonders pflegebedürftige Bäume stehen pro Woche auf seinem Fahrplan durch Leichlingen und Witzhelden. Sie können dank der neu beschafften Technik nun schneller versorgt werden. „Und wir gießen auch mal einen verdurstenden Rhododendron oder einen älteren Baum mit, wenn wir sehen, dass er es nötig hat“, sagt Elsner.

Bauhof Oliver Heidelberg (2)

Das seit einigen Wochen eingesetzte Fahrzeug hilft dem städtischen Grün besser dabei, Hitzewelle, Dürrezeiten und Klimawandel zu überleben. Das ist die gute Nachricht, welche die Stadtgärtner am Donnerstag bei einem Rundgang mit Mitgliedern des Umweltausschusses und Medienvertretern vorstellten. Die schlechte: Nicht alle Bäume können Rekord-Temperaturen und schlechten Standortbedingungen trotzen. In den kommenden zwei Wochen sollen drei weitere alte Zierkirschen aus der bereits stark dezimierten Allee entlang der Neukirchener Straße gefällt werden, weil sie krank und nicht mehr standsicher sind.

Bäume Neukirchener Straße

Drei weitere Kirschbäume entlang der Neukirchener Straße werden gefällt.

Weil der Verlust gerade der für Leichlingen typischen Blütenbäume in der Bevölkerung häufig auf Unverständnis und Proteste stößt, erläuterte Bauhof-Teamleiter Oliver Heidelberg nun im Vorfeld, dass die betroffenen Kirschen ihre Lebensdauer längst überschritten hätten und von Pilzen und Baumkrebs befallen seien.

Bauhofwagen Fahrertüre

Das Zusatzgerät am Multi-Car erspart den Stadtgärtnern das ständige Aussteigen. 

„Es ist nicht in unserem Interesse, sinnlos Bäume zu fällen“, betonte Heidelberg, der Baumexperte des Bauhofs, aber der Standort im verdichteten Boden neben der L359 sei für die Bäume „eine Katastrophe“. Da sie bald umzufallen drohten, müssten sie aus Gründen der Verkehrssicherheit beseitigt werden.

Bauhofwagen hinten

Der Tank des Bauhof-Wagens fasst 1500 Liter.

Nachpflanzungen, erläuterte Tycho Kopperschmidt, der Leiter der Technischen Betriebe, seien an diesen Stellen aktuell nicht geplant. Denn die ungünstigen Umstände auf den versiegelten  schmalen Bürgersteigen böten Bäumen derzeit keine Überlebens-Perspektive. Auch Beschädigungen bei Ausschachtungen und durch unsachgemäßen Rückschnitt habe es gegeben.

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Man arbeite gemeinsam mit dem für die Neukirchener Straße zuständigen Landesbetrieb und den Eigentümern der angrenzenden Privatgrundstücke und Siedlungen an einem nachhaltigen Allee-Konzept, für das man mehr Platz neben der Fahrbahn benötige. Er zeigte sich optimistisch, dass es bei der geplanten Sanierung der Fahrbahn gelingen könne, der Baumreihe zu neuer Blüte zu verhelfen.

Wenn Lars Elsner sie zukünftig gießen kommt, hat er dafür dann hoffentlich auch kein kostbares Trinkwasser mehr an Bord seines Bewässerungs-Autos. Denn im Zuge des Umbaus der Stadtparks und der Siedlung Cremers Weiden zur „Schwammstadt“ soll er dann Regenwasser in den Tank pumpen, das aus unterirdischen Zisternen stammt, die im Boden versenkt werden.

Regen ist derweil momentan keiner in Sicht. Daher hilft dem Bauhof in der anhaltenden Trockenheit auch die Freiwillige Feuerwehr beim Bewässern: „Alle Löschzüge sind zurzeit unterwegs und gießen nach Feierabend Bäume“, bedankt sich Kopperschmidt im Namen der Natur für die Unterstützung.

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