Bei einer Informationsveranstaltung im Leichlinger Eicherhofpark gab Baumkontrolleur Oliver Heidelberg einen Einblick in seine tägliche Arbeit.
Stadtbäume im StressExperte erklärt Herausforderungen im Leichlinger Eicherhofpark

Bei einer Informationsveranstaltung im Eicherhofpark gab Baumkontrolleur Oliver Heidelberg Einblicke in seine Arbeit.
Copyright: Charlotte Breidohr
Mächtige Platanen, uralte Buchen und eine Roteiche mit fast sechs Metern Stammumfang: Der Eicherhofpark ist ein Schatz für Leichlingen – und zugleich ein Sorgenkind. Denn viele Stadtbäume leiden unter Trockenheit, Krankheiten oder den Folgen früherer Baufehler. Bei einem Rundgang erklärte Baumkontrolleur Oliver Heidelberg, wie es um die grünen Riesen steht – und warum ihr Schutz immer schwieriger wird.
„Die Menschen fragen uns oft, wie es um unsere Bäume steht, warum wir manche fällen müssen oder wie wir sie schützen“, sagte Bürgermeister Frank Steffes (SPD), der auch an der Veranstaltung teilnahm. „Deshalb ist es wichtig, dass unser Baum-Sachverständiger die Hintergründe erklärt.“ 17 Interessierte nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und aus erster Hand zu erfahren, welche Maßnahmen die Stadt trifft.
Pflege zwischen Baumriesen und Nachpflanzungen
Der Eicherhofpark wurde bewusst als Schauplatz gewählt: Er beherbergt den ältesten Baumbestand der Stadt und geht in Teilen auf die Gestaltungsideen der Fürst-Pückler-Landschaftsparks zurück, erläuterte Steffes. Viele der Bäume sind bis zu 150 Jahre alt. Rund 15 Baumriesen zwischen 35 und 42 Metern Höhe – überwiegend Platanen, dazu mehrere Rotbuchen sowie eine amerikanische Roteiche mit fast sechs Metern Stammumfang – prägen das Bild. Hinzu kommen etwa 40 weitere große Linden, Ahorne, Walnuss- und Kastanienbäume sowie Nachpflanzungen der vergangenen 15 Jahre. Zugleich verzeichnet der Park Verluste: „In den letzten Jahren mussten zehn Großbäume gefällt werden, zuletzt ein 35 Meter hoher Ginkgo, der vom Riesenporling befallen war“, so Oliver Heidelberg.
Heidelbergs Aufgaben reichen von der regelmäßigen Baumkontrolle über die Umweltbaubegleitung bei Bauprojekten bis zu Pilotvorhaben wie Habitatbäumen oder „Schwammstadt“-Elementen. „Besonders Freude macht mir, Zusammenhänge in der Natur zu erkennen und dieses Wissen an Interessierte und an unsere Auszubildenden weiterzugeben“, so Heidelberg, der seit 27 Jahren bei der Stadt Leichlingen angestellt ist. „Die größte Herausforderung ist, das gesamte System mit Baumkontrolle und Kataster fast allein aufzubauen. Dazu kommt, dass die eingesetzte Software große Schwächen hat und dass viele Maßnahmen zum Erhalt und zur Pflege der Bäume sehr kostenintensiv sind.“
Wenn ein alter, breiter Baum gefällt werden muss, sorgt das für Diskussionen. Umso wichtiger ist es, offen zu zeigen, wie wir mit dem grünen Erbe unserer Stadt umgehen
Die größten Probleme entstehen oft nicht im Kronendach, sondern am Boden: Früher zu tief gesetzte Bäume, zu wenig Wurzelraum, fehlender Stammschutz und harte Oberflächen führen zu Wuchsdepressionen. Ganze Straßenzüge litten unter Fehlplanungen bei der Baumauswahl – etwa dort, wo fast ausschließlich Eschen gesetzt wurden, die dann flächig vom Eschentriebsterben erfasst wurden. Hinzu kommen Eingriffe im Wurzelbereich bei Baumaßnahmen, Bodenverdichtung durch Befahren, Vandalismus oder eigenmächtige Rückschnitte, die einzelne Bäume massiv schwächen. Als Stressverstärker wirken Streusalz, Hundeurin und veraltete Schnittmaßnahmen, deren Folgen sich Jahre später in Totholzbildung und Pilzbefall – etwa durch Lack- oder Riesenporling – zeigen.
Entlastung brachte zuletzt ausgerechnet das Wetter: Der Eichenprozessionsspinner, der in den frühen 2020er-Jahren hohe Bekämpfungskosten verursachte, spielte 2024 und 2025 kaum noch eine Rolle – vermutlich wegen der kühlen, nassen Frühsommer. Das Grundproblem jedoch bleibt die Trockenheit. Gegensteuern will die Stadt mit angepasster Baumauswahl, verbesserten Substraten, Mykorrhiza – das sind Pilze, die in Symbiose mit Baumwurzeln leben und diesen Nährstoffe zuführen – wasserspeichernden Zuschlägen und einem optimierten Bewässerungsmanagement. „Natürlich kosten all diese Maßnahmen viel Geld“, sagte Heidelberg. „Aber sie sind notwendig, wenn wir unsere Bäume erhalten wollen.“
Dass das Thema die Menschen bewegt, spürt auch Bürgermeister Steffes: „Wenn ein alter, breiter Baum gefällt werden muss, sorgt das für Diskussionen. Umso wichtiger ist es, offen zu zeigen, wie wir mit dem grünen Erbe unserer Stadt umgehen.“