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BürgermeisterwahlLinke, Bürgerliste und Volt wollen ins Leichlinger Rathaus

5 min
Insgesamt gehen acht Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen ums Leichlinger Bürgermeisteramt.

Insgesamt gehen acht Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen ums Leichlinger Bürgermeisteramt.

Insgesamt gehen acht Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen ums Leichlinger Bürgermeisteramt.

Keine zwei Wochen mehr, dann wählen die Wahlberechtigten in Leichlingen ihren Bürgermeister oder ihre Bürgermeisterin. Amtsinhaber Frank Steffes (SPD) strebt eine dritte Amtszeit an, sieben Kandidatinnen und Kandidaten fordern den Sozialdemokraten in diesem Jahr heraus. Angesichts der hohen Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber ist eine Stichwahl in diesem Jahr sehr wahrscheinlich, die findet zwei Wochen später, am Sonntag, 28. September, statt.

Zum ersten Mal schickt die Bürgerliste Witzhelden/Leichlingen einen eigenen Kandidaten ins Rennen. „Wir haben lange überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir den Fokus auf Witzhelden deutlicher machen wollen“, sagt Kandidat Martin Steinhäuser im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Er selbst kommt aus Witzhelden, daher gehe es für ihn auch um Glaubwürdigkeit.

Er und der Rest der Bürgerliste finden, dass bei der Verteilung von Investitionen Witzhelden in den vergangenen Jahren eher zu kurz gekommen sei. Zum Beispiel, wenn es um Sportanlagen, Grundschulen oder Spielplätze gehe, sei mehr Geld in die Anlagen nahe dem Stadtkern gesteckt worden. Ein Viertel der Menschen in Leichlingen lebe in Witzhelden, die Investitionsquote liege aber nur bei fünf Prozent. Das findet Steinhäuser nicht gerecht.

Die Bürgerliste schickt Martin Steinhäuser ins Rennen um das Amt des Leichlinger Bürgermeisters.

Die Bürgerliste schickt Martin Steinhäuser ins Rennen um das Amt des Leichlinger Bürgermeisters.

Grundsätzlich sagt der erfahrene Ratsherr, dass in der Leichlinger Politik viel mehr darüber geredet werde, was nicht gehe, anstatt nach Lösungen zu suchen. „Die Diskussionen dauern zu lange“, sagt er. Und wichtig: Die Verwaltung müsse schneller werden. Und wenn man kein eigenes Personal dafür habe, müsse man Dinge nach draußen geben. Ein Umstand, über den sich wohl alle Bewerberinnen und Bewerber einig sind.

Steinhäuser will zum Beispiel, dass die Maßnahmen aus dem Mobilitätskonzept endlich umgesetzt werden. Außerdem glaubt er, dass man Leichlingen als „Stadt am Fluss“ besser präsentieren könnte. „Aber in der Innenstadt passiert nichts.“ Seine Idee: die Wupperwege, die sich in einem schlechten Zustand befinden, ausbessern. „Leichlingen kann mehr“, sagt er.

Steinhäuser sagt aber auch zu seiner Kandidatur, dass immer nur meckern einfach sei. Er und die Bürgerliste wollten deutlich machen, „dass wir es besser können“. Er habe Erfahrungen in Führungspositionen in der Industrie, wodurch es nichts Neues für ihn sei, mit millionenschweren Budgets zu arbeiten. Steinhäuser ist Ingenieur für Fahrzeugbau.

Dorothea Heister-Hovestadt tritt für Volt als Bürgermeisterkandidatin in Leichlingen an.

Dorothea Heister-Hovestadt tritt für Volt als Bürgermeisterkandidatin in Leichlingen an.

Erstmals stellt auch die pro-europäische Partei Volt eine Kandidatin: Dorothea Heister-Hovestadt. Sie ist seit 2019 in der Partei aktiv, den „Europagedanken“ habe sie von ihren Eltern. „Es ist immer wichtig, über Grenzen hinauszudenken.“ Ihr Vater habe schon Anfang der 50er sinngemäß gesagt: Wenn wir miteinander reden, haben wir keinen Krieg.

Im Frühling habe sie entschieden, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. „Pragmatisch und lösungsorientiert“ wolle sie arbeiten, und dabei immer über den Tellerrand hinaus schauen. Heister-Hovestadt grenzt sich und ihre Partei klar vom rechten Rand ab, mehr Bürgerbeteiligung hält sie für wichtig. Auch, mal in andere Kommunen in der Region zu schauen – Stichwort Tellerrand.

Sie schlägt vor, im Tunnel an der Moltkestraße mal eine Bedarfsampel für Fußgänger und Radfahrer auszuprobieren. Das habe sie in Kerpen im Rhein-Erft-Kreis gesehen. Und das Austesten sei für sie überhaupt wichtig.

Melina Behet tritt als Bürgermeisterkandidatin für die Linken in Leichlingen an.

Melina Behet tritt als Bürgermeisterkandidatin für die Linken in Leichlingen an.

Allerdings wolle sie nichts versprechen, was sie nicht umsetzen könne. In die Stadtfinanzen habe sie als Neuling auf der lokalpolitischen Bühne noch nicht so einen Einblick, gibt sie zu. „Aber wir müssen überlegen, was wir auch mit kleinen Mitteln umsetzen können.“ Kreativ sein also, und Dinge ausprobieren. Ein Beispiel: Wieso nicht für die von ihr vorgeschlagene Bedarfsampel eine Baustellenampel nehmen, die es schon gibt. Sodass keine Kosten für eine neue entstünden.

Grundsätzlich sei ihr klimaneutrale Mobilität wichtig. Der Klimaschutz überhaupt. Innerorts Tempo 30 zum Beispiel, das unterstütze sie. Und auch hier: „Wieso probieren wir das nicht einfach mal aus?“ Heister-Hovestadt will die Menschen ernst nehmen. Dadurch, dass sie ihre eigenen Ideen für voll genommen sähen, erhofft sie sich eine „gute Basis an Leuten, die bereit sind, sich für Demokratie einzusetzen“.

Leichlingen: Neuling bei den Linken

Ebenfalls neu in der Kommunalpolitik ist Melina Behet. Die 31-jährige Erzieherin tritt als Bürgermeisterkandidatin der Linken an. Seit Anfang des Jahres ist sie erst Parteimitglied. „Ich war nach der Bundestagswahl schockiert“, sagt sie. Der Rechtsruck habe ich Angst gemacht, auch wenn ihre Partei ein gutes Ergebnis erzielen konnte. „Ich wollte etwas dagegen tun“, sagt sie.

Und in der Linken finde sie sich wieder, was das Menschenbild angehe und die Themen, die die Partei setze: günstige Mieten, bezahlbaren Wohnraum, Inklusion, Diversität. „Ich hatte schon immer ein Bewusstsein für Gerechtigkeit.“

Auf einem Ortsverbandstreffen der in Leichlingen eher kleinen Partei sei sie dann vorgeschlagen worden. Darüber nachgedacht, als Kandidatin anzutreten, habe sie nach eigener Aussage vorher nicht. „Ich mach' das“, habe sie spontan gesagt. Sie sei einfach ins kalte Wasser gesprungen. Seitdem ist sie viel auf den Straßen unterwegs, macht klassischen Wahlkampf.

Sie will sich für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Es gebe schon noch Flächen, die dafür infrage kämen. Auch wenn man über Umsetzungen nachdenken müsse, die vielleicht unüblich seien. So könnte man nach ihren Vorstellungen die obere Parkpalette am Brückerfeld zu Wohnungen umbauen, darunter die Plätze könnten als Tiefgarage bleiben. Auch der Umgang mit Geflüchteten ist ihr wichtig: „Niemand kann so leben“, sagt sie über deren Situation in Gemeinschaftsunterkünften und Containern. Ihr Ansatz: Leerstand in Leichlingen nutzen, vielleicht auch über Wohnungstauschangebote nachdenken.

Grundsätzlich hofft ihre Partei auf mindestens 2000 Stimmen, also auf vier oder fünf Ratssitze. Das ist ambitioniert, im Moment sitzt nur Klaus Reuschel-Schwitalla für die Linken im Rat. Melina Behet steht auf Platz fünf der Linken-Liste.

Die Kandidatin der AfD-Fraktion hat nicht auf die Anfrage der Redaktion geantwortet.