Seine Leidenschaft fürs Feuerwerk entdeckte der heutige Profi in Australien.
Pyrotechniker Thomas DrescherEin Leichlinger mit Schwarzpulver im Blut

Pyrotechniker Thomas Drescher mit dem Kunden Fabian Mateja in seinem Pop-up-Shop im Leichlinger Angelcenter.
Copyright: Timon Brombach
Für die Einen ist es vor allem eine umweltschädliche, teure Lärmbelästigung, für die Anderen ist es emotionales Brauchtum und Passion – Feuerwerk. Diese Passion hat Thomas Drescher zu seiner Berufung gemacht. Der Leichlinger ist hauptberuflich Pyrotechniker und realisiert das ganze Jahr über Großfeuerwerke für Hochzeiten, Firmenfeiern, Stadt- und Schützenfeste. Für Film und Fernsehen besorgt er Spezialeffekte: „Zuletzt habe ich im Musikvideo von Rapper Samra Autos mit spektakulären Explosionen in die Luft gejagt.“
Wie wird man Pyrotechniker? Ein klassischer Ausbildungsberuf ist dies keineswegs. Als Drescher aus gesundheitlichen Gründen seinen Job als Chemiefacharbeiter bei Bayer aufgeben musste, hatte ihn das Pyro-Fieber noch nicht gepackt. Mit seiner Abfindung zog es ihn dann zum „work and travel“ nach Australien. Privates Silvesterfeuerwerk gebe es dort nicht, berichtet er, stattdessen organisierte Großfeuerwerke, die ihrem Namen alle Ehre machten.
„Großfeuerwerk ist Handarbeit, so brauche ich das“, war er schwer beeindruckt. „Schnell kam ich mit den australischen Pyrotechnikern ins Gespräch und von dort an ließ mich das Thema nie mehr los“, denkt er zurück. „Auch in Deutschland ließ sich meine Pyro-Wissenslust nicht bremsen.“ Also habe er sich eigenständig immer mehr Wissen angeeignet und leistete zwanzig Fachkundenachweise, bis er den Befähigungsschein erhielt.
Feuerwerksverbot in der Pandemie
Dreiundzwanzig Jahre später sei die Zukunft seiner Branche nun ungewisser denn je. Während der Feuerwerksverbote in der Pandemie habe er seine Familie mit dem Verleih von Hüpfburgen gerade so über Wasser gehalten. „Da habe ich alles auf eine Karte gesetzt und das war mehr Glück als Verstand“, erklärt der Pyromane.
Nun erreicht die politische und gesellschaftliche Debatte um ein Feuerwerksverbot ihren Zenit. Rund 2.050 Tonnen Feinstaub sind es laut Umweltbundesamt jährlich, die durch Feuerwerk verstaubt werden – rund 75 Prozent davon auf einen Schlag zu Silvester. Es gibt etliche Argumente für und wider, ob Sicherheit, Tierschutz, Nachhaltigkeit oder Brauchtum, Hoffnung und Freiheit. „Schwer zu sagen, wie sich das die nächsten Jahre entwickelt, da kann ich mir aktuell alles vorstellen“, sagt Drescher. Er kritisiere, dass das Thema oft emotional aufgebauscht werde: „Ich bin bereit, darüber vernünftig zu sprechen, mag es sogar.“
Feuerwerk sollte und darf nicht abgeschafft werden!
Für den Leichlinger mit Schwarzpulver im Blut stehe natürlich fest: „Feuerwerk sollte und darf nicht abgeschafft werden!“ Stattdessen wünsche er sich einen bedachten Umgang damit. „Man muss nicht für jede Geburtstagsfeier ein Feuerwerk in die Luft schießen“, findet er, „das ist ein absolutes Luxusgut und soll etwas Besonderes bleiben.“
Sein eigenes Silvesterfeuerwerk falle tatsächlich also wider Erwarten bescheiden aus: „Das ist Familienzeit, da arbeite ich nicht.“ So habe sich Ehefrau Agnes eine goldene Fontäne ausgesucht und die Kinder ein Jugendfeuerwerksmix. „Selbst weiß ich ohnehin in- und auswendig, wie alle Effekte aussehen“, dies sei seine Pflicht und Verantwortung. „Überraschen kann ich mich also leider nicht mehr.“
Pop-up-Verkauf im Angelcenter
Dieses Jahr hat Drescher einen Pop-up-Verkauf im Leichlinger Angelcenter eingerichtet, wo er seit Donnerstag schon über zweihundert Kunden beraten und mit ausgewählten Knalleffekten versorgt hat. Diese kämen quer aus der Gesellschaft. Er achte bei den Feuerwerkskörpern der Kategorie eins und zwei, die er hier handle, auf Nachhaltigkeit und CE-Zertifizierung: „Diese enthalten beispielsweise weniger Schadstoffe, sind – wo gesetzlich möglich – in Pappe eingepackt und bestehen aus Teilen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen.“

Feuerwerksartikel beim Sonderverkauf im Leichlinger Angelcenter
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Hier müsse klar zum Großfeuerwerk unterschieden werden: Während es dieses nicht von der Stange gibt und fünf Minuten mal gut und gerne zwischen 800 und 1.800 Euro kosten können, können hier Raketen, Batterien und Fontänen schon für wenige Euro erstanden werden. „Hier ist für jeden was dabei“, ist sich Drescher sicher.
Für jeden ist etwas dabei
Das Teuerste im Sortiment ist „Monster 2“, ein sogenanntes Verbundfeuerwerk für 143 Euro. Dabei seien die Materialkosten und die Kosten für die Herstellung, welche fast vollständig in China erfolgt, nicht ausschlaggebend für den Preis. Der Sicherheitstransport sei es, der teuer ist. Der Preis dafür, einen Container Böller nach Deutschland zu verschiffen, liege bei etwa 60.000 Euro.
Ein altes Ehepaar gibt an: „Wir sparen das ganze Jahr darauf, uns sowas leisten zu können. Aber das ist uns wichtig: Das ist Freiheit.“ Der 19-jährige Fabian Mateja aus Leichlingen plant dieses Jahr eine große Silvesterparty mit seinen Freunden und hat Donnerstag direkt insgesamt einen hohen dreistelligen Betrag für Feuerwerk ausgegeben: „Ich ärgere mich, dass ich schon im Supermarkt eingekauft habe, hier im Angelcenter hätte ich deutlich sparen können.“
Der Tipp vom Pyrotechniker für alle, die noch auf der Suche nach Feuerwerk sind: „Bunt, aber nicht laut – davon haben alle das Meiste.“ Besonders Batterien in Reinfarben und Ring-Raketen kann er empfehlen, diese Effekte seien besondere Hingucker.
Der Feuerwerk-Pop-up-Verkauf im Angelcenter Leichlingen hat Freitag bis 20 Uhr und Samstag noch von 10 bis 14 Uhr geöffnet.