Stadtverwaltung LeichlingenEinem Rathaus-Neubau stehen auch Bäume im Weg

Lesezeit 3 Minuten
Rathaus Leichlingen

Das Leichlinger Rathaus stammt aus den 1970er-Jahren und ist nicht mehr zeitgemäß.

Leichlingen – Es ist zwar immer noch nicht abzusehen, was mit dem Leichlinger Rathaus geschieht – ob es saniert, energetisch modernisiert und erweitert wird oder ob es besser ist, den Altbau Am Büscherhof abzubrechen und irgendwo neu zu bauen. Aber jetzt ist zumindest mal wieder geredet worden über die Unterkunft der Stadtverwaltung. Ein Thema, das seit vielen Jahren in einer Mischung aus Mut- und Ratlosigkeit verdrängt und verzögert wird.

In der Ratssitzung stellte die mit der Raumplanung beauftragte Beratungsgesellschaft VBD aktualisierte Überlegungen vor, in die auch neue Erkenntnisse zu Homeoffice, Coworking und Hochwasserschutz eingeflossen sind. Sie laufen darauf hinaus, dass eine Sanierung wohl sinnvoller wäre als ein Neubau. Aber das will nichts heißen. Die Ratsfraktionen sind sich nicht einig über den Weg, der einzuschlagen ist. Eine Entscheidung gab es auch diesmal nicht und sie stand auch gar nicht zur Debatte.

Neubau-Beschluss von 2018 liegt auf Eis

Zu den Kuriositäten der Hängepartie gehört, dass es eigentlich längst einen Baubeschluss gibt. Bereits 2018 hatte eine von der CDU angeführte Ratsmehrheit entschieden, dass auf dem Grundstück des alten Hallenbades oder am jetzigen Standort Am Büscherhof ein neues Rathaus gebaut werden soll. Der Plan ist allerdings bis heute nicht weiterverfolgt worden. Über grobe Raumplanungen ist das Vorhaben bisher nicht hinausgekommen. Diese sollten eigentlich schon Anfang 2020 abgeschlossen werden, sind aber durch Coronapandemie und später die Flutkatastrophe unter die Räder gekommen.

2019 galten 5500 Quadratmeter Nutzfläche als erforderlich. Das wären 1000 mehr als man (inklusive der Nebenstellen Am Schulbusch und Am Hammer) jetzt hat. Nach den neuesten Daten zur Personalentwicklung benötigt man inzwischen sogar 6134 Quadratmeter. Wenn die mittlerweile abgeschlossenen Dienstvereinbarungen zum Homeoffice greifen, wird es aber leerer in den Büros, sodass nach Einschätzung der Gutachter auch 5600 reichen müssten.

Trendwende zur Sanierung

Betriebswirtschaftlich, ökologisch und finanziell betrachtet bewerten die Kommunalexperten einen Neubau im Vergleich zur Ertüchtigung des Altbaus als nachteilig. Um den benötigten Platz zu schaffen, könnten der Flachtrakt der Bücherei aufgestockt und/oder der Block mit dem Ratssaal umgebaut werden. Gegen einen Neubau spreche auch, dass es dafür aktuell kein verfügbares Grundstück gebe. Das Hallenbad-Areal ist demnach offenkundig nicht mehr im Rennen. Und über den Rathaus-Vorplatz, der sich als einzige große Fläche aufdrängt, mag in der Klimakrise auch niemand mehr reden, weil hier mächtige Platanen stehen.

Auf Nachfrage habe die Verwaltung den Prüfern jedenfalls „keine geeigneten Standorte benennen können“, heißt es in dem Bericht vielsagend. Die Modernisierung und Erweiterung des Altbaus aus den 70er-Jahren (zum Beispiel in Holzbauweise) wird hingegen als „eine interessante Handlungsoption“ bezeichnet.

Belastbares Zahlenmaterial zu all dem gibt es freilich bis heute nicht, weil es auch nicht in Auftrag gegeben worden ist. Die Berater empfehlen, Planungskosten in den Etat 2023 einzustellen, damit es endlich vorangeht: „Geben Sie dem Projekt eine Heimat“, heißt es in dem Zwischenbericht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Während sich die SPD in ihrer schon 2018 gefassten Meinung bestätigt sieht, dass eine Sanierung im Bestand anzustreben ist, haben die anderen Fraktionen mehr Fragen als Antworten. Die CDU will mehr Klarheit über die Modernisierung der Verwaltung im digitalen Zeitalter. Die Grünen wundern sich, warum Gutachter damals einen Neubau günstiger fanden und regten an, auch über mitarbeiterfreundliche Modelle mit Betriebs-Kita, Dachgarten und familiengerechten Büros nachzudenken. Es ist wohl noch länger nicht abzusehen, was mit dem Leichlinger Rathaus geschieht.

KStA abonnieren