Leverkusener Musikerin Sihna MaagéDeutsches Album mit mehr Ecken und Kanten

Musikerin Sihna Maagé bleibt trotz Corona optimistisch.
Copyright: Kolja Pfeiffer
Leverkusen – Der erste Anruf zum Telefoninterview kommt etwas zu früh für sie. Sihna Maagé bittet um Aufschub: „Ein paar Minuten noch. Ich gebe gerade Gesangsunterricht per Skype.“ Das ist, wenn man so will, eine typische Antwort für Künstler in Coronazeiten. Denn: Auftritte fallen aus. Konzerte finden nicht statt. Musiker können ihre Songs nicht so präsentieren, wie sie das eigentlich wollen. Und müssen somit andere Dinge in Angriff nehmen, um Geld zu verdienen. Skype-Gesangsstunden am Computer zum Beispiel.
Eigentlich würde Sihna Maagé dieser Tage im Studio stehen und Songs aufnehmen. Für ihr neues Album, an dem ihr so viel liegt. Es sollte ihr Jahr 2020 prägen – und nicht ein Virus, das die Welt stilllegt. „Jetzt ist irgendwie alles ganz anders gekommen“, sagt sie.
Vielleicht ein Privatkonzert
Vor wenigen Tagen startete Sihna Maagé – geboren in Wermelskirchen, lebend in Leverkusen – im Internet bei Startnext ein Crowdfunding für ihre zweite Platte. Menschen, die sich für Sihna Maagé und ihre Musik begeistern, können ihr auf diesem Weg Geld für die Produktion des Albums zur Verfügung stellen. Jeder Geldgeber erhält am Ende, wenn die Platte veröffentlicht wurde, die dem gezahlten Betrag entsprechende Gegenleistung: Je nach Höhe ist das eine CD, eine CD mit Signatur und Widmung, eine Erwähnung im CD-Booklet, oder ein von der Künstlerin handgeschriebener und gerahmter Songtext – bis hin zu einem Privatkonzert.
Und dann kam Corona
Die Aktion sei auch gut gestartet, sagt Sihna Maagé. Aber dann kam Corona. Und mit dem Virus kam die Unsicherheit der Menschen: Die Zuwendungen stockten. Menschen zogen ihre Unterstützung zurück. Das Finanzierungsziel ist in Gefahr. Wie ein kleiner fieser Witz des Musikerlebens mutet es da an, dass Sihna Maagé ihre Platte „Alles gratis“ nennen will.
Doch sie ist eben nicht nur Musikerin und mittlerweile studierte Musikpädagogin, sondern auch eine unerschütterliche Optimistin und wird bis zuletzt um ihren Traum kämpfen. Das hat sie immer getan.
Ihren ersten Song, „White Horse“, schrieb sie mit 14. „Weil Songschreiben immer schon mein Tagebuchschreiben war“, wie sie sagt. Das Stück ist bis heute ihr persönliches Lieblingslied. Sihna Maagé packte es 2017 auf ihre erste kleine EP „Summerlove“. Bis dahin hatte sie in Schülerbands gesungen. In Coverbands. In einer Band namens Me And The Guys, die dann eigene Lieder im Repertoire hatte und mit der Maagé, wenn man so will, erstmals vor richtigem Publikum – abseits von Mitschülern und Freunden – auftrat. Und sie lernte die Burscheider Nadine Krämer und Kolja Pfeiffer kennen, die gemeinsam als Johna auftreten und über die Grenzen der Region hinaus Erfolg haben – und Sihna Maagé sagten, sie solle es doch mal solo versuchen. Das Zeug dazu habe sie.
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Das war der Startschuss für das, was man als „Jetzt wird es ernst“ bezeichnen könnte. Denn plötzlich war Sihna Maagé in bester Profimusiker-Umgebung. Johna nahmen sie mit auf Tour – nicht nur bis nach Konstanz, sondern bis nach Toronto zum Festival „Canadian Music Week“ und nach Jamaika, wo sie im Rahmen einer musikalischen Kreuzfahrt auftrat. Maagé bewarb sich für den Eurovision Song Contest und kam unter die besten 30 Bewerber. Sie schaffte es, eine eigene Platte aufzunehmen. Und jetzt arbeitet sie an „Alles gratis“. Die ersten Tonspuren hat sie schon im Studio im Burscheider Megafon aufgenommen. Und auch wenn sich nun alles zeitlich verschiebt, stehen demnächst weitere Gesangs-Sessions an. Erscheinen soll das Album beim Johna-Label Redfield Records.
Deutsche Songtexte
„Alles gratis“ wird – entgegen dem rein englischsprachigen Debüt „Summerlove“ – ausschließlich deutsche Texte enthalten, denn: „In meiner Muttersprache kann ich einfach auf viel mehr Arten Gefühle ausdrücken.“ Zudem kündigt Sihna Maagé an: „Die Songs klingen mehr nach Soul.“ Eine indirekte Hommage an Künstler wie Aretha Franklin, Amy Winehouse oder Jamie Cullum, die sie prägten.
Das erste Album war noch recht poppig. „Ziemlich glatt“, sagt sie – und es klingt ein kleines bisschen wie eine Entschuldigung, die eigentlich nicht nötig wäre, weil „Summerlove“ ein wunderbares, emotionales Stück Musik ist. Indes: „Ich bin heute anders als Künstlerin. Ich habe mich weiterentwickelt. Entsprechend werden die Lieder mehr Ecken und Kanten haben.“
Und wenn Sihna Maagé all das sagt, dann hört man das Herzblut, das sie in diese neue Musik steckt, heraus. Nicht nur Balkonkonzerte zeigen in diesen Tagen: Es ist alles irgendwie erträglich und machbar und voller Hoffnung – es muss nur immer Musik da sein. Wer Sihna Maagé unterstützen will, findet auf ihrer Internetseite alle Informationen.