Meeting, Doudou, BoleroDiese Discos gab es mal in Leverkusen – ein Betreiber ist omnipräsent

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Moncef Douiri, besser bekannt als „Doudou“ zeigt auf das damalige Schild des „Bolero“ in Leverkusen-Wiesdorf.

Moncef Douiri, besser bekannt als „Doudou“ zeigt auf das damalige Schild des „Bolero“ in Leverkusen-Wiesdorf.

Nicht zuletzt durch die Nähe zu Städten wie Köln und Düsseldorf sind Diskotheken in Leverkusen Mangelware geworden. Das war mal anders.

„Das Shadow hat ein größeres Einzugsgebiet als man denkt“ – ein Satz, den wohl jeder Leverkusener schon einmal gehört oder selbst gesagt hat. Zufrieden widmete man sich nach dieser Feststellung wieder dem „beim alten Rewe“ (der neue ist in der Rathaus-Galerie) erworbenen Weggetränk, das man innerhalb der nächsten 500 Meter Strecke bis zur „Klapse“, dem Tanzlokal Klapsmühle Leverkusen, leergetrunken haben musste. 

Das alles kurz bevor man den prüfenden Blicken eines bulligen Türstehers standhalten und so nüchtern wie nur möglich erscheinen musste, um dann auf einer klebrigen Holztanzfläche mit Menschen zu tanzen, die einem kürzlich das erste Girokonto eingerichtet oder im Bus gegenüber gesessen haben. Wer um vier Uhr nachts noch ein paar Münzen im Portemonnaie fand, versenkte diese anschließend bei Uncle Sam's im Spielautomaten (Darts oder Billard wäre zu gefährlich gewesen).

Es gab sie mal, die wenigen Versuche, zwischen Köln und Düsseldorf Tanz und Ausgelassenheit zu etablieren – hier in der Übersicht.

Meeting (später Samara)

Wirft man einen Blick in die Vergangenheit des Leverkusener Nachtlebens, ist ein Spitzname omnipräsent: „Doudou“, alias Moncef Douiri, stammt aus Tunesien, ist Ex-Handballprofi und auch eine lebende Legende der Leverkusener Nachtszene.

Über den Sport bei Bayer Leverkusen kam Doudou in die Stadt und arbeitete nach dem Training als Kellner im damaligen „Meeting“. Dem Chef sei sein Talent als Disk-Jockey aufgefallen. „Ich habe ein Faible für Soul und Blues“, gestand Doudou 2006 in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Und mit seiner imposanten Frisur - er trug Afrolook - war der Start einer neuen Karriere perfekt.

Später kaufte er das „Meeting“, und machte daraus die Discothek „Samara“. Mit seiner Firma, der Halli-Galli GmbH, eröffnete er 1999 nebenan außerdem den „Ballermann 6“.

Ballermann 6 – Mallorca in Leverkusen

In direkter Nachbarschaft zum „Samara“, dem ehemaligen „Meeting“, eröffnete Doudou eine Erlebnisgastronomie, die im Untergrund des City-Hotels auf die Freizeitvergnügen der Mallorca-Fans abzielte. Den Vermietern wurde es aber offenbar schnell zu bunt. Mit Verweis auf den Schallschutz zogen die Vermieter die Genehmigung für den „Ballermann 6“ zurück. Im Herbst 2004 war es mit der Mallorca-Feierlaune vorbei.

Bolero – Zielgruppe 30+

Als Tanztreff für Menschen ab 30 Jahren war das „Bolero“ gedacht, das Doudou ab 2000 anstelle des „Samara“ in den Katakomben der Wiesdorfer Luminaden aufzog. Aber auch dort gingen schnell die Lichter aus – erneut führte der Schallschutz zum Aus. Das Konzept hinter dem „Bolero“ ließ sich so nicht mehr umsetzen. Etwa 160 Gäste fanden zeitgleich in den Räumlichkeiten Platz.

Moncef Douiri, besser bekannt als „Doudou“, zeigt auf das damalige Schild des „Bolero“ in Leverkusen-Wiesdorf.

Moncef Douiri, besser bekannt als „Doudou“, zeigt auf das damalige Schild des „Bolero“ in Leverkusen-Wiesdorf.

Tanzmühle – Disco im Gesundheitshaus

Disco-Standort Gesundheitshaus in Wiesdorf: Nur wenige Jahre nach der Eröffnung 2002 im als Ärzte-, Sanitäts- und Biokaufhaus geplanten Komplex machte dort eine weitere Disco im Ballermann-Stil auf. An der scharfen Kurve des Europarings betrieb Dragan Juric die „Tanzmühle“ von 2002 bis 2005. 

Calcio – Party in der Bayarena

Am 27. Juni 2010 stand fest, dass die Tage des Clubs „Calcio“ für immer gezählt sind. Die Besonderheit des Clubs: Er befand sich mitten in der Bayarena und wurde von der Bayer Gastronomie betrieben. Obwohl sich der Club aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohnte, wie die Pressesprecher der Bayer Gastronomie damals äußerten, sollen die Räumlichkeiten nach der Schließung ausschließlich Fußball-VIP-Gästen zur Verfügung stehen.

Club Finesse – zentraler ging es nicht

Mitten in der Fußgängerzone Wiesdorfs, am Wiesdorfer Platz 50, verbarg sich der Club Finesse, der jeden Samstag mit Vocal House und R'n'B lockte. 5 Euro Eintritt, 5 Euro Mindestverzehr. Für die Partymusik gebucht wurden Kölner wie Bonner Szene-Größen. Alleinstellungsmerkmal des Club Finesse: Die Tanzfläche war mit großen LED-Dioden versehen, die im Takt der Musik die Farbe ändern.

Doudou Dancing Club – zwischen polska und Bad Taste

Der Gastronom Moncef Douiri aka „Doudou“ und seine Halli-Galli GmbH fanden nur selten Ruhe. Im bis 2012 geöffneten „Doudou Dancing Club“, veranstaltete er neben zur damaligen Zeit klassischen Tanz-Cafés auch Schlager- und polnische Nächte (polska noc) sowie Bad-Taste-Partys (bewusst schlechter Geschmack anhand von Kleidung zur Schau gestellt). 

Ehemaliger Standort des Doudou Dancing Club in Leverkusen. Rechts sind Plakate an einer Wand aufgehängt, die auf Veranstaltungen hinweisen, links im Bild geht ein Mann über einen Fahrradweg.

Nahe des Kreisverkehrs hatten sich bereits einige Tanzlokale einquartiert, darunter auch der Doudou Dancing Club.

Die Disco an der Europaringkurve bot mit Schlager und Discofox, House und RnB sowie Boogie Woogie die wohl bunteste musikalische Mischung, die Leverkusen bis dato kannte. Mehrere Bars, ein großer Dancefloor und eine „Chillout-Area“ luden dazu ein, die Nacht zum Tag zu machen. Doudou hörte nach einer polnischen Silvesterparty auf, weil er eine Mieterhöhung nicht hinnehmen wolle.

Klapsmühle Leverkusen – auch der Wendler war da

„Das total verrückte Partylokal Nr.1 auch in Leverkusen!“ So betitelte sich das Tochterlokal der Kölner Klapsmühle. Zur Eröffnung der Leverkusener Filiale der Diskothek sang in 2012 niemand Geringeres als Michael Wendler.

Michael Wendler, selbsternannter König des Discofox, sang zur Eröffnung der Leverkusener Filiale der Diskothek „Klapsmühle“.

Michael Wendler, selbsternannter König des Discofox, sang zur Eröffnung der Leverkusener Filiale der Diskothek „Klapsmühle“.

Musikalisch blieb man dem Start treu: Vor allem Schlager-Fans kamen auf ihre Kosten. Von Aprés Ski über Mallorca-Hits bis zu Karnevals-Klassikern reichte die Bandbreite, die man heute immer noch im Kölner Mutterlokal erleben kann.

Veranstaltet wurden regelmäßig Motto-Partys wie Single Partys, Freibier-Partys oder 50-Cent-Partys, bei denen jedes offene Getränk für einen halben Euro über die Theke ging. Das Interieur der Diskothek kam eher rustikal daher, mit viel Holz.

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