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Werbung für Israel-VortragIn Leverkusen werden nach der Flagge auch Plakate geklaut

3 min
Bündnis gegen Antisemitismus (v.l.): Constanze Moschner, Michael Rosenfelder, Hans-Jörg Schäfer und Jürgen Ohrem.

Werben für mehr Verständnis für Israel (v.l.): Constanze Moschner, Michael Rosenfelder, Hans-Jörg Schäfer und Jürgen Ohrem.

Am Samstag findet in der Friedenskirche die erste Veranstaltung des neuen Leverkusener Bündnisses statt.

Wie groß ist der stille Antisemitismus in Leverkusen wirklich? Der Flaggenklau vor dem Rathaus hat bereits beunruhigende Hinweise gegeben, ähnliche Erfahrungen hat jetzt auch Hans-Jörg Schäfer gemacht. Der ehemalige Chef der Volksbank Rhein-Wupper hat als Initiator des neuen Leverkusener Bündnisses „Gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel“ Plakate für dessen erste Veranstaltung in aufgehängt.

Ein Davidstern aus Kerzen: Leverkusener Mahnwache für Israel und die Terroropfer des Hamas-Überfalls auf dem Rathausvorplatz.

Im Oktober hatte vor dem Rathaus eine Mahnwache stattgefunden.

„An der Pinnwand vor der Sparkasse in Schlebusch waren sie immer spätestens nach zwei Tagen weg, da habe ich sie bestimmt vier- bis fünfmal aufgehängt.“ Auch wenn er Plakate in Geschäften abgegeben hat, wurden sie zwar meistens freundlichen entgegengenommen. „Wirklich aufgehängt haben sie aber die wenigsten.“ Offenbar gebe es bei den Geschäftsleuten Angst vor Konsequenzen.   

Veranstaltung in der Friedenskirche

Gerade deswegen ist Aufklärung so wichtig, meint das Bündnis, das sich nach des jüngsten Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober gegründet hatte. Mitglieder sind unter anderem auch Elisabeth und Michael Rosenfelder, Constanze Moschner von der Musikschule und der ehemalige Musikschulleiter Jürgen Ohrem, die alle eine besondere Beziehung zu Israel pflegen. Mit der Veranstaltung „Israel verstehen“, wollen sie am Samstag, 3. Februar, in der Schlebuscher Friedenskirche eine erste gemeinsame Aktion starten. Der bekannte Kölner Autor, Journalist und Publizist Günther Ginzel wird dabei einen Vortrag halten und zur Diskussion zur Verfügung stehen, das Leverkusen Klezmer-Ensemble „crazy freilach“ die Veranstaltung musikalisch begleiten. 

Die Israel-Flagge, die vor dem Rathaus hing, war mehrfach gestohlen worden.

Die Israel-Flagge, die vor dem Rathaus hing, war mehrfach gestohlen worden.

Dabei geht es ihnen vor allem um Aufklärung. „Das ist keine Aufforderung: Niemand muss Israel verstehen“, sagt Jürgen Ohrem. „Israel versteht sich ja teilweise selbst nicht.“ Das bestätigt der zur Pressekonferenz aus Israel zugeschaltete Uri Shacham, der als Jude mit deutschen Vorfahren gemeinsam mit Jürgen Ohrem bereits mehrere musikalische Reisen zwischen Leverkusen und Israel organisiert hat. „Ich glaube nicht, dass irgendwann Frieden kommt, denn wir sind an einem Punkt angekommen, an dem beide Seiten irgendwie recht haben.“ Über diese innere Zerrissenheit Israels, eines Volkes, das immer um sein Bestehen kämpfen musste und die Herkunft des Konflikts ins Gespräch zu kommen, ist das Ziel der Veranstaltung.  

Schweigen ist schlimm, das sagen gleich zwei der Anwesenden. „Kurz bevor mich Hans-Jörg Schäfer angesprochen hatte, ob ich mich in dem neuen Bündnis engagieren möchte, habe ich einen Beitrag von Günther Ginzel gehört“, erzählt Michael Rosenfelder und spielt das Statement auf seinem Handy ab. „Um mich herum ist Schweigen“, sagt Ginzel nach den Angriffen der Hamas. „Es gibt keine Anrufe, die Hemmschwelle, etwas zu sagen, ist hoch. Das habe ich schmerzlich vermisst.“ Das Gleiche berichtet Jürgen Ohrem: „Jeder weiß, dass ich eine enge Verbindung zu Israel habe, aber niemand hat mich gefragt: Wie geht es deinen Freunden?“ 

Wenn der 83-jährige Uri Shacham von seinem Leben im Terror erzählt – von den unzähligen großen Kriegen und „dem, was zwischendrin noch so passiert“ – wirkt seine Antwort auf die Frage, was er sich aus Deutschland und Leverkusen wünsche, sehr bescheiden: „Sympathie und Verständnis“, sagt er schlicht. Dafür will das Bündnis sich weiter einsetzen.


Die Veranstaltung „Israel verstehen“ findet am Samstag, 3. Februar, in der Schlebuscher Friedenskirche, Merziger Straße, statt. Beginn ist um 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden zur Finanzierung der Veranstaltung erbeten.