Bürriger SondermüllöfenWo die Akkus zerplatzen

Der Leverkusener Chempark.
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Leverkusen – Es ist nur ein Nebengeschäft. Aber eines, das stetig und sehr schnell wächst – und auf das die beiden Rolands in der Betriebsleitung des Bürriger Sondermüllofens richtig stolz sind. Roland Weiser führt zuerst zu den blauen Kunststoff-Tonnen im Schatten der Verbrennungsanlage. Danach zu den Bergen aus Kupfer und anderen wertvollen Metallen im Schatten der Deponie. Dabei erklärt er die Technik der Akku-Verwertung. Und Roland Klein erläutert später am Schreibtisch, welche Bedeutung das Recycling der Stromspeicher für Entsorgungszentrum hat. Wirtschaftlich ist sie nicht so groß: 1400 Tonnen ausgedienter Akkus wurden voriges Jahr verbrannt. Das war gut ein Prozent dessen, was in den beiden Öfen verpulvert wird. Allerdings „planen wir dieses Jahr mit 2000 Tonnen“, sagt der Betriebsleiter. Und damit sei das Potenzial ja bei weitem nicht ausgeschöpft, erklärt auch Kleins Kollege Roland Weiser. „Es gibt ja immer mehr Akkus. Überall.“
Nach den Handy-Herstellern fängt jetzt die Autoindustrie an, sich für die Wiederverwertung von Stromspeichern zu interessieren. Klar, wenn nach und nach immer mehr Mobile mit Elektroantrieb auf den Markt kommen. „Das sind jeweils ein paar hundert Kilo Akkus“, überlegt Weiser. Und die Batterieverordnung gilt natürlich auch in diesen Fällen.
Ein Blick in eine der blauen Kunststofftonnen, die auf dem Gelände des Entsorgungszentrums stehen, zeigt die Vielfalt. Ein rechteckiger Akku von Philips stammt aus einem medizinischen Gerät. Daneben gibt es die üblichen Zellen, die mittels einer Kunststoffummantelung zusammengehalten werden. Und noch viele andere Stromspeicher in allen denkbaren Gestalten: „Wir haben auch alle Akkus der englischen Armee in Afghanistan verwertet“, berichtet Roland Klein. Sortiert ist das Material sowieso. Je nach Bauweise der der Akkus gibt es mehr oder weniger hochwertige Fracht. Dabei zählen natürlich die Kategorien des Verwerters. Kupfer ist gut, Mangan und Nickel auch. Das teure Lithium würde die Behandlung in Bürrig nicht überstehen. Schließlich kommen die Fässer in einen der beiden Drehrohröfen. So wie sie sind: mit Deckel, Verschlussring und dem Isoliermaterial, das die Akkus trennt. Es sieht aus wie Katzenstreu und ist dazu gut, Kurzschlüsse zu vermeiden. Man kann ja nie wissen, wie viel Power die Stromspeicher noch haben, wenn sie eingesammelt werden. Das besorgt der Geschäftspartner Accurec in Mülheim, mit dem Currenta seit 2012 fest zusammenarbeitet. Zuvor war das Verbrennungsverfahren im Chempark Uerdingen getestet und schließlich patentiert worden. Das Verfahren ist weltweit einmalig. Auch das ist etwas, worauf die beiden Rolands stolz sind.
Damit das Metall als Wertstoff erhalten bleibt, wird der Ofen auf vergleichsweise niedrige 700 Grad aufgeheizt. Die Kunststoffe an den Akkus schmelzen, auch sonstige Verbindungen gehen kaputt, ohne dass jemand die Stromspeicher anpacken müsste. Danach fallen Kupfer und Co. raus, der Rest steigt in die Nachbrennkammer, wo mindestens 1000 Grad anliegen. Das ist wichtig, um die übrigen Schadstoffe unschädlich zu machen und damit die aufwendige Rauchgaswäsche der Sondermüll-Verbrennungsanlage funktioniert. Übrig bleiben große Haufen Metall, die je nach Zusammensetzung der Akkus verschiedene Farben haben. Die Metallgehäuse sind vielfach noch zu erkennen. Auch deshalb sagt Betriebsleiter Klein mit dem Blick des Verwerters: „Wir wandeln nur um.“
Die weitere Verwertung der Metalle besorgt wiederum Accurec. Lohnend ist das allemal; Elektronikschrott ist in der Regel wesentlich ergiebiger als Erz, das mühsam der Erde abgerungen werden muss. Der Faktor liegt bei zehn bis hundert. Für die Natur ist es sowieso mehr als ein Nebengeschäft.