Grundsteinlegung in ManfortEx-Bayer-Tochter Levaco baut neue Zentrale in Leverkusen

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Marius Mühlenberg, CEO von Levaco, schraubt mit Finanzchef Jens Becker an der Metallkiste, die in den Grundstein gelegt wird.

Levacos Geschäftsführer Marius Mühlenberg (links) legt mit Finanzchef Jens Becker den Grundstein für die neue Zentrale.

Im Chempark wird produziert, im Innovationspark geforscht. Diese Aufteilung wählt die frühere Bayer-Tochter Levaco und lässt in Manfort einen knapp 1700 Quadratmeter großen Neubau errichten. 

Manches dauert ein bisschen länger. Das gilt für die Entwicklung des  Manforter Innovationsparks insgesamt, wie Bernhard Marewski am Montag in seiner Eigenschaft als Bürgermeister einräumte. Das gilt aber auch für den Neubau, für den an diesem feuchten Vormittag der Grundstein gelegt wird. Endlich, muss man sagen, mit Blick auf die Genese des Projekts.

Man schrieb das Jahr 2010, als sich die Baufirma Vollack und die Spitze von Levaco – damals hieß das Unternehmen noch Tanatex – erstmals in Manfort umschauten. Da sei es um einen schon bestehenden Bau gegangen, der für die Zwecke des Chemie-Spezialisten umgebaut und erweitert werden sollte. Daran erinnert Martin Honak, Partner bei Vollack. Zwei Jahre später ging es erstmals um ein eigenes Gebäude; acht Standorte wurden begutachtet. Einer davon immerhin auf dem alten Wuppermann-Gelände. Allerdings nicht dort, wo nun der Grundstein gelegt wurde.

Levaco-Neubauprojekt: Fünf Jahre „schöpferische Pause“

Die fünf Jahre danach bezeichnet Honak als „schöpferische Pause“; 2017 nahm das Projekt wieder Gestalt an. Übrigens eine, die viel von dem vorwegnahm, was heute sinnvoll erscheint; erinnert er sich. „Es wird viel mehr Videokonferenzen geben“, habe man vor fünf Jahren prognostiziert. Die Notwendigkeiten der Corona-Pandemie haben das Wirklichkeit werden lassen.  

Bei einem anderen Aspekt habe sich seit 2017 allerdings sehr viel getan, unterstreicht Jens Becker von Levaco: „So, wie wir es heute bauen, hätten wir das Haus vor fünf Jahren nicht gebaut.“ Energie sparen sei oberstes Gebot; der Hersteller von Emulgatoren, Entschäumern und Hilfsmitteln für die Textilchemie lässt seine neue Zentrale nach dem KfW-40-Standard errichten. Natürlich kommen Sonnenkollektoren aufs Dach – das ist inzwischen Standard im Innovationspark. Das alles „kostet etwas mehr, man spart aber auch gutes Geld“, erläutert der Finanzchef von Levaco.

Zwar sagt Geschäftsführer Marius Mühlenberg mit Blick auf den globalen Markt, auf dem die frühere Bayer-Sparte unterwegs ist, dass es „auch kostengünstigere Standorte auf der Welt gibt“. Trotzdem sei der Spezialist auf Wachstumskurs. Situationen wie 2009, als ein Drittel der damals 95 Beschäftigten in Leverkusen entlassen wurde, schloss der Chef aus: „Das wollen wir nicht, das werden wir nicht.“ 

Inzwischen sind allein in Leverkusen wieder rund 120 Menschen bei Levaco an Bord, weitere 50 im Uerdinger Werk. Die Hälfte der Leverkusener soll an den Dhünnbogen umziehen, davon sind gut ein Dutzend im Labor beschäftigt, das eine knappe Hälfte des insgesamt fast 1700 Quadratmeter großen Neubaus einnehmen wird.

Aus dem Betonfundament der künftigen Levaco-Zentrale ragen stählerne Armierungen.Im Hintergrund ein Bagger

Bauantrag voriges Jahr, Fertigstellung in einem Jahr: Im Manforter Dhünnbogen entsteht die neue Zentrale von Levaco.

Die Standorttreue des Unternehmens beruhe übrigens nicht nur darauf, dass „Lev“ Bestandteil des Namens sei, sagt Jens Becker noch. Auch der niedrige Gewerbesteuer-Hebesatz von 250 Punkten „hilft, solche Entscheidungen zu treffen“.  Auch die Bauverwaltung und die Wirtschaftsförderung Leverkusen kommen bei Levacos CFO gut weg: „Man hat eine Frage, am nächsten Tag kriegt man eine Antwort.“    

Weil auch bei der feierlichen Grundsteinlegung am Montag eifrig weitergearbeitet wird, erscheint der Zeitplan realistisch: Ende nächsten Jahres will Levaco die neue Zentrale beziehen und damit ein Statement setzen, außerhalb des Chempark. „So hat es Lanxess ja auch gemacht“, sagt Jens Becker, ohne sich mit Bayers Chemie-Ausgründung vergleichen zu wollen. Auch wenn die heutige Levaco und zwischenzeitliche Tanatex nach der Bayer-Zeit auch mal das schwarz-rote Lanxess-Logo im Briefkopf hatte. Wer in weniger als zwei Jahrzehnten so viel Veränderung  erlebt hat, findet einen Umzug innerhalb Leverkusens sicher nicht als riesige Herausforderung.   


Um die 200 Produkte hat Levaco im Sortiment. Die frühere Textilchemie von Bayer stellt Rezepturen her, die Stoffe zum Beispiel griffiger machen oder ihnen andere Eigenschaften verleihen. Daneben stehen Dispergiermittel, Emulgatoren, Netzmittel, Entschäumer und diverse Spezialitäten im Katalog, die in der Agrochemie, in Farben und Lacken sowie in Fasern verwendet werden. 

2007 geht die heutige Levaco für 60 Millionen Euro an den niederländischen Egeria-Fonds, einen Finanzinvestor. Sieben Jahre produzieren die Leverkusener unter dem Namen Tanatex. 

2014 übernimmt die Bremer Firmengruppe Diersch & Schröder das Unternehmen und gibt ihm den Namen Levaco, 2018 wird ein Büro in Hongkong gegründet, um den Textil-Schwerpunkt Ostasien besser bedienen zu können.  

Im März 2019 übernimmt Levaco die Mehrheit an der Krefelder Defotec, einem wichtigen Hersteller von Chemikalien, die Prozesse in der Nahrungsmittel-, Papier- und Kabelindustrie sowie vielen weiteren Industrien verbessern. Anfang diesen Jahres verschmilzt Defotec komplett mit Levaco. (tk)


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