Kommentar zu HilfsaktionenEngagement der Bayer-Ultras ist Schönes in unschönen Zeiten

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Pakete voller Schokolade und Energiedrinks hat Marcel Avermiddig (2.v.l.) von den Leverkusener Ultras dem Team des Remigius Krankenhauses in Opladen diese Woche übergeben.

Pakete voller Schokolade und Energiedrinks hat Marcel Avermiddig (2.v.l.) von den Leverkusener Ultras dem Team des Remigius Krankenhauses in Opladen diese Woche übergeben.

Leverkusen – Ein Satz, zehn Wörter, Rot auf Schwarz – manchmal braucht es nicht mehr, um eine Botschaft zu setzen, die gesellschaftlich ein kleines Beben auslöst. „Rund um die Uhr seid ihr für uns da – Danke!“ ist eine solche. Und das von den Ultras – wohlgemerkt nicht nur in Leverkusen, sondern in so gut wie allen deutschen Städten mit großen Fußballclubs und somit Ultraszenen – hervorgerufene Beben ist ein wohliges.

Solidarität als Maxime

Denn es zeigt die vielleicht schönste Seite an dieser zunehmend tragischeren Coron-Krise: Sie taugt dazu, Solidarität über alles andere zu stellen. Und Vorurteile abzubauen. Sie führt dazu, dass Menschen andere Menschen plötzlich ganz anders wahrnehmen.

Die Ultras waren nur zwei Wochen vor der dramatischen Zuspitzung der Lage noch überall geächtet: Brennende Pyrofackeln, unflätige Gesänge, mitunter nicht zu leugnende Anfälle von Selbstgefälligkeit und vor allem Protestplakate in den Stadien – manche von ihnen tatsächlich maximal geschmacklos – hatten dazu geführt, dass sich gefühlt die ganze Republik über das „hässliche Gesicht des Fußballs“ echauffierte – und dabei übersah, für was die Ultras mitunter eben auch stehen, und zwar schon seit Jahren: für das Zurückdrängen von Rechtsradikalen aus den Fankurven.

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Für offene Kritik an Menschenrechtsverletzungen. Für den Einsatz gegen Homophobie und Rassismus. Für die Flüchtlingshilfe. Für das Engagement für beinahe jede Gruppe von schwachen, armen, benachteiligten, hilfsbedürftigen Menschen.

Es geht nicht um Bewunderung

Nun kommt noch die Hilfe während der Corona-Krise hinzu, in der die Ultras zu denen gehörten, die als erste Dankesplakate hissten und Hilfe anboten. Und: Sie fordern dafür keine Bewunderung ein. Sie wollen einfach nur helfen.

Sicher: Das Verhältnis zu den Medien ist aufgrund der Auseinandersetzungen in der Vergangenheit grundsätzlich von Skepsis geprägt. Daran wird sich wohl auch erst einmal nichts ändern. Aber bei allem, was die Ultras mitunter zweifelsohne tun und das streitbar und diskussionswürdig ist: Das, was sie gerade tun, ist mehr, als manch anderer tut. Und es ist durchweg gut. Es ist: Etwas Schönes in unschönen Zeiten. Auch dafür steht der Begriff „Corona“.

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