Corona-SchutzImpfen in der VIP-Lounge

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Den schützenden Pieks bekam Nasir Adi von Fadime Özdemir-Saglam beim Impftermin in der Vip-Lounge der BayArena.

Den schützenden Pieks bekam Nasir Adi von Fadime Özdemir-Saglam beim Impftermin in der Vip-Lounge der BayArena.

Leverkusen – Für 74 Impflinge wurde die BayArena im Rahmen einer mobilen Impfaktion der „Woche des Impfens“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) am Donnerstag zur „Impf-Arena“. Ohne Terminvereinbarung konnte jeder zwischen 15.30 und 20 Uhr in der Premium-Lounge vorbeikommen, um sich mit dem Mittel von Biontech auf einer von vier Impfstraßen impfen zu lassen – mitbringen musste man nur den Personalausweis und 15 Minuten Zeit.

Wer erst zwischen 16 und 18 Jahren alt ist, musste noch einen Erziehungsberechtigten mitbringen. Für die Zweitimpfung bekommen die Impflinge Vorort einen Terminzettel, diese findet dann ganz normal im Impfzentrum im Erholungshaus statt.

Dr. Wolfgang Hübner ist der ärztliche Leiter der Aktion und auch des Impfzentrums Leverkusens, wo im Moment zu beobachten ist, dass die Zahl der Impfungen stark stagniert. Während vor einigen Wochen noch mehr als 800 Personen pro Tag geimpft werden konnten, sind es nun zumeist nicht einmal mehr 100.

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75 % sind geimpft

Für Malteser-Bezirksgeschäftsführer Tim Feister ist klar, dass das ein riesiges Problem ist: „Es ist jetzt schon zu spät, die Inzidenzen werden wieder steigen. Wir müssen jetzt schnell die Impfquote steigern, um dies abzufedern.“ Rund 75 Prozent der Leverkusener seinen im Moment schon geimpft, zehn Prozent mehr müssten es mindestens noch werden – dieser Endspurt sei schwergängiger als man denken würde.

Impfarzt Hübner ist sich sicher: „Die neue Philosophie des Ministeriums zum niedrigschwelligen Impfen wird aufgehen.“ Es könne nicht sein, dass es beim Impfen immer noch daran scheitert, dass Bürgerinnen und Bürger nicht durchkommen, wenn sie versuchen, telefonisch einen Impftermin zu vereinbaren, es online nicht klappt, weil Server überlastet sind, oder die bürokratischen Hürden es zu kompliziert machen.

Auch im Impfzentrum ist aktuell bis 18 Uhr eine Impfung ohne Termin möglich, was tagtäglich von rund 70 Leverkusenern angenommen werde. Über diese Zahl freue sich Hübner schon sehr, was aber auch für sich spricht, was den aktuellen Mangel an Impfbereitschaft angeht. Nicht nur die Niedrigschwelligkeit soll nun Anreize schaffen. Für Fußballfans sei es schließlich auch ein Anreiz mal in die VIP-Lounge Räumlichkeiten der BayArena zu kommen, die man sonst eher nicht zu Gesicht bekommt. Hier stehen auch Fanbetreuer von Bayer 04 zur Verfügung.

Einer der ersten Impflinge dieser Aktion ist Joachim Kellner, der sich nicht für Fußball begeistert: „Mir gibt das nichts, während den 15 Minuten Wartezeit nach der Impfung auf das Spielfeld in die Arena gucken zu können. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier jetzt so einfach geimpft werden konnte, ohne mich irgendwo vorher im Internet eintragen zu müssen.“

Er kritisiert, dass es für die Aktion sehr wenig Werbung gab, er selbst habe nur beiläufig über Facebook davon erfahren. Auch sei es an der BayArena etwas schwierig gewesen, den richtigen Eingang zu finden, nicht zuletzt, weil auf dem kleinen Weg zwischen Linder Hotel und Autobahn zu „VIP West“ noch einginge umgestürzte Bäume liegen, unter denen man durchklettern müsse.

Die Flut treibt die Pandemie

Feister vermutet, dass die Flutkatastrophe eine pandemietreibende Wirkung haben wird. Hierfür sprechen für ihn zum einen die Hygieneverhältnisse, unter denen die Geschädigten im Moment leben müssen. „Für das Coronavirus ist das natürlich ein gefundenes Fressen, dieses macht auch in der Katastrophe keinen Halt“, so der Malteser. Aber auch durch die lobenswerte Hilfsbereitschaft im ganzen Land gebe es natürlich vermehrt wieder Kontakte von Fremden, die nachvollziehbarerweise in erster Linie andere Sorgen hätten, als auf die AHA-Regeln zu achten.

Hübner teilt diese Bedenken, denkt aber auch, dass durch die Katastrophe die Impfbereitschaft steigen wird: „Es waren Impfbusse in den betroffenen Gebieten unterwegs, die sich als voller Erfolg entpuppten.“

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„Die Aktion soll nur der Anfang von vielen weiteren sein“, sagt Martin Niemczyk, der Betriebsleiter des Impfzentrums und Leiter für Sonderdienste bei den Maltesern ist, die das Ganze in Eigenregie gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und in Zusammenarbeit mit der Stadt Leverkusen und Bayer 04 durchführen.

„Als nächstes soll es auch an anderen hochfrequentierten Orten Sonderaktionen geben, wo dann zum Beispiel in der Rathaus-Galerie oder als Drive-in auf dem Real-Parkplatz oder in der Auermühle niedrigschwellig geimpft wird“, gibt er eine Aussicht. „Natürlich hätten wir auch schon in der BayArena gerne mehr geimpft, aber wir sind trotzdem zufrieden“, schließt Hübner ab.

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