JugendstadtratStadtpolitik nimmt Gespräche über neue Disco in Leverkusen auf

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Jugendliche halten im Ratssaal grüne Stimmzettel hoch.

Für eine Disko hatte der Jugendstadtrat in seiner Sitzung gestimmt.

Auch über den generellen Umgang mit Anträgen aus dem Jugendparlament wurde diskutiert.

Ein wenig seltsam mutet es schon an, dass ausgerechnet Benedikt Rees fordert, die vom Jugendstadtrat formulierten Anträge von der Tagesordnung der Fachausschüsse abzusetzen. Schließlich ist Rees selbst sehr rede- und antragsfreudig. „Die Jugendlichen hatten ihre Vorberatungen in ihren selbst gebildeten Fachausschüssen, ich kann den Sinn und Zweck nicht verstehen, warum wir uns damit noch einmal befassen müssen“, erklärt Rees vor dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss. „Das soll der Stadtrat beschließen.“ Zumal die Gefahr bestünde, dass die Themen in den Ausschüssen „zerredet“ würden, was nicht im Sinne der Jugendlichen sei.

Vertreter des Jugendstadtrates im Publikum

„Ich finde es wertschätzender, wenn sich auch die Ausschüsse damit beschäftigen“, entgegnet Christoph Kühl (Grüne). Und wenn sich Anträge dadurch verändern würden, sei das ja auch nicht schlimm. „Das geht uns Erwachsenen ja auch so.“ Das sieht auch Veronika Kuffner vom Jugendwerk des evangelischen Kirchenkreises so: „Das ist der Weg, den alle Anträge gehen.“ Wenn man die Jugendlichen also ernst nimmt, dann sollten auch die Anträge so behandelt werden. Sie wünscht sich vor allem, mit den Jugendlichen in Kontakt zu stehen und gemeinsam daran zu arbeiten. Einige Vertreter des Jugendstadtrates waren in die Sitzung im Verwaltungsgebäude Goetheplatz gekommen, entgegen der eigentlichen Richtlinien wurde ihnen auch Rederecht eingeräumt, von dem sie aber wenig Gebrauch machten.

Als Jugendlicher ist man überzeugt von etwas und denkt: Das ist doch ganz klar, das muss jetzt so laufen
Paloma Krassa

Paloma Krassa (CDU) kann sich noch gut erinnern, dass sie den langen Weg der politischen Entscheidungen zu Beginn ihrer Karriere als frustrierend wahrgenommen habe. „Da ist man überzeugt von etwas und denkt: Das ist doch ganz klar, das muss jetzt so laufen.“ Mittlerweile habe sie aber gelernt, dass Entscheidungen oft komplex sind und Fachausschüsse die Ideen der Jugendlichen optimieren können – um ihnen damit größere Erfolgsaussichten im Rat zu verschaffen. „Ich sehe darin auch einen Lerneffekt.“

Diskothek ja – nur wie?

Also entscheidet der Ausschuss gegen den Klimalisten-Antrag und kommt damit direkt zum ersten, tatsächlich komplexen Thema des Jugendstadtrats: die Forderung nach einer Diskothek in Leverkusen. Den Wunsch verstehen und unterstützen alle. Nur: Wie genau soll die aussehen? „Wollen wir eine kommerzielle Disco, für die wir einen Betreiber suchen?“, fragt Kühl. Der hätte dann aber wohl nicht in erster Linie die Zielgruppe der 12- bis 16-Jährigen im Blick, die sich im Jugendstadtrat dafür ausgesprochen haben. Lena-Marie Pütz will die Jugendhäuser mit einbeziehen. Hier würde ja schon einiges angeboten, sagt Jugendamtschef Michael Küppers, etwa zu Karneval. Ein regelmäßiges Angebot sei aber eher nicht realisierbar.

Und neben der Frage der personellen und finanziellen Ausstattung gibt Kuffner auch zu Bedenken: „Gefragt ist hier wohl kein Angebot, bei dem man permanent von ausgebildetem Fachpersonal beobachtet wird.“ Das hätte sie als Jugendlich auch doof gefunden. Und wirft die Idee in den Raum, ob die Jugendlichen sich vorstellen könnten, selbst als Party-Organisatoren in Aktion zu treten: „Autonom unter Begleitung“. Auf das Stichwort „autonom“ bringt Petra Clemens das Kulturausbesserungswerk (KAW) als möglichen Veranstaltungsraum ins Spiel. 

Der Ausschussvorsitzende Stefan Hebbel (CDU) vermutet allerdings, dass es den jungen Antragsstellern vorrangig um die Einrichtung eines festen Orts zum Feiern ging, nicht um die Möglichkeit der Selbstorganisation. Er schlägt vor: „Wir beauftragen, die Verwaltung zu prüfen, welche Möglichkeiten wir schaffen können?“ Dabei solle zur Finanzierung auch das Integrierte Handlungskonzept Wiesdorf zugezogen werden. Darauf einigte sich der Ausschuss einstimmig. Somit besteht bis zur Ratssitzung am 13. Februar die Chance auf weitere Erkenntnisse. Wofür sich der lange Weg über die Ausschüsse vielleicht auszahlt.

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