Tennis, Teheran und Tanzen am RheinSchlebuscher Paar blickt glücklich auf 65 Jahre Ehe zurück

Lesezeit 3 Minuten
Gerda-Marie und Klaus Schmid in ihrem Zuhause in Schlebusch.

Was Gerda-Marie und Klaus Schmid immer verband, war der Sport.

Ein Manforter und eine Stammheimerin lernen sich beim Tanzen am Rhein kennen. Es folgt eine Ehe, die mit der eisernen Hochzeit gekrönt wird.

Vor genau 65 Jahren gaben sich Gerda-Marie und Klaus Schmid das Ja-Wort, das bis heute anhält. Am Dienstag, dem 11. April 2023 feiert das Schlebuscher Ehepaar ihre Eiserne Hochzeit. Sie lernten sich beim Tanzen in den Leverkusener Rheinterrassen kennen. Gerda-Marie sagt heute: „Zwischen uns hat es direkt geknallt.“ An dem Abend begleitete der damals 21-Jährige sie nach Hause, und zwar zu Fuß in das knapp sieben Kilometer entfernte Stammheim.

„Das weiß ich nicht mehr“, ergänzt Klaus halb scherzhaft, halb ernst gemeint. Denn, so erklärt es Tochter Andrea: „Er hat kein gutes Gedächtnis mehr. Der Kopf will nicht mehr.“ Was über die Jahre mental verloren gegangen ist, gleicht er physisch aus: Im Alter von 88 Jahren läuft er jeden Morgen zwei Stunden lang durch den Wald. „Ich habe ihn getaggt und weiß immer, wo er ist“, verrät Gerda-Marie mit einem Grinsen. Bis vor Kurzem folgten auf den Spaziergang noch einhundert Liegestützen. Dann machte die Schulter nicht mehr mit.

Gemeinsames Hobby verbindet das Paar

Der Sport und die Bewegung waren schon immer das, was die Schmids verband. 1973 gründeten die Eheleute die Tennisgemeinschaft Leverkusen mit. „Beim Tennis war Klaus immer besser als alle anderen. Aber er war lieb und hat mir einfache Bälle aufgelegt“, sagt Gerda-Marie zurückblickend. Ein gemeinsames Hobby sei wichtig für den Zusammenhalt in der Ehe.

Gerda-Marie und Klaus Schmid mit ihrer Tochter beim Leverkusener Karneval.

Gerda-Marie und Klaus Schmid mit ihrer Tochter beim Leverkusener Karneval.

Später trainierte er ihre zwei Kinder, Andrea und Klaus. Andrea weiß die Bedeutung des Sports zu schätzen: „Wir haben unsere Jugend auf dem Tennisplatz verbracht, und zwar mit unseren Eltern. Das sieht man heutzutage nicht mehr häufig.“ Nachdem die Familie ein Spiel von Steffi Graf im Fernseher verfolgt hatte, musste Andrea sofort auf den Platz und die abgeguckte Schlagtechnik der Tennis-Legende einstudieren.

Pausen taten der Ehe gut

Gerda-Marie erklärt: „Das mit dem Tennisspielen hat für uns in Persien angefangen.“ Ihr Ehemann arbeitete 50 Jahre lang für die Firma „Textar“, die auf der Mülheimer Straße Bremsbeläge herstellte. Für die Firma ging er nach Teheran, die ehemalige Sowjetunion, später nach Polen. 

Fernbeziehung mit Kindern war in den 1960er- und 1970er-Jahren nicht einfach. Doch ihre Ehe war stark genug, um die geografische Trennung zu überstehen. „Ich habe mich immer gefreut, wenn er wieder da war. Eigentlich haben diese zwischenzeitlichen Pausen unserer Ehe gutgetan.“

Gerda-Marie blieb mit den Kindern Zuhause und gab dafür ihren Job im Lebensmittelgeschäft Konsum auf. In der Wiesdorfer Filiale war sie 15 Jahre lang Kassiererin, später übernahm sie die Filialleitung. „Als ich schwanger an der Kasse saß, wurde mein Arm immer kürzer, weil mein Bauch größer wurde. Deshalb ist die Andrea heute ein Mathe-Ass, weil sie damals so nah an der Kasse lag“, scherzt sie liebevoll. 

Leverkusenerin lebt für das Ehrenamt

Als Mutter arbeitete Gerda-Marie dann im Ehrenamt. Im besagten Tennisverein, als „Grüne Dame“ im Wiesdorfer St. Joseph Krankenhaus und im Seniorenzentrum der AWO. Dort ist sie bis heute fast jeden Tag, ob in der Kleiderkammer oder zum Spielen mit ihren Freunden.

Im Seniorenzentrum werden die Schmids am Dienstag auch mit Freunden feiern. Sogar Oberbürgermeister Richrath hat sich angekündigt, verraten die SPD-Mitglieder mit Vorfreude. Am darauffolgenden Wochenende fahren sie mit ihren Kindern und Enkeltöchtern nach Ahrweiler: „Wir wollten die Menschen an der Ahr ein bisschen unterstützen.“

Nach 65 Jahren Ehe haben sie wenig unerfüllte Wünsche. Nur ihre Urenkel möchten sie noch kennenlernen. „Und Papa hat mir versprochen, dass wir unseren gemeinsamen 150. Geburtstag feiern“, sagt Tochter Andrea. Mit einer Bewunderung stellt sie fest: „Ich habe meine Eltern noch nie wirklich streiten sehen.“ Ihre Mutter ergänzt: „Man konnte mit ihm auch nicht streiten. Er ist so ein Gutmensch.“ „Soll ich das jetzt ändern?“, fragt Klaus ironisch. Seine Tochter antwortet lachend: „Nein Papa, bleib wie du bist.“

KStA abonnieren