ForschungSo will Covestro in Leverkusen die Recyclingquote erhöhen

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Blick nordwärts auf die Covestro-Zentrale an der B 8 mit dem Bayer-Kreuz im Hintergrund

In der Covestro-Zentrale wird permanent über mehr Wiederverwertung von Kunststoffen nachgedacht.

Nur neun Prozent des Plastikmülls werden wiederverwertet. Das kann so nicht bleiben, sagt Vorstandschef Markus Steilemann.

Nächste Woche soll auf der UN-Konferenz in Paris ein Abkommen gegen Plastikmüll auf den Weg gebracht werden. Derzeit gelangen laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) pro Jahr rund 22 Millionen Tonnen Kunststoffabfall einschließlich Mikroplastik in die Ozeane und die Umwelt. Wird dagegen nichts unternommen, könnte sich diese Menge bis 2060 sogar  verdoppeln.

Um das zu vermeiden, müsse die derzeit noch sehr geringe Wiederverwertung angekurbelt werden, hieß es am Donnerstag bei Covestro. In Leverkusen hat der Kunststoff-Konzern Erfolge bei der Entwicklung chemischen Recyclings erzielt. Zudem wolle man gemeinsam mit sechs anderen Chemiekonzernen ein globales Forschungszentrum zur Verarbeitung von Kunststoffabfall gründen.

Konsum und Produktion gehen so nicht weiter

Die Menschheit müsse ihre „Konsumgewohnheiten und Produktionsmuster grundlegend ändern“, betont Covestros Vorstandschef Markus Steilemann. „Wir müssen die Kreislaufwirtschaft verwirklichen“, dabei komme seinem Unternehmen – ebenso wie bei der klimaneutralen Produktion – eine zentrale Rolle zu. Im Moment liege die globale Recyclingquote von Plastikmüll erst bei neun Prozent. Mit mehr Wiederverwertung in industriellem Maßstab ließe sich einer Studie zufolge bis 2050 fast 60 Prozent der Kunststoffproduktion durch recycelte Materialien decken. Dadurch würde auch der Erdölverbrauch um 30 Prozent gesenkt. 

Um in der Sache voranzukommen, wollen sieben internationale Chemiekonzerne, unter ihnen Covestro, zusammen mit der niederländischen TNO die Forschungs- und Entwicklungsarbeit beim Recycling vorantreiben. Dort soll an Verfahren gearbeitet werden, um mehr Plastikmüll mit einem geringeren CO2-Fußabdruck zu verarbeiten. Zuerst wolle man sich auf das Sortieren, Reinigen und Aufbereiten von Kunststoffabfällen konzentrieren, um sie für weitere Techniken der Wiederverwertung geeignet zu machen, hieß es am Donnerstag.

Ein Kernproblem sei, dass sich manche Kunststoffarten bisher nicht oder kaum recyceln lassen. Deswegen forciere Covestro die Entwicklung des chemischen Recyclings als zusätzliche Methode. Dabei wird gebrauchter Kunststoff in seine chemischen Bestandteile zerlegt, um aus diesen Molekülen dann wieder neues Material herzustellen.

Wie das geht, zeigt das Unternehmen in einer Pilotanlage in Leverkusen. Dort wird weicher Schaumstoff aus Matratzen wieder in die beiden zentralen Komponenten zerlegt und wiederverwertet. Das könnte sich lohnen: Jedes Jahr landen bislang allein in der Europäischen Union rund 40 Millionen Matratzen in Müllverbrennungsanlagen oder auf Deponien. In jeder Matratze stecken 15 bis 20 Kilogramm Schaum. 

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