Geflüchtete JugendlicheWie Leverkusen zu einem Wohlfühlort werden kann

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Kinder der internationalen Klasse der Theodor-Wuppermann-Hauptschule beim Kochen im Jugendzentrum Bunker.

Leverkusen – „Esskultur in Deutschland“ heißt die erste Unterrichtsstunde für die internationale Klasse der Theodor-Wuppermann-Hauptschule, die nicht in der Manforter Schule, sondern im Wiesdorfer Jugendzentrum Bunker stattfindet. Gemeinsam gekocht haben die 18 Jugendlichen zwischen zehn und 13 Jahren: Spaghetti Bolognese, einmal mit, einmal ohne Fleisch. 

Deutsch in allen Lebenslagen

„Na ja, das ist vielleicht nicht typisch deutsch, aber es ist Teil unserer Esskultur“, sagt der Klassenlehrer Bahdir Yilmaz schmunzelnd. Und Hauptziel des Projekts sind ja auch nicht typisch deutsche Rezepte, sondern das Erlernen der deutschen Sprache in einem alltäglichen Umfeld. „Wir wollen, dass die Schüler Deutsch in einem anderen Kontext erleben, eben in allen Lebenslagen“, sagt Schulleiterin Mareen Lethaus. Deswegen findet bis Weihnachten dienstags die fünfte und sechste Unterrichtsstunde im Bunker statt.

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Das gemeinsame Kochen mit anschließendem Vokal-Wiederholen war die erste Stunde, es folgen ganz verschiedene Inhalte: Schmuck-Herstellung, Basteln für den Herbst, Laser-Tag – ganz nebenbei lernen die Jugendlichen so kennen, was das Jugendzentrum alles zu bieten hat. „Viele der Geflüchteten leben noch in Gemeinschaftsunterkünften, ihre Welt beschränkt sich aktuell stark auf diesen Ort und die Schule“, sagt Lethaus. 14 der 18 Jugendlichen dieser Klasse sind vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet, die anderen stammen vor allem aus Afrika.

Leverkusen als Wohlfühlort

„Für sie ist das hier auch ein Erprobungsfeld“, sagt Bunker-Leiter Reiner Hilken. „Sie sollen herausfinden, ob Leverkusen für sie nur ein Zufluchtsort ist, oder auch ein Ort des Wohlfühlens.“ Gesellschaftliche Teilhabe ist das Schlüsselwort – das Jugendzentrum selbst bietet viele Möglichkeiten, aber auch weitere Wege in die Stadtgesellschaft, etwa bei organisierten Besuchen in der Bay-Arena oder dem Calevornia.   

Anreise mit dem Bus üben

Zu verdanken hat die Theodor-Wuppermann-Schule die Kooperation vor allem ihrer Schulsozialarbeiterin Claudia Müller. „Ich war ungefähr die erste Besucherin und habe einen großen Teil meiner Jugend hier verbracht“, sagt Müller. Deswegen freut sie sich sehr, wenn sie sieht, wie begeistert die Jugendlichen den Unterricht im Bunker annehmen. „Die Aufregung ist groß, hier bieten sich für die Kinder auch ganz neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung: Singen, Tanzen, Fitness.“ Viele hätten schon gesagt, dass sie gerne häufiger kommen wollen, mit ihnen will sie in der kommenden Woche die Anreise mit dem Bus üben. 

Deutscher Nikolaus 

Reiner Hilken freut sich auf den Austausch zwischen den neuen und den regelmäßigen Besuchern. Kultureller Austausch steht auch auf dem Lehrplan ganz groß: An zwei Tagen werden internationale Kochkulturen thematisiert, sodass die Jugendlichen auch etwas aus ihrer Heimat beisteuern können. Aber auch die deutschen Bräuche zu Nikolaus und Weihnachten werden gefeiert. 

Insgesamt gibt es an der Theodor-Wuppermann-Schule fünf internationale Klassen. Eine weitere davon hat schon angemeldet, dass sie im nächsten Halbjahr den Unterricht im Bunker haben wollen.

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