Hilfe für ObdachloseGrundschulkinder sammeln Geld und spenden es an Bedürftige

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Max v. Hebel, Louise Beller

Max v. Hebel, Louise Beller

Leverkusen – Max und Louise sind auf dem Heimweg von der Schule. Seit dem Kindergarten sind sie befreundet, mittlerweile geht Max in die vierte, Louise in die dritte Klasse. Es ist im kalten Dezember des Coronajahres, als die beiden eine Gruppe von Obdachlosen sehen. Noch auf dem Weg beschließt das Kinderduo, etwas für die Menschen auf der Straße zu tun.

50 bis 60 Bekannte angerufen

„Wir haben Menschen gesehen, die nichts hatten“, erzählt Max knapp einen Monat später. „Also haben wir alle angerufen und gefragt, die wir kannten, ob sie Geld spenden wollen.“ Die beiden Neunjährigen wurden dabei von ihren Eltern unterstützt, die ihre Telefonbücher zur Verfügung stellten. „Das war kurz vor Weihnachten“, erinnert sich Louise. 50 bis 60 Bekannte und Freunde haben sie so für ihre Sache gewinnen können. Sage und schreibe 1600 Euro kamen bis Anfang Januar zusammen. Nun musste nur noch ein Weg gefunden werden, um die Geldspritze an der richtigen Stelle anzusetzen. Max und Louise war es wichtig, eine Leverkusener Organisation zu unterstützen – sie fanden den Verein „Kältegang“.

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Am Samstagnachmittag teilen diese Ehrenamtlichen jede Woche Essen für die Obdachlosen der Stadt aus. Von 16 bis 17 Uhr gibt es am Marktplatz hinter der Herz-Jesu-Kirche in Wiesdorf eine warme Mahlzeit und Lebensmitteltüten. Während des Pressetermins bildet sich schon eine hungrige Schlange. „Es ist für uns alle eine Herzensangelegenheit“, bekennt Monika Jähn, deren Tochter Deniz Palabiyikli den „Kältegang“ vor gut zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Sechs feste Ehrenamtliche und weitere freie Helfer machen alles selbst: Von Spendengeldern kaufen sie ein und kochen; auch außerhalb der Speisung am Samstag suchen sie die Bedürftigen auf, stellen Kontakt her. „Die Supermärkte geben alles nur an die Tafel und an Foodsharing, und auch von denen bekommen wir nichts“, erklärt Palabiyikli auf Nachfrage. Die Altenpflegerin betreibt den Verein zurzeit als Vollzeitjob. Momentan seien auch die Corona-Regelungen einschneidend: Die Menschen dürften nicht mehr zusammensitzen, es gebe nur Einweggeschirr. „Aber wir sind froh, zumindest die Erlaubnis wieder bekommen zu haben“, so die junge Gründerin.

Schön gestalteter Spendenscheck

„Make It Happen“, steht dementsprechend auch auf einem großen Banner, das neben dem Zelt aufgehängt ist, wo Palabiyikli, ihr Mann und ihre Helfer das warme Essen an den Mann und die Frau bringen. Ein weiteres großes Plakat haben Max und Louise, die Spendensammler, bemalt. Es ist ein liebevoll gestalteter Spendenscheck, den die Kinder aufgeregt übergeben.

„Ganz ehrlich, so einen schönen Scheck haben wir noch nie bekommen“, antwortet Monika Jähn gerührt. „Der wird gerahmt und kommt an einen Ehrenplatz.“ Doch nun müssen sich die Schaulustigen langsam verziehen, um die Schlange stehenden Stammgäste nicht länger hungrig warten zu lassen.

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