„Orientierungshaus“ im Atrium HotelEin Ort für Wohnungslose, um zur Ruhe zu kommen

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Zum Jahresbeginn sollen im alten Atrium Hotel in Schlebusch 18 wohnungslose Menschen eine Unterkunft im „Orientierungshaus“ finden.

Zum Jahresbeginn sollen im alten Atrium Hotel in Schlebusch 18 wohnungslose Menschen eine Unterkunft im „Orientierungshaus“ finden.

Stefanie Strieder ist schwer beschäftigt. Die Fachdienstleitung für soziale und berufliche Integration der Caritas führt momentan dauerhaft Vorstellungsgespräche. Grund dafür ist die bevorstehende Inbetriebnahme des alten Atrium-Hotels in Schlebusch. Hier sollen Anfang nächsten Jahres 18 wohnungslose Menschen in ein „Orientierungshaus“ einziehen – und dafür braucht es Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die die Klienten betreuen.

Erst gemütliches Stadthotel, dann Flüchtlingsunterkunft

2015 war das Atrium noch ein unscheinbares Comfort-Hotel. „Gemütliches Stadthotel, verkehrsgünstig gelegen, moderne Ausstattung“ – so ist es noch auf dem Online-Portal „Holiday-Check“ zu lesen. Als jedoch immer mehr Geflüchtete Leverkusen erreichten, kaufte die Stadt das Gebäude und brachte dort vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter. Diese wohnen dort nun allerdings schon lange nicht mehr – und das Hotel soll zu einem neuen zentralen Ort der Arbeit mit wohnungslosen Menschen in Leverkusen werden. Im Gegensatz zu anderen Notunterkünften über den Winter verspricht man sich vom Atrium-Hotel, dass die Wohnungslosen von dort aus in dauerhafte Wohnverhältnisse vermittelt werden können (siehe „Unterbringung in Containern“).

Unterbringung in Containern

Im Sozialausschuss hat die Fraktion Opladen plus beantragt zu prüfen, ob die mit der Fertigstellung der Flüchtlingsunterkunft in der Sandstraße frei werdenden Container im Winter von Wohnungslosen bezogen werden können. Sabine Willich von der Stadtverwaltung gab dazu an, dass Bewohner der Unterkünfte zwar nach und nach auszögen, die Container sich allerdings bis zum Frühjahr nicht so weit leeren würden, dass sie anders nutzbar seien. Zudem würden die Container an der Jägerstraße für die Schulnutzung umgebaut, die Unterkunft an der Felderstraße diene als Quarantäneunterkunft.

Die Verwaltung werde aber Unterbringungsmöglichkeiten in den Containern prüfen. (awe)

„Wenn es nach mir ginge, hätten wir gestern schon aufgemacht“

„Es ist wichtig, dass die Menschen schneller aus den Notunterkünften kommen. In einer ruhigen Umgebung kann man Perspektiven entwickeln – und schauen, wo die Reise hingeht“, erklärt Stefanie Strieder. Aktuell warte man noch auf eine Kostenzusage vom Landschaftsverband – doch auch die seien sehr interessiert daran, dass es im Atrium bald losgehen kann, versichert sie. „Wenn es nach mir ginge, hätten wir gestern schon aufgemacht“, sagt Strieder.

Corona verschärft die Situation der Wohnungslosen

Die Situation auf Leverkusens Straßen ist gerade durch Corona besonders angespannt. In der Notschlafstelle im Bunker könne man zwar zum Glück auf eine Einzelbelegung gehen – in allen anderen Unterkünften schlafen die Menschen jedoch notgedrungen dicht an dicht. Durch ihr Leben auf der Straße sind viele Wohnungslose außerdem bereits gesundheitlich angeschlagen. Und: „Wir merken, dass es immer mehr werden“, so Strieder. Nicht nur bevorzugen durch die kalte Jahreszeit viele Wohnungslose nun die Schlafstellen statt der Straße. Es kommen auch immer mehr Bedürftige auf die Caritas zu. Ob das mit Corona zusammenhängt? Möglich. „Viele werden durch eine Trennung wohnungslos. Durch die viele Zeit zusammen Zuhause können sich mehr Streitigkeiten entwickeln“, sagt die Fachdienstleiterin.

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Schwieriger Wohnungsmarkt

Dazu kommt, dass der Wohnungsmarkt extrem angespannt ist – sich einfach etwas anderes zu suchen, wird immer schwieriger. Und gerade wohnungslose Menschen sind für viele Eigentümer keine attraktiven Mieter.

Dabei ist es auch für Wohnungslose enorm wichtig, einen Raum für sich zu haben. In den Notunterkünften müssen sich Zimmer geteilt werden. „Sie dürfen nicht vergessen, dass für viele der einzige Moment allein oft der unter der Dusche ist“, erzählt Stefanie Strieder. Deshalb freut sie sich bereits auf die Möglichkeiten im Atrium-Hotel: „Die Klienten haben dort ihre eigenen geräumigen Zimmer und Bäder, es gibt eine Teeküche und Aufenthaltsräume.“ Das Leben im Hotel soll für ihre Klienten trotzdem befristet sein. In der Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern sollen Perspektiven und dauerhafte Wohnverhältnisse gefunden werden.

„Orientierungshaus“ bietet Chance für langfristige Perspektiven

Stefanie Strieder hat schon einige Namen im Kopf, wer in eines der 18 Zimmer im Atrium-Hotel einziehen könnte. „Wir kennen die Leute ja ganz gut“, sagt sie. Trotzdem gehe man momentan noch etwas verhalten mit dem „Orientierungshaus“ um: „Wir haben noch nicht mit so vielen Klienten darüber gesprochen. Denn es ist frustrierend für die Menschen, wenn es sich am Ende verzögern sollte.“

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