Historie der Beamtenkolonie in LeverkusenSieben Bauphasen und eine versunkene Schule

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Es gibt mehrere Baustile in der Siedlung und die Häuser unterscheiden sich alle.

Leverkusen – Beim Bau der Beamtenkolonie, in der früher sogar Bayer-Vorstandsmitglieder gewohnt haben, hatte die Störfallproblematik noch nicht den Stellenwert von heute. Mit dem Bauen der ersten Häuser begann man 1895, also sieben Jahre bevor Carl Duisberg den Sitz der Bayer-Konzernzentrale von Elberfeld nach Leverkusen verlegte.

Das Werksgelände war damals natürlich weniger ausgedehnt.

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Heute stehen noch 63 Prozent der Siedlung. Ein frühes Bild der Kolonie. Rechts vorne liegt die Düsseldorfer Straße.

Dennoch: Chemie-Unfälle nahm man sicherlich gelassener hin. Im Gegenteil war die Nähe sogar Teil der Planung, weil wichtige Mitarbeiter schnell zur Stelle sein konnten, wenn's nötig war. Eine Überlegung mag gewesen sein: Da sogar der Generaldirektor und die Werksbeamten so nah an der Produktion wohnten, konnte es doch mit den Dünsten der Industrie gar nicht so schlimm sein.

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Der Fotograf stand auf der Carl-Duisberg-Straße, das Haus hinten steht an der Carl-Rumpff-Straße.

Die Kolonie liegt extrem verkehrsgünstig bis 1958 hatte man mit der „Linie O“ zwischen Mülheim und Opladen einen Straßenbahnanschluss, ab 1914 hielten Züge am alten Bahnhof Wiesdorf am Rudolf-Mann-Platz, der später durch die S-Bahn-Station Bayerwerk, jetzt Chempark ersetzt wurde.

Sieben Bauphasen, heute stehen davon noch 63 Prozent

Die Kolonie an der Carl-Duisberg-Straße entstand in sieben Bauphasen bis 1936 und die Stile der Haustypen sind entsprechend unterschiedlich. Der Bunker gegenüber Tor 1 wurde bereits 1936 vor dem Krieg gebaut. Die ersten Häuser baute man westlich der Düsseldorfer Straße, also auf der Werksseite. Diese Gebäude wurden Mitte der 1950er-Jahre abgebrochen.

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Ein Luftbild, rechts unten ein teil der Beamtenkolonie.

Auch größere Siedlungsteile auf den Grundstücken, auf denen heute die großen Parkplätze und Büros an der Bundesstraße liegen, sind Geschichte. In der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre wurden Teile der Siedlung  abgebrochen, heute stehen 63 Prozent der ursprünglichen Häuser.

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Ganz hinten sieht man die Covestro-Zentrale. 

1986 kam die Kolonie unter Denkmalschutz.

Eine versunkene Schule

Nördlich der Kolonie gab es eine Schule, einen Kindergarten und ein Bayer-Kaufhaus. 1954 baute man noch die Kirche Sankt Maria Friedenskönigin, die wegen ihres extravaganten Baukörpers „Sprungschanze Gottes“ hieß. Sie ersetzte eine frühere Notkirche, die direkt nördlich des Bunkers am Platz der leeren Sparkassen-Filiale steht.

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Unter dem Parkplatz an der Christian-Heß-Straße liegt eine Altlast. Man verfüllte eine Kiesgrube  mit Produktionsabfall, hauptsächlich Gips, der bis heute instabil ist. Darauf stand „die versunkene Schule“, wie man sie nannte. 1932 eingeweiht, gab der Untergrund  nach; die Grundschule wurde 1954 abgebrochen, weil sie einsturzgefährdet war.

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