KommentarGar nicht erst daran denken, wertvollen Leverkusener Wohnraum zu opfern

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Blick aus der Beamtenkolonie zum Bayerkreuz. 

Leverkusen – Für eins ist gerade wirklich nicht die Zeit: bestehenden Wohnraum zu opfern.

Fakt ist erstens: In der Beamtenkolonie stehen eine Menge Wohnungen leer. Und leider erklärt die Inhaberin Bayer nicht, weshalb das so ist – und wie viele das jetzt wirklich sind.

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Abends fällt es besonders auf, dass längst nicht alle Wohnungen in der Beamtenkolonie vermietet sind. 

Zweitens: Diese Wohnungen werden gebraucht. Ja, die Edel-Kolonie (vor 127 Jahren war dort Baubeginn) haben Tüv, Behörden und Industrie 2015 in den inneren Kreis der Seveso-Schutzzone ums Werk herum aufgenommen. Aber wieso eigentlich? Bei der Grenzziehung im Gutachten, das festlegt, wo wohnen zu gefährlich ist, ging es an manchen Stellen durchaus kreativ zu.

Großzügig war man bei Neubauten in Wiesdorf

Großzügig war man etwa in Wiesdorf. Wohnungsneubauten an der Niederfeldstraße und demnächst im Ganser-Quartier etwa konnten und können erfreulicherweise trotz des Seveso-II-Gutachtens nah am Werk entstehen. Manches Wiesdorfer Haus steht näher an gefährlichen Anlagen als die Beamtenkolonie.

Schwierigkeiten bei der Vermietung der Wohnungen in der Beamtenkolonie – zuletzt auch an Menschen aus der Ukraine – erklärt man damit, dass dort nur „betriebszugehöriges Wohnen“ erlaubt sei.

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Aber gerade diese Regel ist zu überdenken: Weshalb soll sich eine Sekretärin, nur weil sie in einem Büro im Chempark arbeitet, bei einem Chemieunfall klüger verhalten als etwa eine Polizistin oder eine Krankenschwester aus dem Klinikum? Betriebsfremde kann man doch ebenso gut mit Handlungsanweisungen für den Chemie-Ernstfall versorgen wie Werksangehörige.

In Bezug auf den Status der Beamtenkolonie gäbe es also durchaus einiges zu überlegen. Nur an eines sollten die Verantwortlichen bei Bayer und in der Verwaltung noch nicht einmal denken: Die Kolonie als Wohnsiedlung aufzugeben.

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